Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich auf Video. Aber du solltest das Zimmer vielleicht auch auf Glasfaserkameras untersuchen lassen. Es ist möglich, dass er bei der Entdeckung der Leiche zusehen wollte.«
    »Er blieb da, bis sie tot war?«
    Tony nickte. »Ein großes Risiko. Der Mörder war sich seiner Sache recht sicher. Er kannte Sandies Angewohnheiten so gut, dass er überzeugt war, nicht gestört zu werden. Er hat sie wahrscheinlich für die Nummer bezahlt, bevor sie die Lage der Dinge einschätzen konnte. Wahrscheinlich war er zum Geschlechtsverkehr nicht in der Lage, wollte aber reden und etwas über ihre Angewohnheiten herausfinden. Ihr solltet herumfragen, ob sie vielleicht zu ihren Kolleginnen irgendetwas darüber gesagt hat.«
    Carol merkte sich dies, um später entsprechende Maßnahmen zu treffen. Vernon nahm die Plastiktüten von Sandies Händen ab und fing an, unter den Fingernägeln Proben herauszukratzen. »Was meinen Sie, wann ist der Tod eingetreten?«, fragte Carol.
    »Selbst unter günstigsten Umständen kann es nur eine ungenaue Prognose geben«, sagte Vernon trocken. »Irgendwann zwischen Mitternacht und acht Uhr gestern früh, genauer kann ich’s nicht sagen.«
    »Ich nehme an, es ist nicht möglich festzustellen, ob sie Sex hatte, bevor sie angegriffen wurde?«, fragte Carol.
    »Das ist aussichtslos. Die Verletzungen des umgebenden Gewebes sind so schwer, dass man unmöglich sagen kann, ob es schon vorher Prellungen gab. Anzeichen für ein grobes Eindringen in den Anus gibt es keine, wenn Sie das tröstet.«
    Bevor Carol antworten konnte, ging die Tür hinter ihnen auf. Tony schaute sich um. Dieser kurze Blick sagte ihm bereits, dass die Frau, die gerade den Raum betreten hatte, Polizistin war. Irgendwie ließ ihre lässige Autorität in dieser Situation unmissverständlich darauf schließen. Sie trug einen langen schwarzen Ledermantel, dessen Kragen wegen des stürmischen Wetters draußen hochgeschlagen war, wodurch sie aussah, als wolle sie für eine feministische Variante von Matrix vorsprechen. Während sie auf Carol zuging, warf sie kaum einen Blick auf die Leiche auf dem Tisch.
    »Morgen, DCI Jordan,« sagte sie. »Mr. Brandon sagte mir, ich würde Sie hier finden.«
    Carol verbarg ihre Überraschung, allerdings nicht vor Tony. Er kannte Carol gut genug, um ihre hochgezogenen Augenbrauen und die leicht aufgerissenen Augen deuten zu können. »Sergeant Shields«, sagte sie. »Was führt Sie hierher?«
    »Mr. Brandon hat Sie nicht angerufen?« Jan war konsterniert.
    »Nein.«
    »Aha. Ich nehme an, er hat eine Nachricht auf Ihrer Mailbox hinterlassen. Ich habe selbst versucht, Sie anzurufen und konnte Sie nicht erreichen. Jedenfalls hat er mich für diese Ermittlung Ihrem Team zugeteilt. Er sagte, Ihnen fehle ein Sergeant und er hätte gedacht, es sei zweckmäßig, jemanden in der Gruppe zu haben, der das Straßenleben hier kennt.«
    »Das klingt logisch.« Carols Stimme war eisig. Brandon schien schon jetzt sein Versprechen zu brechen, er werde ihr freie Hand lassen, und was das über sie selbst aussagte, passte ihr nicht.
    »Das fand er wohl auch«, sagte Jan und wandte sich Tony zu. »Und dies muss wohl der Mann sein, der unsere Gedanken lesen kann.«
    Tony gab sich den Anschein, so etwas schon öfter gehört zu haben. »Nur wenn Sie ein Serientäter mit sexuellen Motiven wären.«
    Jan lachte. »Meine Geheimnisse sind also sicher vor Ihnen.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Jan Shields.«
    Tony erwiderte ihren Händedruck. Eine starke, warme Hand. Genau das, was er von einer Person erwartete, die gerade ihre Selbstsicherheit demonstriert hatte.
    Jan wandte sich wieder Carol zu. »Schon wieder eine abgekratzt, hm?«
    »Auf eine besonders unangenehme Weise«, antwortete Carol streng.
    Jan zuckte mit der Schulter und trat näher, um besser sehen zu können, was Vernon tat. »Ist eben ein hohes Berufsrisiko.«
    »Genau wie bei der Polizei«, erwiderte Carol. »Aber wenn jemand von uns stirbt, wird uns doch etwas mehr Respekt entgegengebracht.«
    Jan lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, ich will nicht abgebrüht klingen. Aber wenn man schon so lange wie ich im Sittendezernat ist, sehen sie alle nur wie Fleisch aus, auch wenn sie noch zum Lebendvieh gehören.«
    Tony überraschte Jans Haltung nicht. Er hatte bereits zu viele Polizisten und auch forensische Psychologen am Rande absoluter Erschöpfung kennengelernt, als dass er kein Verständnis für die Abwehrhaltung gehabt hätte, die sie sich

Weitere Kostenlose Bücher