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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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zulegten. Er trat einen Schritt zurück und näherte sich dem Tisch.
    »Haben Sie auch die Obduktionen vor zwei Jahren gemacht?«, fragte er.
    Vernon nickte. »Ja.«
    »Was meinen Sie?«, fragte Tony.
    »Wenn ich nicht wüsste, dass es nicht sein kann, würde ich sagen, diese Frau war ein Opfer des gleichen Mörders. Die Verwundungen sind ganz unverwechselbar, eigentlich einzigartig. Ich habe so etwas nur einmal gesehen, bei den Morden, die Derek Tyler nachgewiesen wurden.«
    »Womit hat er das gemacht? Mit einer Art Messer?«
    »Soweit ich mich erinnere, hat Tyler niemals preisgegeben, was er als Waffe benutzte. Damals vermutete ich, dass es etwas Selbstgebasteltes war«, sagte Vernon. »Die Verletzungen passen jedenfalls zu keinem Objekt, das mir jemals untergekommen ist. Und ich habe die Meinung eines Kollegen eingeholt, der Gutachter für die bei Verletzungen wahrscheinlich benutzten Geräte ist.«
    »Was für ein selbst gebasteltes Objekt also?«, warf Carol ein.
    Vernon betrachtete die Schneide seines Skalpells. »Es ist schwierig, dazu etwas Verlässliches zu sagen. Die Verletzungen passen zu einer schmalen flexiblen Klinge. Eher zu einer Rasierklinge als zu einem Messer. Aber es sind Dutzende, ja Hunderte von Schnittverletzungen. Das Genaueste, was mein Kollege und ich uns vorstellen konnten, ist eine Art Dildo aus Latex, in den eine Reihe von Rasierklingen ziemlich tief eingesetzt waren.«
    Carol zog hörbar die Luft ein. »Mein Gott«, sagte sie.
    »Gefahr im Verzug. Das sind Verrückte«, sagte Jan sarkastisch. »Stimmt’s, Dr. Hill?«
    Tony runzelte die Stirn. Es war nicht logisch. Das alles passte nicht zusammen. Wenn die Polizei den falschen Mann festgesetzt hatte, hätte der wirkliche Mörder bestimmt so reagiert, dass er gleich damals ein anderes Opfer überfallen hätte. Sexuell motivierte Mörder mochten es nicht, dass andere die Anerkennung für ihre Taten bekamen. Zwei Jahre zu warten bis zum nächsten Mord, das passte nicht ins Muster. Er musste diese Sache durchsprechen.
    »Carol?«, sagte er leise.
    Aber sie war in Gedanken ganz woanders. Mit einer Kopfbewegung wies sie auf Tony, ohne ihn direkt anzusehen.
    »Jan, Dr. Hill glaubt, dass unser Mann öfter bei Sandie gewesen ist. Können Sie herausfinden, mit wem sie oft zusammen war und ob sie einen Freier erwähnt hat, der mit ihr über sich selbst sprechen wollte? Es ist möglich, dass er Schwierigkeiten hatte, eine Erektion zustande zu kriegen.«
    Jan lachte schnaubend. »Das grenzt es ja wohl kaum ein. Sie würden sich wundern, wie viele Freier keinen hochkriegen, wenn’s drauf ankommt. Deshalb werden die Mädchen dann oft geschlagen. Aber ja, ich werde sehen, was ich rauskriegen kann.« Sie zog ihren Mantelkragen enger um den Hals. »Ich mach mich dann vom Acker. Bis später.«
    Tony sah zu, wie sie im dunklen Teil des Raums verschwand, und horchte, wie sich hinter ihr die Tür schloss, bevor er sich wieder an Carol wandte. Im Raum war nichts zu hören außer dem Klirren der Metallinstrumente, wenn Vernon ein Instrument der Zerlegung gegen das nächste austauschte. »Carol, ich komme einfach immer wieder zu dem Ergebnis, das ich schon erwähnt habe. Bei dieser ganzen Sache liegt eine unmögliche Konstellation vor. Wenn Derek Tyler wirklich die Morde begangen hat, für die er verurteilt wurde, entbehrt es jeder Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Befriedigung durch eine so genaue Nachahmung seiner Taten finden würde. Es widerspricht jeder psychologischen Grundtatsache, die ich kenne. Jemand inszeniert die Situation und lässt das entstehen, was wir sehen sollen.«
    »Aber die Gerichtsmedizin …«
    »Ich weiß, was du gesagt hast«, unterbrach sie Tony. »Aber dein Team muss sich diese Akten noch mal auf einen etwaigen Fehler hin ansehen. Und wenn es einen gab, dann musst du dir Männer vornehmen, die in letzter Zeit nach zweijährigem Gewahrsam aus dem Gefängnis oder aus Bradfield Moor entlassen wurden. Das ist die einzige Erklärung für den zeitlichen Abstand. Denn ich würde um meine Berufsehre wetten, dass wer immer die Frauen vor zwei Jahren umgebracht hat, auch Sandie Foster ermordet hat.«
    Carol starrte ihn an, aus ihrem Unterbewusstsein tauchte leise ein Gedanke auf. »Tony? Was wäre, wenn unser Mörder genau darauf gesetzt hätte?«
    »Wie bitte?« Er war ratlos.
    Carol verhedderte sich fast vor Aufregung. »Was wäre, wenn Sandie Fosters Mörder darauf aus ist, dass wir genau diesen Schluss ziehen müssen? Wenn Sandies

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