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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ziehen.«
    »Wen suche ich, Tony? Was kannst du mir sagen?«
    Er runzelte die Stirn. »Er ist weiß, männlich, Mitte zwanzig bis Mitte dreißig. Er kann nicht gut mit Autorität umgehen – er glaubt, er werde von allen unterschätzt. Wenn er eine Arbeit hat, ist er nur unregelmäßig beschäftigt. Aber ich glaube eher, dass er selbständig ist, von der Ausbildung her nichts Besonderes. Macht hier und da Gelegenheitsarbeiten, wie es sich bietet, aber er ist nie lange beim gleichen Arbeitgeber, weil er alles besser zu wissen glaubt. Nur stimmt das nicht. Gesellschaftlich gesehen kommt er einigermaßen zurecht. Er hat keine richtig guten Freunde, aber eine Gruppe von Bekannten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er eine Beziehung mit einer Frau hat.« Tony zog ein gequältes Gesicht. »Und er ist impotent, außer wenn er so etwas wie hier macht.« Er zuckte mit den Schultern. »Nicht viel, mit dem sich etwas anfangen lässt, leider.«
    »Es ist ein Anfang«, sagte Carol, denn sie wusste, dass bei Tony die eher wenig versprechenden Anfänge oft zu einem Ergebnis führten. »Und weiß Gott, im Moment ist jeder Anfang so viel wert, dass ich ihn nicht mit Naserümpfen quittieren werde.«

    Heute Abend fühlt er sich gut. Er hat sein Versprechen an sich selbst gehalten. Diesmal hat es funktioniert. Er war stark, und er war ein Mann. Jetzt sitzt er in der Bar, trinkt Lager und benimmt sich, als wäre es jeder beliebige andere Abend, an dem er sein wohlverdientes Glas Bier trinkt, er hütet sein Geheimnis und weiß, dass die Geschäftigkeit auf den Straßen auf sein Konto geht.
    Diesmal haben sie sie schneller gefunden, genau wie die Stimme es geplant hatte. Zugegeben, dass Sandie später entdeckt wurde, hatte sich zu seinem Vorteil ausgewirkt. Zeit war vergangen, eventuelle Zeugen hatten sich in alle vier Winde verlaufen, was nur die übrig ließ, die sich immer in der Gegend aufhielten und ihn nicht einmal bemerken würden. Aber es war nervenaufreibend gewesen, das Warten und die Anspannung. Diesmal jedoch gab es das nicht. Er wusste, Jimmy de Souza würde diese Treppe hochkommen wie eine Ratte ein Regenrohr, sobald ihm klar wurde, dass der Schlüssel wieder am Haken hing und er kein Geld bekommen hatte. Gieriger Scheißkerl. Geschah ihm recht, dass er mit etwas konfrontiert wurde, das ihm für mehrere Tage den Appetit verderben würde. Er erinnert sich, dass de Souza ihn einmal vor Jahren verarscht hat. Es tut gut, sich zu rächen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Aber es war beklemmend, mit ihr in dem Hotelzimmer zu sein, während sie verblutete. Es kam ihm vor, als dauere es ewig, und obwohl es ihn wirklich erregte, fühlte er sich in diesem Zimmer schutzlos auf eine Art und Weise, wie es bei Sandie nicht gewesen war. Andere Leute waren im Haus. Diesen gierigen Jimmy nicht zu vergessen.
    Aber die Stimme hatte ihm gesagt, was er tun solle, wenn er gesehen würde. Der Gedanke, sein Messer aus dem Futteral zu ziehen und es jemandem in den Bauch zu rammen, war ihm nicht gerade angenehm gewesen. Es kam ihm unkontrolliert vor, nicht Teil der sorgfältig gemeinsam in Szene gesetzten Läuterung. Aber die Stimme hatte erklärt, es könne eines Tages nötig sein, und er hatte sich gesagt, er sei bereit und könne es schaffen.
    Er schaut aus dem großen Panoramafenster der Bar auf die Straße hinaus. Da sind sie, die Bullen mit ihren Notizbüchern, und schreiben Namen und Adressen auf, von denen die meisten bestimmt erfunden sind. Sie fragen die Leute, was sie gesehen haben, wo sie waren. Sie suchen Alibis, Zeugen und einen Mörder, der direkt vor ihrer Nase sitzt. Aber sie können ihn nicht riechen. Er ist außer Reichweite, gesund und wohlauf mit seinem Glas Bier. Er lächelt und erinnert sich an einen Vers aus seiner Kindheit. ›Lauf, lauf, so schnell du kannst, du kriegst mich nicht, ich bin der Pfefferkuchenmann.‹ Ja, das ist er, der Pfefferkuchenmann.

    Jan und Paula beschlossen, in der Nähe des Hotels anzufangen. Es gab zwei Bars in der Bellwether Street dicht neben dem schmalen Eingang zum Woolpack Hotel. Als sie die Straße entlanggingen, fröstelte Jan in der nebligen Nachtluft und zog ihre Handschuhe über. »Es ist bitterkalt heute Nacht«, sagte sie. »Die Mädchen, die im Freien arbeiten, werden keine guten Geschäfte machen.«
    »Verdammt hartes Leben«, sagte Paula mitfühlend und stellte ihren Kragen wegen des dichten Nebels hoch, der wie eine kalte Hand nach ihnen griff.
    »Und wie ist es, mit Don Merrick zu

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