Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
leben?«, sagte Jan beiläufig.
    Paula warf ihr einen überraschten Blick zu. »Die Neuigkeiten sprechen sich ja schnell herum«, sagte sie.
    »Auf ’ner Wache gibt’s keine Geheimnisse«, erwiderte Jan.
    »Dann wirst du ja auch wissen, dass ich nicht im biblischen Sinn mit ihm zusammenlebe«, sagte Paula scharf. »Er schläft in meinem Gästezimmer. Nur, bis er sich berappelt hat.«
    Jan lachte. »Das kann dauern. Schon gut, Paula, ich weiß, dass du nicht mit Don schläfst.«
    Irgendetwas an ihrem Tonfall störte Paula. »Gut. Dann wird es dir ja nichts ausmachen, die andern in dieser Hinsicht aufzuklären.«
    »Willst du das? Willst du wirklich, dass ich allen sage, wieso ich sicher bin, dass du die Mikrowelle mit Don teilst, aber nicht das Bett?« Sie hatte jetzt einen neckenden, spöttischen Tonfall angeschlagen.
    Paula blieb abrupt stehen. »Was soll das eigentlich heißen?«, fragte sie mit einem unguten Gefühl im Bauch.
    Jan drehte sich blitzschnell zu ihr um, und ein Lächeln ließ ihr engelgleiches Gesicht als den Inbegriff der Unschuld erscheinen. »Rainbow Flesh, in Leeds. Beim Tanzen. Ich glaube, es waren Stücke von Beth Ortons ›Central Reservation‹. Deine Tanzpartnerin war sehr hübsch. Mischblut. Hatte ’ne Schlange auf die Schulter tätowiert.«
    Paula versuchte den Schock zu verbergen, der ihren ganzen Körper zu ergreifen schien. »Das war ich nicht«, sagte sie automatisch und dachte gar nicht daran, dass Jan allein schon durch ihre Frage auch ein Geständnis abgelegt hatte. Sie ging weiter. »Du hast offensichtlich mehr freie Zeit als ich, wenn du in Clubs gehen kannst«, fügte sie hinzu und versuchte den Augenblick herunterzuspielen, in dem ihre schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden waren. Ihr wurde fast übel.
    »Geht schon in Ordnung, Paula, ich verrate nichts«, sagte Jan und ging neben ihr her. »Denk doch mal drüber nach. Ich hab genauso viel zu verlieren wie du. Wir wissen doch beide, dass die Streifenpolizisten uns nicht freundlich behandeln, wenn wir es erst mal zugegeben haben, egal, was die Vorgesetzten sagen.«
    »Es gibt nichts zuzugeben«, sagte Paula scharf. Sie brauchte Zeit, darüber nachzudenken, statt mit einer Kollegin, die sie nicht genug kannte, um ihr vertrauen zu können, eine falsche Kameradschaft zu schmieden. Ohne sich umzusehen, ob Jan ihr folgte, überquerte sie die Straße. »Da drüben steht eine Frau, die aussieht, als sei sie bei der Arbeit. Gehen wir doch hin und überprüfen sie.«
    Jan folgte, immer noch das Engelslächeln auf dem Gesicht.

    Am nächsten Morgen war der Nebel zu einem düsteren grauen Schleier mit einem Anflug von Schwefelgelb geworden. Die Fahrzeuge krochen durch die Straßen der Stadt, und der Discjockey von Bradfield Sound konnte seine Wut wegen der langen Verkehrsmeldungen kaum noch unterdrücken. Normalerweise hätte dies keine Auswirkung auf Tony gehabt, der sich der Situation entzogen hätte, indem er die Zeit nutzte und seinen Gedanken nachhing. Aber an diesem Morgen war er voller Ungeduld, schnell zur Arbeit zu kommen.
    Als er nach dem hässlichen Anblick in Zimmer 24 im Woolpack Hotel nach Hause gekommen war, hatte er eine Nachricht von Aidan Hart auf seinem Anrufbeantworter vorgefunden. Als er seinen Chef zurückrief, klang dieser verwirrt und leicht ärgerlich. »Derek Tyler möchte Sie sprechen«, sagte er.
    »Hat er darum gebeten?« Tony fragte sich, was in aller Welt Tom Storey getan hatte, um den Bann von Tylers Schweigen zu brechen.
    »Er hat nicht seine Stimme benutzt, wenn Sie das meinen. Er schrieb auf einen Zettel ›Ich möchte Dr. Hill sprechen‹ und gab ihn einem Pfleger. Sonst stand nichts drauf. Aber der Pfleger dachte, das sei schon ein solcher Durchbruch, dass er mich auf meinem Mobiltelefon anrief«, fuhr Hart gereizt fort.
    »Es tut mir leid, dass Sie am Abend gestört wurden«, sagte Tony, strengte sich aber nicht besonders an, bedauernd zu klingen. »Das ist eine tolle Nachricht. Danke, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.«
    »Ich habe ein Gespräch für morgen früh um neun angesetzt«, fuhr Hart fort.
    Tut mir leid, Carol, dachte er. »Geht in Ordnung. Ich werde da sein.«
    »Im Besprechungszimmer mit dem Beobachtungsfenster«, fügte Hart hinzu. »Ich möchte das selbst sehen.«

    Tony fluchte über das Wetter und den Verkehr und wünschte, er wäre mit den Nebenstraßen in Bradfield so vertraut, dass er die Hauptstraße verlassen und auf schmalen Seitengassen ans Ziel kommen konnte. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher