Toedliche Worte
einer Ihrer besten Mitarbeiterinnen ernsten psychologischen Schaden an, wenn Sie sie zwingen, diese Operation zu leiten.«
Brandon stürzte sich sofort darauf. »Gegen die Operation selbst haben Sie also nichts einzuwenden? Nur dass ich von Carol verlange, die Leitung zu übernehmen?«
Tony hob genervt die Hände. »Die Operation ist fragwürdig. Es wird nur funktionieren, wenn Sie über die Presse die richtigen Meldungen streuen können. Aber, ja, mein Haupteinwand ist die mögliche Gefährdung von DCI Jordan.«
»Meinen Sie, das hätte ich nicht bedacht?«, sagte Brandon und hob die Stimme. »Ehrlich gesagt, ich habe sowieso schon Zweifel, was ihr Selbstvertrauen angeht. Ich glaube, ihr Urteilsvermögen ist getrübt.«
Tony erschrak. »Was meinen Sie damit?«
Brandon überging seine Frage. »Nichts, das ich mit Ihnen besprechen möchte. Aber was glauben Sie, wie gut es für ihr Selbstwertgefühl wäre, wenn ich die Operation jemand anderem übertragen würde? Es ist ihr Fall, Tony, und sie will unbedingt beweisen, dass sie es noch bringen kann. Sie ist die ranghöchste Kripobeamtin für diese Mordfälle. Wenn ich die verdeckte Aktion an jemand anderen vergebe, wird sie denken, ich traue ihr diese Aufgabe nicht zu. Und was noch schlimmer ist, auch ihr Team wird das denken. Wenn wir diesen Weg einschlagen, muss Carol die Führung übernehmen. Mir gefällt es auch nicht, aber ich sehe keine Alternative.«
Tony schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Dann warten Sie doch noch etwas ab. Geben Sie ihnen die Chance, zu sehen, ob sie mit konventionellen Methoden etwas erreichen können. Lassen Sie mich noch einmal versuchen, etwas mehr aus Derek Tyler herauszukriegen. Er ist fast so weit, mir einiges anzuvertrauen, da bin ich sicher.«
Brandon schüttelte den Kopf. »Tyler hat seit zwei Jahren kein Wort gesagt. Warum sollte er jetzt plötzlich anfangen zu reden?«
»Er hat heute Vormittag mit mir gesprochen«, sagte Tony.
Brandons Kopf fuhr hoch. »Er hat was?«
»Er hat mit mir gesprochen.«
»Was hat er gesagt?«
Tony fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste, dass Brandon die Aussicht, aus Tyler Informationen herauszubekommen, in Zweifel ziehen würde, wenn er die Wahrheit sagte. Aber eine Lüge würde auf lange Sicht nur weitere Probleme mit sich bringen. »Er sagte, er könnte nicht mit mir reden, bis die Stimme ihm die Erlaubnis gegeben hätte«, seufzte er.
»Na ja«, sagte Brandon triumphierend. »Das ist ja wohl kaum ein Fortschritt, oder?«
»Natürlich ist das ein Fortschritt«, sagte Tony, dem Brandons Gesichtsausdruck und Körpersprache sagte, dass er schon verloren hatte. »Aber es wird noch eine Weile dauern.«
»Den Luxus können wir uns nicht leisten. Mehr Zeit heißt, dass mehr Frauen sterben werden. Gerade Sie sollten das besser wissen als irgendjemand sonst«, sagte Brandon. »Also, welchen Köder soll ich für die Medien auslegen?«
Tony fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, als wolle er den Ärger und die Angst fortwischen und durch Professionalität und Können ersetzen. Als er sprach, war seine Stimme kalt und distanziert. »Er ist ein Vergewaltiger, dem es um die Demonstration seiner Macht geht. Er ist stolz auf die Kontrolle, mit der er den ganzen Ablauf beherrscht. Er glaubt, er hätte sich allseits abgesichert. Sie müssen also der Presse sagen, dass sich aus seinem zweiten Mord einige gute Ansätze für die Ermittlungen ergeben haben und dass der Mörder nicht so vorsichtig vorgeht, wie er selbst zu sein vorgibt. Dass Sie glauben, ihn fassen zu können, bevor ihm eine weitere Frau zum Opfer fallen wird. So werden Sie seine Eitelkeit anstacheln und ihn zu dem Beweis herausfordern, dass Sie sich irren. Und dann könnte Ihr Lockvogel-Plan auf kurze Sicht tatsächlich funktionieren.« Er richtete sich auf und sah Brandon in die Augen. »Und das wollen Sie doch, John, nicht wahr? Ein gutes, schnelles, sauberes Ergebnis.«
Brandon wandte sich ab und drückte den Knopf an seiner Rufanlage. »Lassen Sie DCI Jordan heraufkommen, ja?« Mit dem Rücken zu Tony sagte er: »Ja, Tony. Das möchte ich. Ein gutes, schnelles, sauberes Ergebnis. Und ich meine, Carol kann das mit einer verdeckten Aktion erreichen.«
»Um ihretwillen hoffe ich, dass Sie recht haben.«
Merrick kam ins Büro und balancierte ein Sandwich auf einem Styroporbecher mit Tee. Es war spät am Nachmittag und nicht viel los. Außer Stacey war niemand da. Als er ihr einen Gruß zurief, bekam er ein
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