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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Brummen zur Antwort und ging zu seinem Schreibtisch hinüber.

    Er war froh, dass es so still war. Als er den Kopf durch die Tür des Einsatzzentrums gesteckt und gesehen hatte, dass es voll war, beschloss er, die Notizen zu der Vernehmung an seinem eigenen Schreibtisch zusammenzustellen. Er nippte an dem Tee und rieb sich die Augen. Er schlief nicht gut dieser Tage. Es hatte nichts mit Paulas Gästebett zu tun, aber sehr viel mit dem tiefen Leid, das an seinem Herzen nagte. Seine Söhne fehlten ihm so sehr, dass er dabei körperlichen Schmerz empfand. Obwohl es schon oft vorgekommen war, dass er sie einige Tage nicht gesehen hatte, war der Gedanke, nicht mit ihnen zusammen sein zu dürfen , eine ganz neue Erfahrung.
    Lindy vermisste er in keinerlei Hinsicht, und das war fast genauso beunruhigend. Wie war es möglich, dass er nicht bemerkt hatte, wie ihre Liebe verkümmert und verdorrt war? Es gab ja keine andere Frau in seinem Leben. Er war nicht einmal in Versuchung gewesen, Paulas Angebot einer Unterkunft als zweideutig zu verstehen. Außerdem deutete ihr Benehmen nicht auf ein Interesse hin, das in ihm mehr als einen befreundeten Kollegen sah, selbst wenn er die Möglichkeit sich zu trösten in Betracht gezogen hätte. Jetzt aber den Tod der Liebe zwischen ihm und seiner Frau konstatieren zu müssen, versetzte ihn in einen seltsam desolaten Zustand.
    Seufzend fuhr Merrick seinen Computer aus dem Standby-Modus hoch. Er hatte gerade angefangen, die größtenteils nutzlosen Ergebnisse seiner Vernehmung einzugeben, als Paula hereinkam. »Hi, Stacey. Hi, Don«, sagte sie gut gelaunt, kam zu seinem Schreibtisch herüber, setzte sich auf die Ecke und fragte: »Wie geht’s?«
    Er zog eine Grimasse. »Eigentlich ziemlich beschissen. Heute früh war ich eine Weile auf den Straßen unterwegs, nachdem ich die Teams rausgeschickt hatte. Aber bei dem Fortschritt, den ich da machte, hätte ich geradeso gut hier bleiben und die Zeitung lesen können. Ich gebe gerade ein, was ich gesammelt habe, dann geh ich und ackere den Rest der Berichte im Einsatzzentrum durch.« Er blätterte in seinem Notizbuch. »Ach, eine Sache war doch ganz witzig. Ich hab mit einem Jungen geredet. Vom Strich, du weißt schon. Er sagte: ›Ich hab gehört, die Mädchen schlagen ihren Kunden jetzt die Bondage-Spielchen ab. Meinen Sie, ich sollte das vielleicht auch tun?‹ Ich konnte kaum ernst bleiben. ›Ich glaub kaum, dass du sein Typ bist, Kleiner‹, sagte ich.«
    »Na ja, wenigstens gab’s bei dir was zu lachen«, sagte Paula. »Ich bin gerade eine ganze Stunde mit einem Mädchen, das sich Honey nennt, die Steckbriefbilder durchgegangen. Sie hat manchmal Duos mit Jackie abgezogen. Ich dachte, sie könnte vielleicht ein paar von ihren Freiern wiedererkennen, hatte aber kein Glück. Es ist eine so verborgene Welt, Don, das ist das Problem. Sie leben alle vom Versteckspiel. Jan sagt, sie sind so daran gewöhnt, wegzugucken, dass sie schließlich einfach nichts mehr bemerken.«
    »Und die sollte es ja wissen, die Sitte-Queen«, sagte Don leicht sauer.
    »Du magst sie wohl nicht?«, meinte Paula.
    »Sie ist ’ne Klugscheißerin«, sagte er. »Und du kennst ja unsere Meinung dazu.«
    »Klugscheißer mag keiner«, sagten sie im Chor.
    Paula stand auf. »Ich sollte weitermachen.« Aber bevor sie an ihrem Schreibtisch war, ging die Tür auf, und Carol kam mit Tony herein. Als sie Paula sah, wandte sie sich um und warf Tony einen kurzen Blick zu.
    »Paula«, sagte Carol. »Können Sie mit in mein Büro kommen? Ich hätte etwas zu besprechen.«
    Paula drehte sich zu Merrick um, zog hinter Carols Rücken die Augenbrauen hoch und folgte dann den beiden. Tony lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Carol nahm Platz und lud auch Paula mit einer Handbewegung ein, sich zu setzen. Paula spürte die Spannung im Raum und fragte sich, was kommen würde. Sie war nicht nervös, schließlich hatte sie nichts getan, weswegen sie sich Sorgen machen sollte. Das einzige Geheimnis in ihrem Leben war etwas, das für Carol Jordan kein Anlass wäre, sie ins Büro zu rufen und mit ihr darüber zu sprechen. Besonders nicht vor Tony Hill.
    Carol spielte mit einem Kuli herum und vermied es, Paula anzusehen. »Paula, der Chief Constable hatte eine Idee, die ich Ihnen erklären soll.«
    Plötzlich fiel der Groschen. Was Honey gesagt hatte. Carols Verlegenheit. Tonys Anwesenheit. »Sie möchten, dass ich verdeckt auf die Straßen gehe. Als Lockvogel«, platzte Paula

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