Toedliche Worte
dann wieder weiter weg.
»Ja.«
Er sah auf und lächelte. »Gut. Können Sie jemanden bitten, es an mich zu schicken? Ich habe großartige Software, die extra dafür geschrieben wurde, Fotos geologischer Strukturen besser zur Geltung zu bringen. So müsste sich daraus etwas machen lassen, womit ich arbeiten kann.«
»Glauben Sie, dass Sie uns helfen können?«
Carol hatte schon fast vergessen, wie es ist, wenn man Hoffnung hat.
Er neigte den Kopf zur Seite und überlegte. »Möglich ist es schon«, sagte er schließlich. Er richtete sich im Sessel auf. »Ja, es ist möglich. Kann ich heute Abend mit Ihnen essen gehen?«
Carol war überrascht. »So schnell werden Sie schon etwas für uns haben?«
Er lachte mit tiefer, warmer Stimme. »Leider nicht. Aber trotzdem müssen auch Detective Chief Inspectors irgendwann mal essen. Was meinen Sie? Pizza, ein Curry oder chinesisch? Suchen Sie sich’s aus.«
»Sie wollen mich zum Abendessen einladen?« Carol konnte den ungläubigen Ton in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken.
Er breitete die Arme aus. »Warum nicht? Ich bin jung, frei und unverheiratet, und wenn Sie das nicht sind, sagen Sie einfach Nein.«
Sie hätte nicht erklären können warum, aber Jonathan France wirkte absolut nicht bedrohlich, sondern sanft und friedfertig. Der Gedanke, ihm in einem Restaurant gegenüberzusitzen, versetzte sie nicht in Schrecken. Zum ersten Mal seit der Vergewaltigung glaubte sie fast daran, wieder ein nahezu normales Leben führen zu können. »Ich weiß nicht, wann ich hier fertig sein werde«, wich sie aus, denn sie traute sich selbst immer noch nicht ganz.
Er zog eine Karte aus der Innentasche seiner Ledermontur. »Kein Problem. Ich habe später am Nachmittag noch zwei Termine, dann schließe ich einfach meinen Laptop an und arbeite, bis Sie so weit sind.« Er legte die Karte auf ihren Schreibtisch. »Lassen Sie mich wissen, wann Sie frei sind.« Er stand auf, locker und gelassen.
Carol folgte ihm ins Einsatzzentrum hinaus. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte sie.
»War mir ein Vergnügen.«
Stacey sah von ihrem Bildschirm auf. »Der Boss will Sie in seinem Büro sprechen. Dr. Hill ist bei ihm.«
Carol kam krachend wieder auf die Erde zurück. Paula. Sie mussten entscheiden, was mit Paula geschehen sollte. Und wie, um Himmels willen, sollte sie Tony Jonathan France erklären?
Tony war schnurstracks in Brandons Büro marschiert und hatte die Versuche seiner Sekretärin, ihn zurückzuhalten, ignoriert. Der Chief Constable saß an seinem Schreibtisch und sprach gerade einen Rundbrief ins Diktiergerät. Erstaunt unterbrach er sich mitten im Satz. »Tony«, rief er. »Ich hatte Sie nicht erwartet …«
»Ich weiß«, fuhr Tony ihn an. Er war während der Fahrt, als Carol ihn zum Präsidium mitnahm, immer wütender geworden, versuchte allerdings, es sich nicht anmerken zu lassen. In seinem Berufsleben hatte er sich schon immer sehr bemüht, seine persönlichen Reaktionen zu unterdrücken. Aber je mehr er über John Brandons Vorschlag nachdachte, desto empörter wurde er. Er durchquerte den Raum und stützte sich auf den Rand von Brandons Schreibtisch, die Hände zu Fäusten geballt. »John, was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, Carol vorzuschlagen, sie solle eine ihrer Beamtinnen zu einer verdeckten Operation verpflichten?«
Brandon stand auf. »Sie überschreiten entschieden Ihre Kompetenz, Tony. Meine Entscheidungen über Einsätze gehen Sie nichts an.«
»Verstecken Sie sich nicht hinter der Dienstordnung, John. Sie bezahlen mich, damit ich Ihnen meine psychologischen Erkenntnisse zur Verfügung stelle. Und das tue ich gerade. Carol Jordan wurde den Wölfen vorgeworfen, von Leuten, welche die gleichen Vorgesetzten haben wie Sie. Ich verstehe, dass Sie unter politischem Druck stehen, diese Fälle zu lösen, aber es war auch politische Notwendigkeit, die diese elenden Kerle dazu gebracht hat, Carol in Berlin völlig im Stich zu lassen. Sehen Sie nicht, dass Sie in ihren Augen dadurch diesen Leuten gleichkommen? Sie haben ihr diese Stelle als Rettungsanker hingeworfen, verlangen aber jetzt von ihr, eine jüngere, ihr unterstellte Kollegin in die gleiche Lage zu bringen, die sie selbst fast vernichtet hätte.« Tonys Worte sprudelten wie ein wütender Sturzbach aus ihm heraus.
Eine dunkle Röte stieg von Brandons makellosem weißem Hemdkragen an Hals und Gesicht hoch. »Das ist völlig daneben, Tony.«
»Nein, das ist es nicht. Ich sage Ihnen, Sie richten bei
Weitere Kostenlose Bücher