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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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macht er durch Erfahrung wett. Und wenn der Stadtrat keinen Druck auf mich ausgeübt hätte, würde er immer noch Vollzeit arbeiten. Doch einige der Ratsmitglieder hielten ihn für zu alt für den Polizeidienst, hauptsächlich wegen eines Einsatzes, bei dem er einen Hahn erschossen hatte. Es war zu einem mittleren Aufstand gekommen, nicht nur vonseiten des Hahn-Besitzers, sondern auch innerhalb der Gemeinde. Aber ich konnte Pickles nach fast fünfzig Jahren im Polizeidienst nicht einfach so in den Ruhestand schicken, und dann noch wegen eines toten Hahns. Bei einem privaten Treffen bat ich ihn, Teilzeit zu arbeiten, wobei er so tat, als wäre er froh, »nicht mehr so verdammt viele Stunden« schuften zu müssen. Doch ich weiß, dass er viel lieber im Zentrum des Geschehens mitmischen würde.
    Obwohl er heute Morgen keinen Dienst hat, trägt er Uniform und seine nicht wegzudenkenden, auf Hochglanz polierten spitzen Cowboystiefel. Vermutlich wird er auch bei Sonnenuntergang noch am Schreibtisch seines Arbeitsplatzes sitzen …
    »Niemand wird gefeuert«, sage ich.
    »Gut«, knurrt er. »Hab in letzter Zeit nämlich keine verdammten Hühner erschossen.«
    Ich gehe weiter ins Besprechungszimmer, wo ich meinen Kaffee ans obere Tischende stelle. Mona und auch Lois, ihre Kollegin in der Zentrale, sitzen bereits nahe der Tür, von wo aus sie das Telefon hören können.
    »Wo ist T. J.?«, frage ich sie.
    »Hier.«
    T. J. erscheint in der Tür, flott und munter in seiner makellosen Uniform. Er ist der einzige Anfänger in unserem Team und muss einige Sticheleien über sich ergehen lassen, ist aber ein guter Kerl und nimmt seine Arbeit ernst. Wenn ich jemanden für Überstunden brauche, frage ich ihn zuerst.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin, Chief.«
    Ich nicke. »Schon okay, ist – oder war – ja Ihr freier Tag.«
    Er grinst und setzt sich neben Glock.
    Ich lasse den Blick durchs Zimmer schweifen. »Auch ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie alle so kurzfristig zusammengetrommelt habe. Aber ich werde für das BCI in beratender Funktion tätig und deshalb ein paar Tage weg sein. Im Nordosten des Staates sind mehrere Personen verschwunden, und ich wurde um Hilfe gebeten, weil es sich um Amische handelt.«
    Ein überraschtes Murmeln geht durch den Raum, ich spüre ihr Interesse und fahre fort, bevor sie mich mit Fragen überhäufen. »Bis jetzt ist noch nicht sicher, ob es einen Zusammenhang zwischen den vermissten Personen gibt, aber man vermutet es.« Ich sehe auf meine Uhr. »In ein paar Minuten muss ich weg.«
    Ich sehe Glock an. »Sie tragen in meiner Abwesenheit die Verantwortung.«
    Er tippt sich mit zwei Fingern salutierend an die Schläfe.
    »Ich bin über Handy rund um die Uhr erreichbar, falls mich jemand braucht.« Stolz erfüllt mich beim Anblick meiner Mitarbeiter. »Bitte nach Möglichkeit niemanden erschießen.« Ich schenke Pickles ein Lächeln. »Auch keine Hühner.«

3.
    Kapitel
    Bis Richfield sind es noch ungefähr zwanzig Minuten, als Tomasetti anruft. Glücklicherweise hat der Stadtrat letzten Monat die Anschaffung einer Freisprechanlage genehmigt, denn ich verbringe einen Großteil der Fahrtzeit am Telefon. Ich habe mit Sheriff Rasmussen gesprochen, mit Auggie – der sich für seine »unangemessenen« Bemerkungen von vorhin entschuldigte –, und vier ausgesprochen unangenehme Unterhaltungen mit Kathleen McClanahan geführt. Mona hatte recht: Die Frau flucht in einem Tempo, das dem eines Auktionators in nichts nachsteht. McClanahan beendete das letzte Gespräch mit der Drohung, mich zu verklagen, weil ich ihr kleines Mädchen »hart angefasst« hätte.
    Tomasettis Anruf nehme ich nach dem dritten Klingelzeichen entgegen. »Ich bin fast bei euch«, sage ich zur Begrüßung.
    »Ein weiteres Mädchen wird vermisst«, sagt er. »Fünfzehn Jahre alt. Seit letzter Nacht. Vor zehn Minuten hat das örtliche Polizeirevier angerufen.«
    »Wo?«
    »Buck Creek, eine Kleinstadt, eine Autostunde nordöstlich von hier.«
    »Sie ist amisch?«
    »Die Familie hat die ganze Nacht nach ihr gesucht.«
    »Und sie haben erst jetzt die Polizei gerufen, weil sie dachten, sie würden sie selber finden«, ergänze ich trocken.
    »Siehst du? Ich wusste doch, dass wir deine Hilfe gebrauchen können.«
    »Wie heißt sie?«
    Am anderen Ende der Leitung raschelt Papier. Tomasetti blättert in einer Akte. »Annie King. Die Eltern haben sie zum Gemüsehändler geschickt, und sie ist nicht nach Hause gekommen.«
    Er

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