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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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du, sie ist tot?«
    »Sie wird seit zwei Monaten vermisst, Kate, das ist eine lange Zeit. Wir brauchen die Namen der Männer, mit denen sie zusammen war.«
    »Im Moment können wir nichts machen, außer mit den Leuten reden, die sie kannte«, sage ich. »Besonders mit ihren Freunden.«
    Irgendetwas von dem Gespräch mit den Fishers liegt mir quer im Magen, aber ich kann nicht sagen, was. Ich drehe mich um und werfe einen Blick durch das Heckfenster. Eli Fisher steht immer noch beim Fuhrwerk und sieht hinter uns her, der Mund ein schmaler Strich.
    »Das mit dem Brotkasten war echt clever, Chief.«
    Ich sehe Tomasetti an und weiß sofort, dass er mich auf den Arm nimmt. »Okay, was schulde ich dir?«
    »Eine Einladung zum Abendessen würde schon passen.«
    Die Leuchtziffern im Armaturenbrett zeigen fast achtzehn Uhr an. Ich wünschte, ich könnte die Hand ausstrecken und die Zeit anhalten. »Bist du auch mit etwas später einverstanden?«
    »Was hast du vor?«
    »Ich würde gern nach Monongahela Falls fahren und mit den Eltern des vermissten Jungen sprechen.«
    Er sieht mich gespielt enttäuscht an. »Aber das ist jetzt kein Versuch, dich vor der Einladung zu drücken, oder?«
    »Würde mir nie im Leben einfallen.«

8.
    Kapitel
    Irene und Perry Mast wohnen auf einem zweihundertsechzig Hektar großen, aus dem Staatswald herausgeschnittenen Stück Farmland fünfzig Meilen nördlich von Buck Creek. Laut Goddard ist die Farm über zweihundert Jahre alt und hat während des Amerikanischen Bürgerkrieges als Unterschlupf für die Underground Railroad gedient, einem Netzwerk, dessen Mitglieder afrikanischen Sklaven half, nach Kanada zu entkommen. Heute betreiben die Masts dort eine große Schweinezucht und bauen Mais und Sojabohnen an.
    Es dämmert bereits, als Tomasetti und ich in die schmale, unbefestigte Straße zur Farm einbiegen, die an beiden Seiten von riesigen Feldern mit mannshohem Mais gesäumt wird. Der unverkennbare Geruch von Schweinedung weht mir bereits um die Nase, und obwohl die meisten amischen Farmen gepflegte, fachmännisch geführte idyllische Orte sind, wie Fotografen sie gern für Postkarten oder Bildbände ablichten, trifft das auf die Farm der Masts nicht zu.
    Nach einer Rechtskurve kommt ein ausladendes Ziegelsteinhaus, dessen weiße Farbe abblättert, in Sicht. Nicht weit davon entfernt erhebt sich eine massive Scheune wie ein missmutiger alter Freund, der ehemals rote Anstrich ist längst verwittert und braun. Durch den Lattenzaun sehe ich ein Dutzend Hampshire-Schweine, die so tief im Matsch stehen, dass ihre Bäuche ganz dreckig sind.
    Die Farm macht insgesamt einen traurigen, abgewirtschafteten Eindruck, als bemühten sich die Besitzer nicht länger um deren Erhaltung. Ob der Verlust ihres Sohnes vor neun Jahren etwas damit zu tun hat? Tomasetti lenkt den Wagen um tiefe Furchen herum zum Zaun, wo er ihn abstellt. »Hier stinkt’s ja wie die Pest«, sagt er beim Aussteigen.
    »Schweine«, erkläre ich auf dem Weg zum Haus. »Schlechtes Jauche-Management.«
    »Großartig.« Wir sehen uns an, und ich weiß, dass auch er an den Fall vom letzten Winter denkt, als drei Mitglieder einer Familie in der Jauchegrube ihrer Farm umgekommen sind.
    »In dem großen Wellblechschuppen da drüben brennt Licht.«
    Seine Stimme holt mich zurück in die Gegenwart. Er zeigt auf ein fensterloses Gebäude ein Stück versetzt hinter der Scheune, das zwischen den alten Holzbauten fehl am Platz wirkt. Durch die etwa einen Meter offene Schiebetür fällt gedämpftes Licht.
    Ein schmaler, in kniehohes Gras geschnittener Fußpfad führt direkt dorthin. Wir sind noch etwa fünf Meter vom Eingang entfernt, als mir im Gras mehrere fußballgroße Gegenstände auffallen. Zuerst halte ich sie für dekorative Steine, doch beim Näherkommen sehe ich, dass es Schweineköpfe sind.
    Tomasetti bleibt abrupt stehen und macht tatsächlich einen Schritt zurück, bedenkt mich mit einem Was-zum-Teufel-soll-das-denn-Blick.
    »Sie schlachten wahrscheinlich gerade Schweine«, erkläre ich.
    »Als wäre einem von dem Scheißgestank nicht schon schlecht genug, kriegt man auch noch ein paar abgetrennte Köpfe serviert.«
    »Willst du hier draußen warten?«
    Er starrt angeekelt auf die Schweineköpfe. »Das war’s dann wohl mit dem Genuss von leckeren Spareribs.«
    Grinsend gehe ich durch die Tür. »Männer!«
    Ich bin auf einer Farm groß geworden, wo das Schlachten von Vieh zum Alltag gehörte. Dutzende Male habe ich dabei zugesehen, aber

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