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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Tagträumen, ich hebe den Kopf und sehe einen Mann auf uns zukommen. Er ist schätzungsweise fünfundvierzig Jahre alt, trägt ein hellgrünes Hemd, dunkle Hosen und einen dunklen Hut.
    Ich reiche ihm die Hand, und Tomasetti und ich stellen uns vor. »Wir würden gern mit Eli Fisher sprechen.«
    »Ich bin Eli.«
    »Wir möchten Ihnen ein paar Fragen über Ihre Tochter stellen«, sagt Tomasetti.
    »Bonnie?« Hoffnung scheint in seinen Augen auf, und mir wird klar, dass er glaubt, wir haben Neuigkeiten für ihn. »Haben Sie etwas von ihr gehört?«
    Ich schüttele schnell den Kopf. »Leider nein, Mr Fisher. Wir hätten nur gern ein paar Informationen von Ihnen.«
    »Ich habe schon mit der Polizei gesprochen.«
    »Es haben sich ein paar neue Aspekte ergeben«, erwidert Tomasetti.
    Fishers Augen bekommen einen harten, argwöhnischen Ausdruck. Er ahnt, dass wir nicht grundlos hier vorbeigekommen sind. »Es ist jetzt zwei Monate her. Welche Aspekte haben sich jetzt ergeben, die nicht schon vorher da waren?«
    In seiner Stimme klingt eine Härte mit, die sowohl die Angst um seine Tochter als auch die Frustration über die hiesige Polizei widerspiegelt. Er starrt uns aus wachen Augen unverwandt an, und ich frage mich, wie er in den qualvollen Tagen nach ihrem Verschwinden von den Polizisten vor Ort behandelt wurde. Ich glaube nicht, dass der Sheriff und seine Mitarbeiter kaltherzig mit ihm umgegangen sind, aber manchmal führen kulturelle Unterschiede zu Missverständnissen.
    Da die beiden anderen Männer jetzt in unsere Richtung sehen, senke ich die Stimme. »Können wir irgendwo ungestört sprechen?«
    Er blickt von Tomasetti zu mir, als überlege er, ob er uns wegschicken oder aber zulassen soll, dass seine Welt ein weiteres Mal aus den Fugen gerät. Er fragt sich, ob wir ihm wirklich bei der Suche nach seiner Tochter helfen wollen – oder ob wir nur zwei weitere Bürokraten sind wie die vielen, die er schon erlebt hat.
    Er nickt. »Im hinteren Bereich ist ein Büro.«
    Er führt uns durch den Raum, vorbei an Holzregalen voller kunstvoll geschnitzter Brotkästen und Puppenhäuser mit winzigen Fensterläden und Schornsteinen. Sie sind hervorragend gearbeitet, und ich würde am liebsten mit den Fingern über das Holz streichen, um jedes Detail zu erkunden.
    »Sie haben viele wunderschöne Dinge hier«, sage ich auf Pennsylvaniadeutsch.
    Er wirft mir über die Schulter hinweg einen stechenden Blick zu. »Sie sprechen die Sprache gut, wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich war einmal amisch«, erzähle ich ihm. »Haben Sie die Brotkästen selbst gemacht?«
    »Gott hat mir das Talent zum Schnitzen geschenkt. Mein Datt hat darin kein schmückendes Beiwerk gesehen, sondern eine Kunstform, die man fördern soll, wie man sich auch um die Frucht auf dem Feld kümmern muss. Er hat dafür gesorgt, dass meine Begabung nicht verschwendet wird.«
    Vor der Tür zum Büro bleibt er stehen und sagt mit leiser Stimme: »Meine Frau arbeitet hier. Wir haben viele Male mit der Polizei gesprochen, aber es wird für sie nicht leichter.«
    »Wir bemühen uns, sie nicht unnötig aufzuregen«, sagt Tomasetti.
    Eli Fisher nickt und öffnet die Tür.
    In dem kleinen, vollgestellten Büro gibt es ein Fenster mit Blick auf einen Kirschbaum. Hinter dem Holzschreibtisch sitzt eine füllige Frau um die vierzig und überträgt mit einem Bleistift die Zahlen von einem Blatt in die Spalten eines Buches. Sie ist hochkonzentriert und bemerkt uns erst, als die Tür ins Schloss fällt. Sie sieht lächelnd auf, doch bei unserem Anblick erlischt das Lächeln sofort wieder, und ich weiß, dass sie uns als Polizisten identifiziert hat.
    »Geht es um Bonnie?«, fragt sie hoffnungsvoll.
    Eli schüttelt den Kopf. »Sie haben nur Fragen an uns.«
    Die Augen der Frau, in denen noch Sekunden zuvor Hoffnung aufleuchtete, werden wieder dunkel.
    »Ich heiße Kate Burkholder.« Ich gehe auf sie zu und reiche ihr die Hand. »Es tut uns leid, dass wir Sie stören müssen, wo Sie so viel zu tun haben.«
    »Ich heiße Suzy.« Ihre Hand ist feuchtkalt und schlaff, als wäre jedes Leben daraus gewichen.
    »Sie haben eine sehr schöne Werkstatt«, sage ich, »mit vielen hübschen Dingen darin.«
    »Der Herr hat uns mit viel Arbeit gesegnet.«
    Auf dem Schreibtisch steht ein Kasten voller Karteikarten, und hinter ihr ein alter Rollschrank aus Holz. »Und wie ich sehe, haben Sie dafür auch ein hochmodernes Computersystem.«
    Das ist natürlich ironisch gemeint. Denn während manche

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