Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Essenslieferanten da. Irgend so ein Feinschmeckerkram, das war nicht schwer zu prüfen. Und die Markov hatte zum Zeitpunkt von Nathalie Löblers Tod eine Gruppensitzung. Besser könnte ein Alibi kaum sein, oder?«
»Ja toll, Scheiße!«, entfuhr es Julia. »Damit sind wohl sämtliche unserer Kandidaten draußen. Habt ihr dafür wenigstens irgendeine Idee, wie man diesen Mister Unbekannt in die Gleichung bringen könnte?« Sie wedelte raschelnd mit dem Phantombild, welches sie noch immer in der Hand hielt. »Berger wird sich unter Garantie nicht damit zufriedengeben, wenn wir kommende Woche immer noch ohne konkrete Spur herumdümpeln.«
Eine Stunde später saß Julia Durant an ihrem Computer, beantwortete lustlos einige E-Mails und verschob eine Menge davon in den Papierkorb, darunter auch eine Einladung zu irgendeinem Neujahrsempfang, auf dem sich zweifelsohne jede Menge Kommissare tummeln würden, aber mit Sicherheit nicht sie.
»Warum schickt man mir keine Insider-Infos?«, murmelte sie zerknirscht. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht, erinnerte sie sich. »Zeig dich, du Bastard, wenn du auch nur ein klein wenig Rückgrat hast.«
Sie stand auf, holte sich einen Kaffee und trottete dann zu Sabine hinüber. Diese klickte sich noch immer durch die digitalen Aufnahmen, das Phantombild hing mit Tesafilm links an den Monitor geklebt. Viele Bilder waren nicht mehr übrig, wie Julia mit einem kurzen Blick auf den Desktop feststellte.
»Im Fernsehen gibt’s für so etwas Gesichtserkennung«, brummelte Sabine mit einem aufgesetzten Schmollmund, »ja, sogar bei Facebook, auch wenn da manchmal ganz schöner Blödsinn rauskommt.«
»Bei so einer Vorlage würdest du damit halb Frankfurt identifizieren«, gab Julia zurück. Obwohl das Bild zweifellos sehr real wirkte, wies es leider kein besonderes, markantes Gesicht aus. Ein Durchschnittstyp mit etwas markanterer Nase, Größe und Statur unbekannt. Allein in dem einen Hochhaus arbeiteten mit Sicherheit fünfzig Männer, die diesem Foto mit etwas Phantasie durchaus ähnlich sehen konnten. Neunundvierzig Banker … und ein Hausmeister.
Irritiert, weil Hubert Brack ihr schon wieder in den Sinn kam, räusperte sich Julia. »Sag mal«, setzte sie unsicher an, »welche Fotos sind unmittelbar vor und nach Helene Markovs Ankunft?«
»Die meisten liegen in einem anderen Ordner. Da war kaum was dabei, zumindest niemand, der ins Profil passt.«
»Hat nicht Hubert Brack, dieser Hausmeister, das Gebäude zur gleichen Zeit betreten?«
»Ähm, ja, fast unmittelbar nach ihr. Aber wieso?«, wunderte sich Sabine und legte die Stirn in Falten. »Der sieht im Vergleich zu unserem hübschen Phantom doch mehr aus wie ein Yeti, wenn ich mich recht entsinne.«
Julia entschloss sich, diesen Kommentar zu ignorieren, obwohl Sabines Vergleich nicht völlig aus der Luft gegriffen war. Eine makellose Erscheinung war Hubert Brack nun wahrlich nicht.
»Ist dein Michael noch unten im IT-Labor, oder hat er schon Feierabend?«
»Es ist nicht mein Michael, er ist durchaus noch sein eigener Herr«, erwiderte Sabine spitzzüngig, lächelte dann aber und zuckte mit den Schultern. »Zu deiner Frage: Ich weiß es nicht genau, wir haben für heute keine Verabredung, ich muss nachher noch in Bad Vilbel bei meiner Mom vorbei, na, du weißt ja.«
»Schon kapiert.« Julia lächelte. »Ich ruf ihn an, meinetwegen kannst du auch bald Schluss machen, wenn du die restlichen Fotos durchhast. Bei Bedarf …«
»… einfach anklingeln«, beendete Sabine den Satz nickend.
Julia ging zurück an ihren Platz, stellte den Kaffeebecher vor sich und suchte mit angestrengtem Blick die Kurzwahltaste zur Abteilung für Computerforensik.
»Ja, Schreck?«, erklang es durch den Lautsprecher.
»Hier Durant. Würden Sie mir einen Gefallen tun und könnten ein Bild retuschieren?«
»Klar. Verraten Sie mir nur bitte ein paar Details, ich nehme nicht an, dass ich einen Strommast aus einer Landschaftsaufnahme tilgen soll, richtig?«
»Nein, ich möchte die Person eines Phantombilds verändern, aber ich möchte das möglichst mitverfolgen können, und mir wäre es lieb, wenn wir dazu echte Haare und so nehmen könnten. Keine Computeranimationen, verstehen Sie?«
»Ähm, ja, ich glaube schon. Künstliches Altern, Vollbart, buschige Augenbrauen. Das kann der Erkennungsdienst aber wirklich hervorragend, dazu brauchen Sie mich eigentlich nicht.«
»Ja, aber ich will es so. Sie haben nämlich möglicherweise
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