Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Brücke eine eher spontane Handlung war. Was auch immer an jenen Tagen passiert ist, irgendwann muss es ihn überwältigt haben. Ein Mensch kann eben nur ein gewisses Maß an Tiefschlägen ertragen. Vielleicht sollten wir die Tatsache nutzen, dass es wenigstens einen der Big Five noch gibt, und diesen Manduschek einmal genau befragen, was damals passiert ist.«
»Der wird kaum etwas ausspucken«, bezweifelte Julia. »Da würde ich eher auf Sophie von Eisner setzen.«
»Auch gut, dann führst du mit ihr eines dieser Frauengespräche, und ich versuche mein Glück bei Manduschek. Vielleicht bringt es uns weiter, wenn wir die Vergangenheit besser verstehen.«
»Wir sollten diese Befragungen zeitgleich machen«, warf Julia ein, »denn die beiden sind recht vertraut miteinander, und ich möchte vermeiden, dass sie sich absprechen. Außerdem will ich wissen, wer endgültig geerbt hat. Schau dir mal diese Fotos an.« Sie schob ein Dutzend Aufnahmen von Drechslers Wohnung und seinem Büro über die Tischplatte, und Hellmer betrachtete sie nachdenklich.
»Da brat mir doch einer ’nen Storch«, rief er und tippte aufgeregt mit der Fingerkuppe auf eines der Fotos.
»Was denn?«
»Schau dir mal dieses Bild genau an, erkennst du was wieder?«
Julia nahm das Foto an sich, hielt es ins Licht und kniff das linke Auge zusammen. »Gib mir mal einen Tipp!«
»Über der Tür«, antwortete Hellmer knapp, und Julia versuchte zu erkennen, was sich dort befand. Es war weiß und oval … »Das Haifischgebiss!«, entfuhr es ihr, und sie riss Hellmer die anderen Aufnahmen aus der Hand.
»Hier!«, rief sie kurz darauf triumphierend. »Diese grottenhässliche Schlangenhautlampe. Und wenn wir weitersuchen, finden wir bestimmt noch mehr!«
»Die haben ihn schneller geschröpft, als er Piep sagen konnte«, kommentierte Hellmer sogleich. »Jede Wette, und das Gebiss in Eisners Büro gehörte Drechsler …«
»… ebenso wie diese Lampe bei Manduschek«, vollendete Julia seinen Satz. »Das garantiere ich dir ohne jeden Zweifel. Tolle Freunde sind das. Nehmen dich bei erstbester Gelegenheit aus wie eine Weihnachtsgans.«
»Passend zur Jahreszeit«, erwiderte Hellmer trocken. »Aber inwiefern bringt uns das weiter?«
»Na ja, wir können Manduschek gegenüber zumindest ein wenig bohren und ihm erzählen, er müsste sich auf rechtliche Schritte gefasst machen. Bei dem hilft nur die Trickkiste«, lächelte Julia grimmig, »wobei er ja auch bei unserem letzten Treffen bereits den Anschein erweckte, bedingt kooperieren zu wollen. Das nutzen wir dann mal aus, denn ich werde das Gefühl nicht los, dass die Antwort auf unsere Fragen in der Vergangenheit liegt.«
»Hm, ja«, brummte Hellmer unentschlossen, »und denkst du dabei an etwas Bestimmtes? Vergiss nicht, Drechsler ist tot, Stichwort DNA, und Manduschek haben wir als Mörder bereits abgehakt.«
»Das weiß ich, auch ohne dass du mich dran erinnerst«, knurrte Julia übellaunig, denn ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie schon geschlagene zweieinhalb Stunden im Präsidium brüteten und sich beim besten Willen keine Antworten einstellen wollten.
»Ich glaube, ich versuche mein Glück noch mal bei der Eisner«, überlegte die Kommissarin laut, während sie in der Hand mit dem leeren Kaffeebecher knackte, bis dessen wulstiger Plastikrand zerbrach und sie ihn daraufhin in den Papierkorb beförderte.
»Toll, damit zwingst du mich ja förmlich, dass ich auch noch diesem Manduschek einen Besuch abstatte«, murrte Hellmer mit düsterer Miene.
»Nein, das darfst du eigenverantwortlich entscheiden«, entgegnete Julia prompt. »Aber natürlich käme ein wenig Arbeitseinsatz sicher auch bei Berger gut an«, fügte sie wie beiläufig hinzu und tat so, als musterte sie konzentriert ihre Notizen.
»Ja, ja, ja, da werden die Chefallüren mal wieder rausgehängt«, erwiderte Hellmer. »Aber weißt du was? Ich setze sogar noch einen drauf und drehe einen Schlenker bei Brack vorbei. Oder willst du mit?«
»Klar, liegt im Prinzip auf unser beider Weg, oder?«
»Dann lass uns einen Haken an die Drechsler-Akte machen, unterwegs zu Brack eine Kleinigkeit schnabulieren, und anschließend trennen wir uns«, machte Hellmer Nägel mit Köpfen.
»Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag«, stichelte Julia. »Ich hatte ja schon fast meine Zweifel, ob dein IQ nicht mittlerweile in den Durchschnittsbereich zurückgefallen ist.«
»Du riskierst eine ganz schön kesse Lippe. Lass deinen Frust nicht an mir
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