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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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von gestern an.«
    »Oder vorgestern«, setzte Hellmer lachend noch einen drauf. »Dann verschwinde endlich, husch!« Er machte eine entsprechende Handbewegung. »Ich hab das hier alles unter Kontrolle.«
    »Okay, aber melde dich sofort bei mir!«, mahnte Julia ihn im Gehen.
    Sekunden später schob sie sich mit abwehrender Haltung an dem unangenehmen Nachbarn vorbei, der sich ausgerechnet in der engen Tür zum Hausgang an ihr vorbeidrängen musste, schritt in Richtung ihres kleinen Peugeots und atmete tief durch, bevor sie den Motor startete.
    Musik, kam es ihr in den Sinn – aber richtige Musik, alte Musik. Sie schaltete das Radio ein, erkannte nach nur wenigen Takten den harten, rockigen Sound des Immigrant Song von Led Zeppelin. Für ein, zwei Sekunden verharrte Julia wie gebannt, dann öffnete sie mit flinken Fingern den Reißverschluss der CD-Tasche und tauschte die neue Scheibe von Guns ’n’ Roses gegen ein altes Album von Bruce Springsteen. Bloß keinen Song, bei dem ich nicht mitsingen kann, hatte die Kommissarin für sich entschieden … und bloß kein Led Zeppelin.

Samstag, 15.05 Uhr
    G eduld!, mahnte Arthur Drechsler sich, während er unruhig in seinem Wohnwagen auf und ab schritt. Es ist noch taghell, die Stadt ist voller Menschen, du kannst nichts machen. Du wartest schon zwei Jahre, sagte er sich immer wieder, da wirst du wohl auch noch zwei Stunden aushalten. Oder drei. Für einen Moment hielt er in seiner Bewegung inne und sinnierte darüber, ob ein Spaziergang hinüber zu McDonald’s eine gute Abwechslung sei. Er musste sich ja nicht rund um die Uhr verstecken und hatte ohnehin vor, etwas aus dem Golf zu holen. »Die Bullen hängen wohl noch an ihrer Selbstmordtheorie«, sagte er sich leise und lachte spöttisch. Sicher sein konnte er sich zwar nicht, aber selbst wenn sie bereits ein Gespenst jagten, konnten sie ihm nicht das Wasser reichen. »Dabei habe ich ihnen genug Material zum Zweifeln gegeben, und diese Durant macht mir eigentlich einen recht aufgeweckten Eindruck. Na ja, wie auch immer.« Er schnappte sich Mantel, Schal und Pelzmütze, dann überprüfte er, wie viele Münzen er noch hatte. Dabei fiel sein Blick auf den abgewetzten Hausmeisterkittel, der unter dem Mantel gehangen hatte. Er lächelte verbittert, und eine Redensart kam ihm in den Sinn. Kleider machen Leute, eine uralte Weisheit, doch sie war unglaublich aktuell, wie Arthur fand. Eine kleine Portion Handcreme in die Haare, im Gesicht mindestens einen Zweitagebart, den man ohne weiteres um einige Nuancen abdunkeln kann, und ein zerknittertes Hemd unter dem blauen Kittel. Mehr braucht es nicht, und schon kann man sich unbeachtet zu jeder x-beliebigen Tageszeit im Gebäude bewegen. Es war wie in alten englischen Krimis, in denen der Mörder, als Hausangestellter verkleidet, gänzlich ungehindert seinem Handwerk nachgehen kann, während die Polizei sich verzweifelt an die feinen Herrschaften hält, die vor ihren Augen hinwegsterben. Karl, Nathalie, Stefan … wunderbar.
    Arthur verließ den Wohnwagen, verriegelte die Tür, prüfte zweimal, ob auch alles ordnungsgemäß abgedichtet und verschlossen war, und stapfte dann über das verharschte Gras in Richtung Gartentür. Dabei versuchte er, möglichst exakt in die Fußstapfen zu treten, die er am Vorabend bei seiner Rückkehr im Schnee hinterlassen hatte. Er folgte seiner Schrittspur entlang den Außenkanten des Grundstücks – niemals wäre er, solange es eine Schneedecke gab, den direkten Weg über die Wiese gegangen. Sicherheit geht vor, war seine Devise, auch wenn die Olle mit dem Köter sich wohl niemals über den Zaun recken würde. Und spielende Kinder gab es zum Glück keine, erst im Frühling wieder, aber dann wäre er längst weg von hier.
    Er schloss die Beifahrertür seines Wagens auf, die Türdichtung war vereist und löste sich nur langsam mit einem reißenden Geräusch. Aus dem Handschuhfach entnahm Arthur das Kuvert, das er gestern Abend dort hatte liegenlassen. Eine Nachlässigkeit, die er sich eigentlich nicht erlauben durfte, denn so unwahrscheinlich es auch war: Hätte jemand just in dieser Nacht sein Auto aufgebrochen, wäre der Umschlag nun weg. Sanft, als wäre es ein zerbrechlicher Schatz, ließ er das gestärkte Papier in seine Innentasche gleiten und pochte mit der Handfläche von außen dagegen. Dann sperrte er das Auto wieder ab und schlenderte gemächlich die Straße entlang in Richtung Wasserpark.
    Zwanzig Minuten später saß er in einer

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