Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
Nacht hatte es etwas geschneit, auf den Dächern lag weißer Puderzucker, und aus den Schornsteinen stieg weißgrauer Dunst auf. Sie schlüpfte in frische Unterwäsche, schlug die Bettdecke auf und zog sich an. Danach ging sie langsam hinab in Richtung Küche.
    »Guten Morgen, Julia«, rief Nadine fröhlich, und tatsächlich war ihr nicht anzumerken, dass sie kaum weniger getrunken hatte als Julia. »Komm, setz dich, Frank hat mich schon vorgewarnt. Es ist dieser Calvados, von dem sollte man tatsächlich nicht zu viel trinken, den werde ich demnächst nicht mehr so großzügig verteilen«, lachte sie. »Hier, nimm die beiden Aspirin, ich habe auch schon welche intus.«
    »Danke.« Julia setzte sich, trank zwei Tassen schwarzen Kaffee und aß ein aufgebackenes Brötchen. Sie unterhielten sich über einige Belanglosigkeiten, außerdem verabredeten sie, das nächste Treffen in Julias Wohnung abzuhalten, eventuell noch mit Alina Cornelius zusammen. Und obwohl Frank es noch ein weiteres Mal versuchte, beharrte Julia darauf, den Samstag wie geplant im Präsidium zu verbringen, anstatt den Tag mit Bummeln zu vertun.
    »Ist ja schon gut«, brummte er schließlich, »wir klemmen uns dahinter, und wenn es nur dazu dient, eine weitere Spur ins Nirwana zu befördern.«
    »Aber selbst dann seid ihr doch ein Stück weiter, oder?«, fragte Nadine in aufmunterndem Tonfall.
    »Nicht so weit, wie ich gerne wäre«, schloss Julia.
    Um kurz vor zehn verabschiedeten die beiden sich mit einer herzlichen Umarmung und brachen auf in Richtung Innenstadt.

    Die Akte Drechsler war wie erwartet recht umfangreich. Julia notierte sich die wichtigsten Daten und übertrug diese dann auf das Whiteboard, welches sie aus dem Konferenzzimmer geholt hatte. Hellmer saß ihr gegenüber – sie hatten das Büro gewählt, weil es dort zu zweit deutlich gemütlicher war als in dem tristen, unpersönlichen Saal. Er grübelte gerade über einem Protokoll, und Julia las erneut den Bericht der Obduktion. Trotz einer leichten Übelkeit konnten ihr die unappetitlichen Begriffe nichts anhaben, dafür hatte sie wohl einfach schon zu viel erlebt.
    »Wie sieht’s bei dir aus?«, hörte sie Hellmer fragen.
    »Weiß noch nicht«, murmelte sie. »Wir können das aber gerne noch mal durchgehen, wenn du mit der Vita fertig bist.«
    »Fang du an. Dann kommen wir gleich richtig rein in die Materie.«
    »Okay, dann noch mal in Kürze«, nickte Julia. »Irgendwann um den ersten Advent 2008 verschwindet Arthur Drechsler, zehn Tage später findet man eine Leiche im Main, die seine Kleidung trägt. Die freiliegenden Hautstellen, also Gesicht und Hände, sind durch Wassertrieb stark abgeschürft, eine Identifizierung erfolgt vorläufig aufgrund der Ausweispapiere. In der Wohnung werden aus einer Haarbürste und einer Zahnbürste Vergleichsproben genommen und mit der DNA verglichen, sie stimmt zweifelsfrei überein.«
    »Darf ich hier kurz einhaken?«
    »Klar.«
    »Eine Identifizierung in der Rechtsmedizin wurde nicht angestrebt, da die Leiche sich in einem zu schlechten Zustand befand«, berichtete Hellmer. »Außerdem hätte es nur das Büropersonal gegeben und eine senile Mutter, die bereits an fortgeschrittener Demenz erkrankt war. Drechslers Sekretärin hat jedoch die Armbanduhr und die Kleidung wiedererkannt.«
    »Hm, er hat eine Mutter? Hier in Frankfurt?«
    »Ja, eine demente Mutter«, betonte Hellmer, und Julia notierte sich etwas auf einen gelben Klebezettel.
    »Trotzdem, das checken wir mal.«
    »Ich habe noch etwas.«
    »Ich höre.«
    »Drechslers Wohnung wurde auf einen Abschiedsbrief untersucht, eben dieses Procedere, wenn ein unerklärbarer Suizid im Raum steht«, fuhr Hellmer fort. »Zumal seine Mutter damals Stein und Bein geschworen hat, dass ihr Sohn sich niemals im Leben etwas Derartiges hätte antun können.«
    »Hm. Das dachten eine Menge Ehefrauen vor dem großen Börsencrash in den goldenen Zwanzigern auch«, brummte Julia. »Das war damals die erste große Selbstmordwelle, die durch eine Finanzkrise verursacht wurde«, fügte sie hinzu, »und übrig blieben eine Menge Witwen, die die Welt nicht mehr verstanden.«
    »Du bringst es mal wieder wunderbar auf den Punkt«, triumphierte Hellmer, »denn tatsächlich gibt es da eine interessante Parallele.«
    »Und die wäre?«
    »Drechsler war arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Ach komm. Hier steht doch irgendwo, dass er so ein begnadeter Broker war oder so was in der Art. Immerhin«, Julias Stimme wurde abfällig,

Weitere Kostenlose Bücher