Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Julia, fuhr aber sogleich fort: »Ach nein, so toll ist es dann doch wieder nicht. Es geht um diesen Eisner.«
» Von Eisner, um genau zu sein«, korrigierte Hellmer und gab sich dabei pikiert. »Es geht um die richterliche Anordnung zum DNA-Test, stimmt’s?«
»Exakt. Er und natürlich dieser Manduschek kamen ganz handzahm zur Abgabe einer Probe angetrabt.«
»Wie, der Anwalt auch?«, wollte Hellmer ungläubig wissen.
»Nein, sorry, der natürlich nur im Schlepptau mit seinem Mandanten«, stellte Julia klar. »Aber das war es auch schon an guten Neuigkeiten«, seufzte sie, »denn eigentlich bringt uns die Probe ja noch gar nichts, außer vielleicht den kleinen Triumph, dass auch ein edler Herr Direktor von Soundso sich den Ermittlungen nicht entziehen kann. Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass wir sein Sperma in einem toten Mädchen finden, welches ausgerechnet in seinem Hinterhof entsorgt wurde.«
»Weiß nicht«, entgegnete Hellmer unschlüssig, »warten wir es ab. Denn wenn wir einen Treffer haben, wird Berger sich gleich zu Beginn des neuen Jahres über einen Ermittlungserfolg freuen. Egal, ob es einen Skandal gibt oder nicht, denn Sperma lügt nun einmal nicht.«
»Was hältst du denn von unserem anderen Spezi?«, wechselte Julia das Thema und deutete mit dem Daumen hinter sich in Richtung Löbler-Haus.
»Tja, da habe ich noch keine echte Theorie«, musste Hellmer zugeben. »Aber so ein paar Dinge, die stören mich schon.«
»Zum Beispiel?«
»Na, wo arbeitet dieser Löbler noch mal? In der Innenstadt, er hat also ein ganzes Stück zu fahren bis hierher. Aber es ist nicht so weit wie für uns von Sachsenhausen aus. Er wurde doch bestimmt zeitgleich mit uns benachrichtigt, und unser Anruf kam gegen zehn vor drei, wenn ich mich recht entsinne. Das prüfen wir auf die Minute genau nach, wenn es sein muss. Löbler ist aber deutlich später eingetroffen als wir, das stört mich. Wenn mir jemand mitteilen würde, dass Nadine etwas derartig Schlimmes zugestoßen wäre, würde ich im Tiefflug angeprescht kommen und nicht erst noch ’ne Kaffeefahrt machen oder so. Oder aber, Löbler war überhaupt nicht in seinem Büro. Da stellt sich mir aber wiederum die Frage, wieso nicht. Selbst für einen feinen Pinkel wie ihn ist der erste Werktag doch ein Papierkrieg sondergleichen, gerade in der Finanzbranche. Da macht man keine Termine mit Klienten, da hockt man am Monitor und am Telefon und befasst sich mit den neuesten Notierungen auf dem Aktienmarkt. Frag jetzt bitte nicht nach, aber das weiß ich nun mal, denn unser Steuerberater jammerte voriges Jahr darüber. Das sollten wir uns genauer ansehen.«
»Hm, das sind schon sehr detaillierte Fragen«, antwortete Julia nachdenklich. »Wir müssen ihm in jedem Fall auf den Zahn fühlen, aber was mich noch viel mehr interessiert, ist die Frage, woher diese beiden Anrufe wegen möglicher häuslicher Gewalt kamen. Da geht uns womöglich ein wichtiger Zeuge flöten, wenn wir das nicht herausfinden können.«
»Na dann los, informieren wir die anderen und machen Feierabend«, schlug Hellmer vor, »wer weiß, wie es um unseren Schlaf bestellt sein wird, wenn morgen die DNA-Ergebnisse vorliegen.«
»Ja, Berger erwartet uns auch noch mal alle«, nickte Julia, »außerdem möchte ich wissen, was Peter und Sabine für uns haben. Brechen wir also auf, bevor wir hier festfrieren.«
Montag, 18.35 Uhr
A rthur Drechsler sah sich ein letztes Mal um, ob ihm jemand folgte. Es war im Laufe der Zeit zu einer Angewohnheit geworden, doch Arthur war der Überzeugung, dass es schlimmere gab, als auf der Hut zu sein. Er hatte über die menschliche Evolution gelesen, sich mit den Überlebensinstinkten auseinandergesetzt, jenen Stärken, die den Homo sapiens sich als herrschende Rasse des Planeten hatten durchsetzen lassen. Was an körperlicher Kraft und Ausdauer mangelte, musste ein scharfer Geist ausgleichen, wenn man überleben wollte. Jäger oder Sammler zu sein, darüber hatte er während der vergangenen Tage einige Male nachgedacht, das musste sich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen.
Er schlüpfte durch das Gittertor des Schrebergartens, und seine Sohlen knirschten auf dem gefrorenen Gras. Weit und breit war niemand zu sehen, lediglich vor ein paar Minuten war ihm eine Frau begegnet, die mit ihrem Hund Gassi ging, eingepackt in Wollmütze und Schal und so darauf fixiert, dass der Köter endlich sein Geschäft verrichtete, dass sie ihn nicht einmal gegrüßt
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