Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
mal einen Termin machen, und die gibt’s auch in jedem guten Hotel.«
Julia Durant neigte den Kopf und blinzelte ihrem Gegenüber zu.
»Jeder auf seine Art, aber ich lasse Ihnen die Karte einfach mal hier. Machen Sie damit, was Sie möchten. Und teilen Sie uns bitte mit, wo Sie sich aufhalten werden, falls weitere Fragen auftauchen.«
Hellmer und Durant wechselten hinüber in die geräumige Küche, in deren Zentrum eine Art Bartisch mit vier hohen Stühlen stand. Auf einem davon saß die Putzfrau, die ihnen als Frau Brenner vorgestellt worden war, und schob gedankenverloren eine halbvolle Tasse Tee hin und her. Die Kommissare durchliefen das übliche Procedere, nannten ihre Namen, zeigten ihren Dienstausweis, nahmen am Tisch Platz, und Julia bedeutete ihrem Kollegen, dass er die Federführung übernehmen könne. Frank Hellmer nickte und forderte Frau Brenner einfühlsam dazu auf, zu berichten, was ihr im Haus des Ehepaars Löbler heute widerfahren sei.
»Sie können alles erzählen, was Ihnen wichtig erscheint, und so ausführlich, wie es Ihnen möglich ist«, schloss Hellmer mit einem auffordernden Nicken.
»Ich komme montags immer gegen Mittag«, erklärte Frau Brenner zögerlich. »Herr Löbler hat das so bestimmt, mir würde es ja besser passen, wenn ich morgens loslegen könnte und etwas früher fertig würde, aber, na ja …« Sie pausierte kurz. »Ich pflege nämlich noch meine kranke Mutter, sie ist bettlägerig, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls beginne ich meist unten – montags mache ich immer den Boden –, außerdem wären die Gardinen wieder dran gewesen, ich weiß gar nicht, wieso ich überhaupt so früh nach oben gegangen bin. Vermutlich, weil ich die Laken abziehen wollte, vergangene Woche hatte ich frei, da läuft dann alles etwas anders. Jedenfalls komme ich die Treppe hoch, frage mich noch, warum die Badezimmertür offen steht, und dann …« Sie schluckte und blickte hinab auf ihre Hände. »Nun, Sie haben’s ja gesehen«, ergänzte sie leise.
»Wissen Sie denn noch, wann genau das war?«, fragte Julia Durant sofort.
»Nein, bedaure. Vielleicht eine Viertelstunde nach meiner Ankunft, aber ich weiß auch nicht mehr genau, wann ich angekommen bin. Nein, halt«, sie hob den Zeigefinger, und ihre Augen wurden lebhafter, »im Radio liefen Nachrichten, bevor ich ausgestiegen bin, ich höre FFH, da laufen sie ja immer um fünf vor. Dürfte also relativ genau um zwölf gewesen sein, als ich im Haus eintraf.«
»Das ist doch mal eine präzise Zeit«, lächelte Hellmer ihr bestätigend zu. »Danke. Wenn Sie jetzt noch in etwa abschätzen könnten, wie lange Sie gewartet haben, bis Sie den Notruf wählten, dann bekommen wir das Puzzle zusammen.«
»Oh, das ist nicht schwer. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, ich schaue ja gerne den Tatort, aber so etwas in echt zu sehen, das ist wirklich schockierend. Ich stand bestimmt ein paar Sekunden kreidebleich in der Tür, habe Frau Löblers Namen gerufen und, das werde ich nie vergessen, nach ihrer Stirn gegriffen. Ich habe da aber nichts gespürt, alles so glitschig und«, sie schüttelte sich, »nein, ich will nicht darüber reden. Aber das war keine Minute da oben im Bad, dann bin ich gleich rüber ins Schlafzimmer geeilt, da steht das nächste Telefon.«
»Danke, das genügt uns fürs Erste«, nickte Hellmer, und auch Julia Durant hatte keine weiteren Fragen.
»Wir melden uns bei Ihnen, wenn sich noch etwas ergibt. Ich schlage vor, Sie besprechen sich mit Herrn Löbler, ob und wie es mit Ihren Diensten hier weitergehen soll. Er wird wohl für einige Tage nicht hier wohnen, und solange wir hier ermitteln, dürfen Sie ohnehin nichts verändern.«
»Das erleichtert mich«, lächelte Frau Brenner matt. »Ich hätte mich es jetzt vielleicht gar nicht getraut zu fragen, aber irgendjemand muss das Bad da oben ja wieder reinigen, oder?« Ihre Frage kam unsicher, und Hellmer griff sanft nach ihrer Hand.
»Nicht Sie, Frau Brenner, ganz gewiss nicht Sie.«
»Dann bin ich ja beruhigt«, gab sie leise zurück.
Montag, 17.10 Uhr
D anke für die Info. Wir sprechen uns später.«
Mit einem zufriedenen Lächeln ließ Julia Durant das Handy in ihrem Mantel verschwinden, und Frank Hellmer entging nicht das beinahe schon schadenfrohe Blitzen in ihren Augen.
»Na, spuck’s schon aus«, forderte er seine Partnerin auf und nahm einen letzten tiefen Zug aus der beinahe aufgerauchten Zigarette.
»Du kannst ja mal raten«, erwiderte
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