Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Wohnung?«
»Nicht dass ich wüsste«, log Sophie.
»Hmm, es wäre natürlich gut zu wissen, was dort vorgefallen ist«, warf Manduschek ein. »Aber das ist kein anwaltlicher Rat«, fügte er schnell hinzu, »nicht auszudenken, wenn jemand dorthin geht und just in diesem Augenblick die Spurensicherung auf der Matte steht.«
»Was können wir also tun?«
»Habt ihr vielleicht eine Putzfrau oder so, die dort regelmäßig vorbeikommt? Ich meine, letzten Endes könnte dir wohl niemand vorwerfen, wider besseres Wissen gehandelt zu haben, wenn du die nicht abbestellst.«
»Weiß ich nicht«, gab Sophie zurück. »Dafür ist die Firma zuständig, immerhin ist es eine Geschäftswohnung. Aber das ließe sich herausfinden. Was versprechen wir uns denn davon?«
»Nun, je nachdem, welche Spuren es dort geben wird, könnte die Beweisaufnahme sowohl zu Karls Gunsten als auch zu seinen Ungunsten beeinflusst werden. Aber viel mehr kann und darf ich dazu überhaupt nicht beitragen«, wehrte Manduschek schnell ab, »das war schon viel zu viel.«
»Wir wissen also genau genommen gar nichts«, fasste Sophie zusammen. »Was bedeutet das für die Scheidung?«
»Ich würde dir empfehlen, das nicht zu überstürzen. Die Klauseln sind rechtskräftig und eindeutig, da spielt der Faktor Zeit längst keine so wichtige Rolle wie bei einer eventuellen Mordanklage. Lass sich erst die eine Sache klären, dann gehen wir die andere an.«
Mit diesen Worten erhob er sich, schritt auf sie zu und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
»Ich muss los, man erwartet mich im Büro«, flüsterte er und nickte Sophie zuversichtlich zu. »Ich bin auf deiner Seite, auch wenn ich mich für die andere Sache vor Karl stellen muss, das glaubst du mir doch hoffentlich?«
»Ja natürlich«, lächelte sie. »Trotzdem solltest du nicht vergessen, dass es sich auch für dich als sehr lohnenswert erweisen dürfte, auf der Seite des Gewinners mitzumischen. Gerade du, mit all deinen Ambitionen, na ja, was rede ich, das weißt du ja alles selbst.« Dann, mit aufgesetzter Entrüstung, rief sie: »Und jetzt raus mit dir, ich muss die Küche saugen, weil mir irgendjemand den ganzen Boden vollgekrümelt hat!«
Als Lars Manduschek die Haustür hinter sich schloss, goss Sophie von Eisner sich eine weitere Tasse Kaffee ein, wanderte hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich entspannt in einen Sessel sinken. Der gute Karl, dachte sie im Stillen und lächelte sanft. Rennt seinem Schwanz hinterher wie ein Hund dem Stöckchen und denkt keine Sekunde darüber nach, was es ihn am Ende kosten wird. Aber am Ende, mein Lieber, schloss sie, wirst du deine Rechnung serviert bekommen und sie bis auf den letzten Cent begleichen.
Und so oder so: Lars Manduschek würde sein Scherflein dazu beitragen.
Dienstag, 9.25 Uhr
D as Gespräch mit Helene Markov hatte kaum mehr als zehn Minuten gedauert, Julia Durant hatte die Umstände des Falles so behutsam wie möglich geschildert. Den Müllcontainer hatte sie nur widerwillig erwähnt, sie hätte es am liebsten auf Hinterhof reduziert, wusste aber, dass spätestens morgen die Klatschpresse mit entsprechenden Aufmachern aufwarten würde. WOHLSTANDSMÜLL? BENUTZT UND ENTSORGT!
So in etwa könnten die Schlagzeilen lauten, und in großen Lettern würden sie überall prangen. Frau Markov hatte keine Chance, dieser schonungslosen Berichterstattung zu entgehen, denn auch in der Klinik würden die Zeitungen ausliegen. Julia entschied daher, keine Fakten zu verschweigen, sich aber auch nicht in unnötige Details zu verlieren. Der verlassene Hinterhof, in dem die Leiche abgelegt worden war, und die Tatsache, dass Lara in der Silvesternacht vermutlich einen Freier getroffen hatte, machten ihrer Mutter sehr zu schaffen, und sie konnte den Kommissarinnen kaum brauchbare Informationen geben. Sie beendete das Gespräch ohne Zuhilfenahme von Dr. Meurer mit der ausdrücklichen Bitte, alleine sein zu dürfen, um zu trauern und für ihre Tochter zu beten.
»Frau Markov ist eine sehr gläubige Frau«, erklärte Dr. Meurer, als sie in einem Besprechungszimmer zu dritt zusammensaßen. »Strenggläubig sogar, orthodox, und auch mit der Heiligen Schrift durchaus vertraut. Ich habe keine Ahnung davon, bin selbst Agnostikerin, also überbewerten Sie meine Einschätzung diesbezüglich bitte nicht. Doch ist es nicht so, dass Selbstmord für einen strenggläubigen Christen undenkbar ist? Sie fragten vorhin doch danach.«
Julia Durant erinnerte sich. »Ja,
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