Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Kollegin an, »hör mir bloß auf, okay?« Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben, vielleicht auch noch etwas anderes, das die Kommissarin jedoch nicht zu deuten vermochte. Mit einem solchen Ausbruch hatte Julia nicht gerechnet. Doch andererseits schien ihr Gefühl sie nicht getäuscht zu haben.
»Hör zu«, fuhr Sabine nach einigen Augenblicken ruhiger fort und drehte nervös eine Haarsträhne. »Es ist etwas, hmm, Privates, okay? Das hatten wir auf der Herfahrt schon, du weißt doch, wie wichtig mir die Trennung von Beruf und Privatem ist.«
»Das Private überschneidet sich aber mit unseren Ermittlungen«, gab Julia zu bedenken. »Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber in einem solchen Fall solltest du deine Strategie noch einmal überprüfen. Niemand möchte dir da reinpfuschen, glaub mir, ich schon gar nicht.«
»Dann vertrau mir und lass es dabei bewenden«, bat Sabine.
»Würde ich gerne«, sagte Julia und presste die Lippen aufeinander, dann fügte sie hinzu: »Aber ich leite diese Ermittlung nun mal. Irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem deine Verbindung mit der Meurer klar sein muss, und ich kann dir nur anbieten, die Person zu sein, mit der du das klärst. Alle anderen Alternativen, das vermute ich zumindest, wären weitaus unangenehmer. Oder möchtest du lieber zu Berger gehen?«
»Um Gottes willen«, entfuhr es Sabine, »der ist ohnehin stinkig ohne Ende wegen meiner Krankheitsstunden.«
»Na siehst du.«
»Du sagtest eben, irgendwann wird der Punkt kommen«, setzte Sabine mit gesenkter Stimme an.
»Ich meinte damit nicht, dass wir ihn uns frei nach Schnauze aussuchen können«, sagte Julia mit der ihr nötig erscheinenden Bestimmtheit. »Wir sitzen noch mindestens eine Viertelstunde ungestört im warmen Auto, wenn das keine passende Gelegenheit ist …«
Doch dann summte der Vibrationsalarm ihres Handys, das in der Mittelkonsole lag, und Sabine ergriff dankbar die Gelegenheit, um das Gerät nach oben zu reißen und auf das Display zu sehen.
»Andrea Sievers. Soll ich rangehen, oder wie funktioniert das hier mit der Freisprecheinrichtung?«
»Geh schon ran«, brummte Julia, »ich brauche beide Hände am Steuer, und mit diesem Bluetooth-Mist komme ich nicht zurecht.«
»Kaufmann hier«, ertönte es unmittelbar darauf, und Julia entging nicht die kaum verhohlene Erleichterung in Sabines Stimme. Rettung in letzter Sekunde, dachte sie grimmig, aber wir werden das noch klären. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Durch den Lautsprecher des Handys klang Andreas angenehme Stimme zwar verzerrt, ihre beinahe freudige Erregung entging Julia allerdings nicht.
»Wir haben einen Treffer bei der DNA«, kam sie ohne Umschweife auf den Punkt. »Volle Übereinstimmung mit der zweiten Speichelprobe.«
»Tausend Dank«, rief Julia, »dann würge ich dich gleich wieder ab und setze mich mit Berger in Verbindung. Zeit für Haftbefehle.«
»Undank ist der Welten Lohn«, seufzte Andrea, »aber gut, ich verstehe schon. Wir hören uns später.«
Dienstag, 11.15 Uhr
P olizeipräsidium, Vernehmung von Karl von Eisner.
Julia Durant und Frank Hellmer saßen dem Direktor gegenüber, ein Gegner, dessen Kraft nur schwer einzuschätzen war, wie Julia fand. Sie hatte Hellmer gebeten, das Gespräch zu übernehmen, falls von Eisner sie wortgewaltig überrollen würde, man musste schließlich auf alles vorbereitet sein. Zudem hatte Berger sie nach ihrem Eintreffen beiseitegenommen und ihr stirnrunzelnd eine schriftliche Beschwerde mit der Unterschrift Lars Manduscheks gezeigt.
»Sie haben doch nicht etwa die grundlegenden Prinzipien der Strafprozessordnung missachtet?«, hatte er argwöhnisch gefragt, und in seiner Stimme lag dabei der drohende Tonfall eines erzürnten Vaters, dazu entschlossen, seinem Sprössling sogleich eine Standpauke zu halten, die sich gewaschen hat. Die Kommissarin wusste, worauf Berger hinauswollte, doch sie war sich keiner Schuld bewusst.
»Wir sind doch überhaupt nicht dazu gekommen, irgendetwas zu missachten«, hatte sie sich empört verteidigt. »Zugegeben«, fügte sie etwas leiser hinzu, »ich habe den Eisner nicht gerade freundlich angefasst, aber beschuldigt habe ich ihn nicht. Konfrontiert mit dem Handy und der SMS, das ja, aber sonst … Dann kam ja schon dieser Lackaffe von Anwalt angerannt.«
»Ich zitiere nur mal auszugsweise, wenn Sie gestatten«, hatte Berger eisig erwidert und dann eine Textpassage vorgetragen. »Einer Rechtsbelehrung gemäß § 163 a Abs. 4 StPO
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