Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
schaltete Julia Durant sich mit genervtem Unterton ein. »Wollen wir als Nächstes Händchen halten oder mal zum Kern der Sache kommen?«
»Wie Sie wünschen«, nickte von Eisner, beugte sich wieder nach vorn und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
»Nur allzu gerne«, brummte Hellmer.
»Wir wissen also von Ihnen, dass Sie sich rechtlich haben beraten lassen, und Sie wissen nun von uns, dass es uns bei der Ermittlung nicht allein um Sie geht, sondern um Lara Emmels und die Umstände ihres Todes«, wiederholte Julia, und der Direktor nickte.
»Okay, dann wieder zu den Fakten: Sie haben ein Mobiltelefon auf Ihren Namen laufen, eine SMS und ein Anrufprotokoll weisen darauf hin, dass Sie mit Lara Emmels in der Nacht ihres Todes Kontakt hatten. Das sind alles Feststellungen anhand der Indizien, keine Anklagen, nur noch einmal zur Erinnerung«, betonte die Kommissarin. »Sie haben sich bislang überhaupt nicht zur Sache geäußert, das ist Ihr gutes Recht, aber möchten Sie dem heute etwas hinzufügen?«
»Nein, im Moment nicht.«
»Dann weiter. Lara Emmels wurde tot in einem Container unterhalb Ihres Büros gefunden …«
»Das klingt jetzt aber mehr nach Klatschkolumme«, unterbrach von Eisner sie mit verärgertem Ton. »Sie wurde in einem Müllcontainer gefunden. Das ist der Fakt. Der Container stand im Wirtschaftshof eines Hochhauses, das ist der nächste Fakt. Zwischen dem Hof und meinem Büro liegen unzählige weitere Etagen mit …«
»Ja, schon gut«, reagierte Julia gereizt, »ich habe es zu plakativ ausgedrückt. Aber das Mädchen lag nun mal in einem Müllcontainer im Wirtschaftshof Ihres Arbeitsplatzes. Wir sitzen hier nicht in irgendeiner Redaktion und erfinden Schlagzeilen, es gibt Hunderte von Hinterhöfen und Tausende von Containern, aber relevant für uns ist, dass die Kleine an einer Adresse liegt, zu der es eine Verbindung gibt.«
»Eine schwache Verbindung, wenn Sie alles nur auf das Handy reduzieren wollen«, warf von Eisner ein. »Man kann durchaus falsche Anwenderinformationen angeben, wenn man eine Karte freischaltet. Darüber wird sich Herr Manduschek gerne mit Ihnen austauschen.«
»Umso spannender wird es nach Auswertung der DNA«, lächelte Julia auffordernd. »Wie möchten Sie denn das begründen? Oder hat Ihr Herr Manduschek auch hierfür eine Erklärung?«
»Dazu werde ich mich nicht äußern«, blockte von Eisner ab und klang sehr entschlossen. Offenbar haben wir ihn damit am Wickel, dachte die Kommissarin zufrieden.
»Das sollten Sie sich aber gut überlegen«, bohrte sie weiter, »denn denken Sie nur einmal daran, was für ein Eindruck entsteht, wenn Sie das nicht tun. Ich setze Sie aber keinesfalls unter Druck, nur, um das noch einmal klarzustellen«, betonte sie gönnerhaft, »aber ist es tatsächlich das, was Ihr Anwalt Ihnen geraten hat?«
»Wir können jederzeit eine Pause machen, damit Sie ihn noch einmal fragen können«, fügte Hellmer hinzu und deutete in Richtung Tür.
Da aber war Karl von Eisners selbstgefälliger Gesichtsausdruck zurückgekehrt, und er antwortete: »Ganz abgesehen davon, dass ich bei meinem Entschluss bleibe, zu Ihrer DNA-Probe nichts auszusagen, möchte ich Sie an etwas erinnern, was Herr Manduschek mir riet. Vielleicht verstehen Sie mich ja dann etwas besser.«
»Nur zu«, forderte Julia Durant ihn auf, »wir können’s kaum erwarten.«
»So gerne ich meine Zeit mit Ihnen hier in diesem angenehmen Ambiente verbringe«, begann der Direktor großspurig, und die Kommissarin verdrehte die Augen, »so sehr bin ich darauf bedacht, mich nicht selbst zu belasten. Sehen Sie es doch einmal so: Ganz gleich, was ich sage – sei es nun zum Handy, zu den Kontakten oder sogar zu der Sache mit der DNA –, ich kann mir damit nur schaden, aber nicht nutzen. Sie wollen Zugeständnisse? Bedaure, nicht von mir. Denn letzten Endes ist auch ein genetischer Fingerabdruck nichts weiter als ein Indiz ohne exklusive Beweiskraft. Das weiß leider nur kaum einer Ihrer sonstigen Klientel.«
Mit diesen Worten erhob sich Karl von Eisner und, von seiner leicht verkrampften Beinhaltung einmal abgesehen, bewunderte Julia insgeheim sein markantes, unverwundbar erscheinendes Auftreten.
»Ich möchte mich nun zur Rücksprache mit meinem Anwalt zurückziehen, sollten Sie weitere Fragen haben …«
Damit war die Vernehmung beendet.
Zwanzig Minuten später trafen sich alle Kommissare mit Berger im Konferenzsaal.
»Der absolute Reinfall«, kommentierte Peter Kullmer
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