Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
den Bericht über das Verhör, »der ist mit allen Wassern gewaschen.«
»Allerdings«, stimmte Sabine Kaufmann zu, »die Frage ist nur, was hinter dieser Fassade steckt.«
»Beziehungsweise wie wir diese Fassade knacken«, korrigierte Frank Hellmer. »Denn wie schon des Öfteren gesagt: Sperma lügt nicht. Sei es nur ein Indiz oder nicht, Eisner weiß jedenfalls, dass wir ihm von jetzt ab an den Fersen kleben werden wie Bluthunde.«
»Es ist trotzdem ein Skandal, dass wir ihn so einfach laufen lassen«, murrte Julia Durant und konnte es sich nicht verkneifen, einen vorwurfsvollen Blick in Bergers Richtung zu werfen. »Jeden Fixer oder Obdachlosen würden wir bei so einer Beweislage mindestens in U-Haft behalten, und hier bekommen wir rein gar nichts, wahrscheinlich, weil sich niemand der ehrenwerten Herren da oben die Finger verbrennen möchte. Das stinkt zum Himmel, wir rennen uns hier die Hacken ab für nichts und wieder nichts … Aber ich sag’s ja immer, wenn Scheiße, dann mit Schwung.«
»Beruhigen Sie sich doch«, erwiderte Berger. »Wir müssen uns vielleicht damit abfinden, dass wir es mit gewieften Gegenspielern zu tun haben, aber das ist doch wohl nichts Neues für uns oder?«
Hellmer murmelte etwas Unverständliches, aber Berger fuhr unbeirrt fort: »Was lässt sich denn anhand aller Fakten bezüglich des einunddreißigsten Dezember rekonstruieren?« Auffordernd blickte er zu Kullmer.
»Wir wissen von Karl von Eisner, dass seine Firma in ihren Räumen einen Empfang gegeben hat«, antwortete dieser. »Da war er als Gastgeber natürlich zugegen, ebenso seine Frau und, wie sollte es auch anders sein, dieser Anwalt. Dazu kommen eine Menge geladener Gäste, hauptsächlich Geschäftspartner, aber auch einige Vertreter der Stadtprominenz. Typisch großkotzig, wie man sich das eben so vorstellt. Problematisch dürfte es werden, einen exakten Ablauf des Abends zu ermitteln, also festzustellen, ob von Eisner durchgehend anwesend war. Da wirbeln wir eine Menge Staub auf, das wird sicher eine üble Schlammschlacht.«
»Bloß nicht«, stöhnte Berger. »Bei mir steht das Telefon jetzt schon nicht still, irgendjemand scheint der Presse etwas gesteckt zu haben. Zumindest gehe ich davon aus«, er sah prüfend in die Runde, »dass Sie mir diesbezüglich keine Schande gemacht haben, oder?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Jedenfalls ist unsere Pressestelle angewiesen, vorerst nichts verlauten zu lassen, aber auf Abruf zu sein. Trotzdem wird man spätestens morgen von der Toten und der Bank reden. Das wird ein Scheißtag werden«, seufzte Berger.
»Ist mir gar nicht so unrecht, wenn ein wenig Schlamm aufgewirbelt wird, solange wir eh nur im Trüben fischen«, kommentierte Julia lakonisch. »Aber eigentlich wollte Peter uns gerade noch ein paar Fakten vor Augen führen, oder?«
»Ja, danke«, lächelte dieser. »Vonseiten der Emmels betrachtet sieht der Abend auf den ersten Blick leider auch nicht viel klarer aus. Im Gegenteil, es ist sogar eine verdammt traurige Angelegenheit, wenn man darüber nachdenkt. Ein hübsches Mädchen in ihrem Alter, ohne Plan für den Silvesterabend, aber vermutlich war ihr ohnehin nicht nach Feiern zumute. Lebt zusammen mit ihrer Mutter, deren Probleme sie wahrscheinlich schon jahrelang in Beschlag nehmen. Verschwendete Jugend«, seufzte er. »Möglich, dass wir noch Personen aus Laras Umfeld ausfindig machen, aber zurzeit ist es ein trostloses Bild, finde ich. Irgendwann piept ihr Handy, gut möglich, dass sie auf die Nachricht gewartet hat und deshalb nicht losgezogen ist an dem Abend. Sie schlüpft in ihre aufreizende Kleidung und verlässt das Haus, irgendwann nach 22.09 Uhr, also zum Zeitpunkt der SMS.«
»Sie hat die SMS sicherlich erwartet«, murmelte Julia nachdenklich. »Der Anruf mittags hat sie doch bestimmt auf den Termin vorbereitet, denn in der SMS stand etwas von zwanzig Minuten. In dieser Zeit zieht ein Mädchen ihres Alters sich nicht um, trägt Schminke auf und erreicht einen Treffpunkt. Das lass dir von einer Frau mal gesagt sein. Ich vermute eher, dass Lara ausgehfertig herumsaß und nur noch auf die SMS gewartet hat.« Sie überlegte kurz und fügte hinzu: »Zu Fuß kann man in zwanzig Minuten einen recht großen Radius gehen, mindestens drei Kilometer.«
»Sie war mit ihrem Fahrrad unterwegs«, warf Kullmer etwas ungehalten ein, »und wenn ich vielleicht mal einen Satz zu Ende sprechen dürfte, hätte ich euch gerne davon berichtet, dass es relativ konkrete
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