Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Hinweise darauf gibt, wohin sie damit gefahren ist.«
»Wenn dem so ist«, erwiderte Julia spitz, »hättest du schon längst damit rausrücken können, anstatt uns zappeln zu lassen.«
»Lassen Sie mal, Frau Durant«, bremste Berger sie aus. »Wir brauchen es lückenlos, absolut lückenlos. Vertrauen Sie einfach darauf, dass auch Ihre Kollegen etwas zustande bringen.«
»Das hat mit Vertrauen wenig zu tun«, entgegnete Julia verärgert, weil sie sich über den Mund gefahren fühlte. »Aber wenn es endlich mal eine Spur gibt, möchte ich sie verfolgen, anstatt hier ins Leere zu starren.«
»Kurzform für Eilige, ich bin ja so gut wie durch«, schaltete Kullmer sich ein. »Die Eisner Group unterhält eine Art Firmenwohnung in Oberrad. Die Entfernung passt, und auch wenn es uns noch niemand bestätigt hat, könnte dort am Silvesterabend das Liebesnest der beiden gewesen sein. Dünnes Eis, zugegeben, aber wohl wahrscheinlicher als das Privatanwesen der von Eisners, oder?«
»Einen Versuch ist es wert«, nickte Julia und erhob sich. »Dann mal los, Spusi, KTU, alle Mann ans Werk!«
»Gemach, gemach, die sind schon längst unterwegs«, bremste Berger sie mit einem verständnisvollen Lächeln aus. »Sie dürfen da ohnehin erst in zwei, drei Stunden rein, die suchen alles Zentimeter für Zentimeter ab.«
»Und der Beschluss ging ohne weiteres durch?«, wunderte sich die Kommissarin. Bislang hatte Karl von Eisner dermaßen unantastbar gewirkt, dass wohl selbst Schrumpfköpfe auf seinem Gartenzaun dem Staatsanwalt nur ein gleichgültiges Lächeln hätten entlocken können.
»War kein Problem, nein«, antwortete Berger, »denn es steht ein Fahrrad vor der Wohnung, ordentlich angekettet und offensichtlich seit mehreren Tagen nicht mehr bewegt.«
»Laras Fahrrad?«, erkundigte sich Sabine, die während der Besprechung auffallend teilnahmslos gewirkt hatte. Ausgerechnet jetzt, dachte Julia verstimmt, dabei bräuchte ich sie mit vollem Einsatz bei der Sache. Zumal wir auf Doris verzichten müssen.
»Es ist nicht auszuschließen«, nickte Berger, »und wir müssen für jeden Hinweis dankbar sein. Passt in der Wohnung etwas, weiten wir die Untersuchungen auf die Villa und die Büroräume aus. Vorher wird das leider nichts, da kämpfe ich gegen Windmühlen, so ungern ich das zugebe.«
»Na gut.« Julia Durant wollte zum Ende kommen. »Dann bringen wir jetzt den Besuch bei Eisners Frau hinter uns, und danach schauen wir in Oberrad vorbei. Frank, kommst du? Ihr beiden«, sie wandte sich an Kaufmann und Kullmer, »nehmt mir bitte die beiden Bürodamen in die Mangel. Ich möchte möglichst viel über den Menschen Karl von Eisner erfahren, Gerüchte, Small Talk, wie er zu seinen Angestellten ist, das Verhältnis zu seiner Frau und so weiter. Solange die sich in der Sicherheit wähnen, ihrem Chef nicht zu schaden, plaudern sie vielleicht etwas aus. Zumindest eine von beiden. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es kein Zufall ist, dass da ein Model und eine Walküre nebeneinandersitzen. Na, ihr wisst schon«, lächelte sie, »alles ist wichtig.«
»Machen wir gerne«, nickte Kullmer, insgeheim froh darüber, nicht wieder stundenlang via Telefon und Computer recherchieren zu müssen.
»Dann gehen Sie mal hurtig ans Werk«, schloss Berger die Besprechung. »Solange wir in dem anderen Fall noch keine Ergebnisse aus der Rechtsmedizin und Forensik haben, gilt unsere gesamte Aufmerksamkeit dem Neujahrsmord.«
Kurze Zeit später saßen Durant und Hellmer im Auto, die Kommissarin hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Uhr, ihr Magen hatte schon während der Vernehmung mehrmals geknurrt, und der Versuch, ihn mit zwei Bechern Kaffee zu beruhigen, war wie nicht anders zu erwarten fehlgeschlagen.
»Lass uns vor der Eisner mal irgendwo anhalten und etwas einwerfen«, forderte sie. »Am liebsten ’ne Currywurst oder irgendwas in der Art.«
»Ich dachte, dir stünden Würstchen jetzt bis hier«, lachte Hellmer und zog mit dem Zeigefinger eine unsichtbare Linie unter seine Nase. »Hast doch bestimmt Dutzende von Weißwürsten verdrückt da unten, oder?«
»So ein Quatsch. Und wenn, würde es dich einen feuchten Kehricht angehen, nur damit du’s weißt.«
»Ist nur gut gemeint«, grinste Hellmer und klopfte sich mit der offenen Handfläche dreimal kräftig auf den Bauch. »Ich jedenfalls verkneife mir das momentan, zumindest solange diese blöde Wette am Laufen ist.«
Julia dämmerte
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