Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
    »Sehen Sie hier!« Kaum hinter seinem Schreibtisch angekommen tippte Berger aufgebracht mit dem Zeigefinger auf einige kreuz und quer liegende Papiere. »Und hier!«
    Offenbar gefiel ihm überhaupt nicht, was dort geschrieben stand. Julia erkannte, dass es sich hauptsächlich um Ausdrucke von Internetmeldungen handelte.
    »Sophie von Eisner hat uns schon berichtet, dass es einen Beitrag im Radio gab«, kommentierte Hellmer.
    »Herrlich«, entgegnete Berger trocken. »Dann lesen Sie mal im Internet die Berichterstattung, eine echte Katastrophe, und das Allerschlimmste sind die Kommentare dazu.«
    Julia nahm wahllos einige Blätter und las die Überschriften:
    TOT INS NEUE JAHR – SO FEIERN DIE BOSSE
    FÜR DIESE JUNGE FRAU BEGANN DAS NEUE JAHR TÖDLICH
    KAPITALISTEN-KARL SCHLÄGT WIEDER ZU
    Die letzte Meldung ließ sie stutzen. Sie entstammte einer offenbar kapitalismuskritischen Website, einer Art Forum, in dem sich angemeldete User und Besucher in teils reißerischen Texten über die Themen Finanzkrise oder Globalisierung ausließen. In der Dritten Welt, so hieß es, habe er ja schon so manches Unheil angerichtet. Menschenwürde, so stand dort weiter, habe für ihn keinerlei Bedeutung, und die schonungslose Firmenpolitik der Eisner Group in den Entwicklungsländern sei unmittelbar verantwortlich für tödliche Fabrikunfälle und sogar ein Minenunglück. Doch dass er seine Untaten nun im eigenen Hinterhof beseitige …
    Julia ließ sich fassungslos auf einen der beiden Stühle sinken, die Berger gegenüberstanden.
    Der Ausdruck zeigte eine Aufnahme von Lara Emmels’ leblosem Körper im Müllcontainer, außerdem wurde Karl von Eisners Name erwähnt, das Appartement in Oberrad sowie ein grober Ablauf des Silvesterabends. Eine Menge Spekulation, zugegeben, aber auch eine Menge an Hintergründen, die niemand außerhalb des Präsidiums wissen konnte.
    »Woher haben die das?«, fragte sie ungläubig.
    »Das wüsste ich auch gerne«, erwiderte Berger, und Hellmer las das Papier ebenfalls.
    »Da stehen ja sämtliche Fakten!«, entfuhr es ihm sogleich.
    »Fakten ist gut«, schimpfte Berger. »Mal abgesehen davon, dass die Presseabteilung solche Meldungen niemals rausgeben würde, sind das doch Dinge, die ausschließlich intern besprochen wurden. Wenn überhaupt.«
    »Allerdings«, nickte Julia. »Und wie in Herrgotts Namen kommen die an ein Foto vom Tatort?«
    »Das finden Sie am besten schleunigst heraus«, antwortete Berger. »Ich habe schon veranlasst, dass dieser Schreiberling ausfindig gemacht wird. Das Problem: Die Online-Beiträge können von überall eingereicht werden, das ist mehr wie ein Forum, und einen richtigen Verlag wie bei einer vernünftigen Zeitung gibt es nicht.«
    »Aber das greift ja massiv in die Persönlichkeitsrechte ein«, sagte Hellmer. »Die müssen sich vorsehen, dass sie nicht verklagt werden.«
    »Der Bericht ist schon aus dem Netz genommen. Doch die Frage brennt, wer diese Informationen eingestellt hat.«
    »Und woher er sie hatte«, bestätigte Julia.
    »Von den renommierten Zeitungen scheint es keine zu geben, die besser informiert ist als die anderen«, stellte Hellmer fest, »da gibt es zumindest kaum inhaltliche Unterschiede.«
    »Ist mir auch aufgefallen«, bestätigte Berger, der sich wieder etwas beruhigt hatte. »Dann aber habe ich die Meldung des Stadtmagazins gefunden.« Er schob eine einzelne Seite über den Tisch in Hellmers Richtung. Dieser betrachtete sie, dann zeigte er sie Julia.
    »Die haben das Foto auch«, fuhr Berger fort. »Es ist meiner Einschätzung nach exakt dasselbe Bild. Irgendjemand streut da Informationen.«
    Julia betrachtete die Abbildung. Laras Gesicht war mit groben Pixeln unkenntlich gemacht, und weder in der Bildunterschrift noch in den wenigen Zeilen war ein Name genannt. Allerdings wurde auch hier unverkennbar darauf verwiesen, dass die Spuren »hinauf in die Chefetage« führten, dorthin, wo die Eisner Group zur Zeit des Todes ein »rauschendes Fest« gefeiert habe.
    »Verdammt und zugenäht!«, entfuhr es der Kommissarin, und sie suchte den Namen des Verfassers.
    »Den nehmen wir uns vor«, sagte sie zu Hellmer, »am besten gleich.«
    »Das wollte ich hören«, sagte Berger, bevor Hellmer reagieren konnte. »Hier ist die Adresse. Es hieß, er arbeite meist von zu Hause aus.«
    »Na gut«, nickte Julia notgedrungen und erhob sich. Sie teilte Hellmers Enthusiasmus nicht, wobei sie sich nicht erklären konnte, warum.

Weitere Kostenlose Bücher