Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Und, das ist nicht persönlich gemeint, warum ausgerechnet Sie?«
»Das waren auch meine Fragen, als ich ihm antwortete. Ich meine, man veröffentlicht ja nicht wahllos irgendwas. Doch da kam nicht viel, nur, dass es eben um die Aufklärung eines Verbrechens gehe, bei dem von den Strafverfolgungsbehörden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ordentlich ermittelt werde. Und wenn ich nicht berichten würde, dann eben jemand anderes. Das war mir vorerst genug. Denn – und das ist nun ebenfalls nichts Persönliches – wenn Macht und Geld ins Spiel kommen, haben wir nun mal ein Zweiklassensystem. Und außerdem wollte ich die Story nicht an jemand anderen verlieren.«
»Hm. Und die andere Frage, warum Sie?«, wiederholte Julia, die insgeheim schon oft genug dasselbe gefühlt hatte, was Schumann gerade über das Rechtssystem gesagt hatte.
»Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, grinste dieser. »Das Stadtmagazin ist bekannt für seine große Leserschaft, insbesondere online. Wir haben bei regionaler Berichterstattung oft mehr Klicks als die großen Medien, weil wir in der Regel einfach schneller im Netz sind mit den Infos. Und nicht immer politisch korrekt sein müssen, das kommt dazu. Warum es allerdings ausgerechnet mich getroffen hat, das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber man findet mich auch ohne weiteres, wenn man beim Stadtmagazin sucht, also kann das reine Willkür gewesen sein.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wie auch immer«, brummte Julia. »Haben Sie diese E-Mails denn gespeichert?«
»Na klar, das Haus verliert nichts.«
»Wir würden unsere IT-Abteilung gerne darauf ansetzen. Haben Sie damit ein Problem?«
»Meinen Rechner herausrücken?« Schumanns Augen weiteten sich. »Im Leben nicht!«
»Machen Sie es doch nicht so kompliziert«, schaltete Hellmer sich ein, er war offenbar ebenso genervt wie Julia. »Wir ziehen auch los und beantragen einen Beschluss, das bekomme ich noch heute zum Laufen, wenn wir es drauf anlegen. Die andere Option, wenn Ihnen das angenehmer wäre, ist, dass unsere IT-Experten zu Ihnen kommen.«
»Ich mag es nicht, wenn in meinem Computer herumgeschnüffelt wird«, entgegnete Schumann trotzig. »Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, verstehen Sie?«
»Unsere IT interessiert sich für nichts als diese Mails samt ihrer Anhänge. Ihre Entscheidung.« Hellmer sah Schumann fragend an. »Wen soll ich jetzt anrufen?«
»Sollen herkommen«, knurrte der Journalist. »Aber ich lasse sie keinen Moment aus den Augen, das garantiere ich Ihnen.«
Er erhob sich und verließ das Zimmer in Richtung Küche, wo er energisch mit Glas oder Porzellan zu klappern begann. Julia warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr »Hör mal«, raunte sie in Hellmers Richtung, »Schreck hat heute regulären Dienst, er könnte also schnell rüberkommen. Wenn ich ihn jetzt herbestelle, würdest du dann hier auf ihn warten? Ich habe Bedenken, dass Schumann seine Dateien manipulieren könnte.«
»Schumann muss sich aber drauf einlassen«, gab Hellmer mit zweifelndem Blick zurück. »Ohne Beschluss sind wir seinem guten Willen ausgeliefert.«
»Finden wir es heraus«, nickte Julia, da kam der Journalist schon mit einer Tasse in der Hand zurück.
»Herr Schumann, ich rufe einen Kollegen von der Computerforensik an, danach verschwinde ich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn mein Kollege bei Ihnen bliebe? Zu Ihrer Sicherheit, versteht sich, außerdem wäre es für die Beweismittelkette von Vorteil, wenn wir belegen könnten, dass Sie sich nicht mehr an Ihrem Computer betätigt haben. Sie kennen das doch bestimmt«, ergänzte sie mit einem charmanten Lächeln. »Eine gute Recherche ist die halbe Miete, nicht wahr?«
»Weiß nicht«, brummte Schumann, dann aber erhellte sich seine Miene. »Bleiben Sie doch lieber da«, zwinkerte er die Kommissarin spitzbübisch an.
»Ich habe leider noch einen Termin, bedaure. Aber ich würde mich freuen, wenn Sie uns den Gefallen dennoch täten.«
»Meinetwegen. Aber ich bleibe dabei, dass ich Ihren Kollegen nicht aus den Augen lassen werde. Auf diesem Computer befinden sich auch meine privaten Mails, und die gehen niemanden etwas an.«
Julia verbarg ihre Erleichterung so gut es ging und streckte Schumann die Hand entgegen. »Keine Sorge, wir konzentrieren uns nur auf die Dateien Ihres Informanten. Danke für Ihre Unterstützung und auf Wiedersehen.«
»Melden Sie sich mal, wenn Ihnen der Polizeidienst zum Hals raushängt«, lächelte
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