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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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ein ganzes Dutzend Menschen, so viel ist sicher«, murmelte Arthur angestrengt, »und es ist mir egal, an welche du denkst. Noch einmal zu Nietzsche. Wenn du lange genug in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich, das behauptete er zumindest. Du hast zehn bis zwölf Sekunden Zeit, schätze ich, um herauszufinden, ob das lange genug ist.«
    »Nein!«, schrie Karl verzweifelt. »Lass mich verdammt noch mal gehen! Du weißt genau, ich revanchiere mich großzügig, alles, was du willst!«
    »Nichts lieber als das, ich bekomme genau das, was ich will«, erwiderte Arthur trocken, ging sanft in die Knie, schnellte im nächsten Augenblick wieder nach oben und stieß Karl von Eisner mit einem kräftigen Schwung hinab in die Tiefe.

Mittwoch
    Mittwoch, 5. Januar 2011, 0.40 Uhr
    J ulia Durant schleppte sich todmüde die letzten Schritte zu ihrer Wohnungstür. Ihre Laune war im Keller, tiefer konnte sie kaum noch sinken, außerdem brummte ihr der Schädel. Es war gegen acht Uhr abends gewesen, da hatte sich plötzlich ihr Handy gemeldet. Lustlos hatte Julia sich aufgerafft, und bis sie ihren Mantel erreichte, war der Klingelton längst verstummt. Frank Hellmer, hatte das Display verraten, und anstatt auf die Benachrichtigung der Mailbox zu warten, hatte sie sofort die Rückruffunktion gedrückt. Von da an war alles ganz schnell gegangen, und die Erinnerungen der letzten vier Stunden rasten in Julias Kopf hin und her. Sie hatte sich daher längst von dem Gedanken verabschiedet, in dieser Nacht auch nur ein Auge zuzutun. Seufzend schloss sie die Wohnungstür auf, es war unangenehm kalt, sie erinnerte sich, das Küchenfenster und das Schlafzimmerfenster gekippt zu haben, und ärgerte sich darüber, dass sie vergessen hatte, diese zu schließen. Für ein heißes Bad war es zu spät, außerdem diese Kopfschmerzen.
    Passanten hatten Karl von Eisners grässlich entstellten Körper gefunden, und sofort hatte sich eine Menschentraube gebildet, denn trotz Dunkelheit und einsetzendem Schnee war das Viertel in den frühen Abendstunden sehr belebt gewesen.
    »Ich hab da was runtersegeln sehen … Dass es ein Mensch ist, hab ich erst gar nicht gecheckt.«
    Zeugenaussagen dieser Art gab es zuhauf, und irgendwie war Julia Durant nicht unglücklich darüber, erst verspätet am Unglücksort eingetroffen zu sein. Hellmer, Kullmer und sogar Sabine Kaufmann waren vor Ort gewesen, dann natürlich die Rechtsmedizin, doch diesmal hatte sich Andrea Sievers von einem Julia bis dato unbekannten Kollegen vertreten lassen. Richtig so, war Julias erster Gedanke, man kann nicht vierundzwanzig Stunden im Dienst sein. Die vorläufige Analyse lautete auf mutmaßlichen Suizid, zumindest gab es keine Hinweise darauf, dass Karl von Eisner nicht selbst gesprungen war. Auf dem nackten, trostlosen Dach, über das eisige Windböen peitschten, die die Schneekristalle schmerzend in die dünne Wangenhaut trieben, fanden sich keine Spuren eines Kampfes, keine Anhaltspunkte für mehr als eine Person, und auch am Körper des Direktors gab es wohl keine Hinweise darauf, dass er gefesselt oder bewusstlos geschlagen worden war. Eine gewagte Diagnose, wie Julia fand, denn der Körper war Matsch, zerdrückt von einer Aufprallgeschwindigkeit, die sie aus dem Kopf nicht einzuschätzen wusste, und hier herauszufinden, welche Verletzungen eventuell ante mortem gewesen sein könnten, stellte sie sich unmöglich vor.
    Gegen dreiundzwanzig Uhr löste sich der Trubel nach und nach auf, die Beamten hatten alle Hände voll zu tun gehabt, die herbeigeeilte Presse fernzuhalten, doch Julia war sich sicher, dass die Druckerpressen gnadenlos stampfen würden und morgen früh alle Welt von einem spektakulären »Selbstmord aus Reue« sprechen würde.
    Nur allzu gerne hätte die Kommissarin sich nun mit einer Schachtel Gauloises und einigen Dosen Bier ins Badezimmer begeben, doch nein. Der hämmernde Schädel, aber vor allem die Tatsache, dass es im Haus momentan weder Material für das eine noch für das andere ihrer Laster gab, ließen sie zielstrebig in Richtung Schlafzimmer wandern. Vorher schloss Julia noch die Fenster und holte eine Wolldecke aus dem Schrank, die sie, noch immer fröstelnd, auf ihrer Matratze ausbreitete. Sie huschte ins Badezimmer, der einzig warme Raum der Wohnung, entstieg ihrer Kleidung und schlüpfte in einen unförmigen Hausanzug, der sämtliche femininen Rundungen sofort relativierte. Sei’s drum, dachte sie, es ist ja sonst niemand da, der mich

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