Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
ihr Kunde so ein toller Papa wäre? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.«
»Hat die Spusi denn irgendwelche Hinweise auf ein Gummi gefunden?«, erkundigte sich Berger. »Die haben doch sicher den Müll untersucht und natürlich auch den Toilettenabfluss.«
»Nein, alles negativ bisher«, sagte Kullmer. »Wir wissen nur, dass Karl von Eisner und Lara Emmels dort waren, das bestätigen eine Menge Fingerabdrücke, und auch die DNA dürfte dem nicht widersprechen.«
»Es fehlt uns also immer noch die Information, was in der Zeit zwischen von Eisners Besuch im Präsidium und seinem Sturz vom Dach geschehen ist«, dachte Berger laut.
»Als wir da waren, war er gerade mit dem Anwalt zugange«, erinnerte sich Sabine.
»Der stand für später am Tag aber noch mal im Terminplan«, warf Peter ein.
»Ich möchte unbedingt mit ihm reden«, entschied Julia. »Aber dafür müssen wir uns erst die Witwe ins Boot holen. Wenn wir ihr verkaufen können, dass es für alle Beteiligten besser ist, die Spekulationen der Presse mit Fakten zu ersticken, sollte Manduschek nichts mehr daran hindern, über seinen Klienten auszupacken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Eisner ihn nicht ins Vertrauen gezogen hat. Egal, ob schuldig oder unschuldig, bei so vielen Anwaltsterminen hat man doch bestimmt irgendeine gute Geschichte auf Lager, oder?«
»Möglich ist vieles«, entgegnete Berger. »Nur bitte tun Sie mir einen Gefallen und verwenden Sie trotz aller Antipathie die richtige Anredeform. Es heißt von Eisner, Sie wissen, wie sensibel man da draußen auf solche Dinge reagiert.«
»Adelstitel sind keine Rechtsform«, konterte Julia prompt, »denn der Adel wurde bei uns schon vor fast hundert Jahren abgeschafft, und das ist auch gut so. Ich werde einen Scheißdreck tun, Eisner hier als Sonderfall zu behandeln, das heißt aber noch lange nicht, dass ich seine Frau nicht entsprechend anzusprechen weiß.«
»Ohne dir zu nahe treten zu wollen, Julia«, schaltet sich Kullmer ins Gespräch ein, »aber Karl von Eisner ist vom Dach gefallen. Ohne ersichtlichen Grund, zumindest können wir ihm bislang nichts außer einer, hm … Affäre nachweisen. Wir haben ihm ganz schön zugesetzt, die Medien auch …« Er stockte.
Julia konnte sich nicht beherrschen: »Und was willst du damit sagen? Von uns jedenfalls hat keiner das Mädchen misshandelt und in den Müll geworfen, oder?«
»Beruhigen Sie sich doch«, ging Berger dazwischen. »Sie haben beide recht. Von Eisner wird nun in der Öffentlichkeit primär als schuldig dargestellt werden, die Leute werden seinen Selbstmord wohl als gerechte Sühne wahrnehmen. Für uns war und ist er verdächtig an einem Tötungsdelikt. Das entbindet uns aber nicht von der Pflicht, auch die Umstände seines Todes zu untersuchen. Gerade jetzt, wenn ich das einmal betonen darf. Frau Durant, Sie fahren später bitte mit Herrn Hellmer zu seiner Witwe. Ich zähle auf Sie, in Ordnung?«
»Meinetwegen«, brummte Julia. »Benachrichtigt wurde sie ja schon, und ich bin, um ehrlich zu sein, auch heilfroh, dass ich das nicht machen muss. Wir möchten aber vorher noch zu Löbler. Das hat ja gestern leider nicht mehr geklappt.«
»Sollten das nicht wir zwei Männer machen?«, fragte Kullmer verwundert.
»Das war gestern«, erwiderte Julia knapp.
»Ich sehe schon, du spielst jetzt die beleidigte Leberwurst«, frotzelte dieser und zwinkerte ihr zu.
Julia rollte mit den Augen. »Nein, es passt mir nur heute so besser in den Kram. Bevor ich zu der Witwe fahre, möchte ich diesem Löbler persönlich noch mal auf den Zahn fühlen. Hier geschehen mir zu viele Dinge aus heiterem Himmel … Ich kann es nicht besser erklären, aber ich möchte das momentan selbst machen, damit mir nichts entgeht.«
»Haben Sie denn noch Infos bezüglich dieses Reporters?«, wollte Berger an Hellmer gewandt wissen.
»Keine bahnbrechenden Erkenntnisse, viel Lärm um nichts«, erklärte der Kommissar und trat an den Schreibtisch. »Wir können Schreck anklingeln und es ihn selbst erklären lassen, aber ich glaube, ich bekomme es auch hin.«
»Machen Sie mal, die Zeit rennt«, forderte Berger ihn mit einem Blick auf die Wanduhr auf.
»Das Bild wurde professionell retuschiert, das heißt, das Gesicht der Toten wurde mit einem Unschärfefilter belegt und außerdem abgedunkelt. Gesendet wurde es über einen Free-Mail-Account, nicht nachzuvollziehen, auf wen dieser registriert ist. Da muss man zwar Namen angeben, kann das aber bei vielen
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