Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
erwiderte Löbler kühl, »doch künftig sollten wir uns dann auch bitte ausschließlich im Beisein meines Rechtsbeistands unterhalten. Wie Sie wissen, stehe ich auch ohne diese schreckliche Sache bereits im Rampenlicht, und ich möchte eine solche Berichterstattung tunlichst vermeiden. Warten Sie, ich gebe Ihnen am besten gleich seine Karte«, lächelte er kühl und eilte zum Telefontisch, wo sein Kalender unter einem Smartphone lag. Nach kurzem Suchen zog er einen strahlend weißen Elfenbeinkarton mit eingeprägtem Logo der Kanzlei hervor. Unter der allgemeinen Angabe des Firmensitzes prangte unübersehbar der Name des zuständigen Partners:
Lars Manduschek.
Mittwoch, 10.25 Uhr
H ellmer hatte den BMW gestartet und zurück auf die Straße manövriert, Julia kauerte auf dem Beifahrersitz und rieb sich die kalten Hände.
»Jetzt sag doch mal selbst«, begann sie schließlich, »so richtig aus der Spur geworfen hat ihn die Geschichte mit seiner Frau ja offenbar nicht, oder?«
»Was soll er denn machen? Sich zusammengebrochen auf dem Boden wälzen?«, widersprach Hellmer mit gerunzelten Augenbrauen.
»Nein, aber es lief alles so … glatt irgendwie, selbst seine Emotionen waren so gut im Timing. Ach, ich weiß einfach nicht, was ich von ihm halten soll«, winkte Julia ab.
»Weißt du, er ist ja nicht nur Geschäftsmann, sondern auch Politiker, also kann er sich nach außen hin entsprechend verkaufen. Du hast schon recht, das lässt ihn undurchsichtig erscheinen, mag aber auch nur ein falscher Eindruck sein. Das Problem ist, entweder sind seine Argumente wahr, oder sie sind nahtlos konstruiert und einstudiert, wie man es zum Beispiel als Politiker von PR-Agenturen eingebleut bekommt. Die Sache mit dem Psychoklempner, dann das Squashspielen, irgendwie passen diese Erklärungen viel zu gut auf unsere Fragen.«
»Na ja, aber dann müsste es doch zumindest für das blaue Auge eine noch bessere Erklärung geben, oder?«, fragte Julia zweifelnd. »Dafür und für die Anrufe bei der Polizei. Gibt es hier denn nicht irgendwelche Daten, aus denen man auf die Identität oder den Standort des Anrufers schließen könnte?«
»Nein, nichts, was uns weiterbringt, außer der Tatsache, dass es zweimal derselbe Anrufer war.«
»Was mich stört – wobei stören vielleicht nicht ganz das passende Wort ist –, ist die Tatsache, dass wir schon wieder auf diesen Manduschek treffen. Warum?«
»Wieso nicht?«, gab Hellmer mit Unschuldsmiene zurück. »Die Löblers und Karl von Eisner sind Geschäftspartner, befreundete Partner sogar, wie ich rauszuhören glaubte. Die Kanzlei ist im selben Haus wie die Eisner Group, man kennt sich, hat vielleicht den einen oder anderen Deal abgeschlossen. Warum also nicht zuerst an diese Anwälte denken, immerhin eine nicht unbedeutende Kanzlei? Wenn einem der Staatsanwalt droht, dann rasselt man lieber gleich mal mit einem großen Säbel, oder?«
»Du denkst ganz schön großkotzig«, erwiderte Julia mit einem spöttischen Lächeln, weil sie ihren Kollegen nur allzu gerne mit seinem angeheirateten Reichtum aufzog. »Ihr Geldsäcke seit eben doch alle gleich.«
»Jetzt geht diese Schallplatte wieder los«, stöhnte Hellmer und schaltete einen Gang zurück, um seinen BMW dann kräftig zu beschleunigen. Endlich waren die Straßen wieder gefahrlos zu befahren, und er nutzte die Gelegenheit dankbar.
»War doch nur ein Scherz, kennst mich doch. Aber ich sehe schon, deine Nobelkarosse macht dir noch immer Spaß«, piesackte Julia ihn noch ein wenig. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und tippte Löblers Nummer in Nieder-Eschbach ein, die sie sich vorhin notiert hatte.
»Wen rufst du an?«
»Wart’s ab«, sagte sie noch, dann nahm Löbler auch schon ab.
»Guten Tag, hier noch einmal Durant von der Kripo. Mir sind noch zwei Dinge eingefallen, können wir die gerade telefonisch klären?«
Löbler bejahte etwas zögernd.
»Zum einen würde ich gerne wissen, ob Sie seit Silvester noch einmal Kontakt zu Herrn von Eisner hatten. Nein? Auch nicht telefonisch? Okay, danke. Außerdem würde mich interessieren, ob Sie sich mit diesem Psychiater Ihrer Frau in Verbindung gesetzt haben beziehungsweise ob Sie generell etwas über die Erkrankung Ihrer Frau in Erfahrung bringen konnten?«
Auch diese Fragen verneinte Löbler, und Julia verabschiedete sich dankend.
»Alle Fragen klar verneint«, berichtete sie Hellmer knapp.
»Wobei das nicht ausschließt, dass er nicht wenigstens das Medikament oder den
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