Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
»haben die Renditen stabil zu bleiben, und dafür werden wir bezahlt.«
»Und offenbar nicht schlecht«, warf Julia Durant nach einem demonstrativen Blick durch den Raum ein. »Manch einer wäre heutzutage froh, wenn er ein Haus unterhalten könnte, bei Ihnen sind es gleich zwei. Oder haben Sie gar noch weitere?«
»Nein, diese beiden. Aber vergessen Sie dabei nicht, dass wir für diesen Luxus auch nicht gerade untätig herumsitzen. Im Gegenteil, wir stehen unseren Großanlegern rund um die Uhr für all ihre Belange zur Verfügung, nötigenfalls sieben Tage pro Woche. Wir …«, er geriet ins Stocken, »… also ich, ich meine …«
Stefan Löbler sprang auf und eilte um die Ecke in eine Nische, womöglich eine Art Speisekammer, wie Julia schloss. Es raschelte, dann schneuzte er sich und kehrte schließlich mit einer Schale Gebäck zurück.
»Hier, bitte«, sagte er, als er wieder Platz genommen hatte. Seine Augenwinkel waren leicht gerötet, durch starke Reibung mit den Handrücken, Julia kannte diese Art der Rötung von unzähligen Befragungen trauernder Angehöriger. Trauernd oder verdammt gut im Schauspielern.
»Herr Löbler, ich verstehe schon, Sie sprachen nicht vom verstorbenen Herrn Eisner – Herrn von Eisner meine ich natürlich –, sondern das wir bezog sich auf Ihre Frau, hm?«
Er nickte.
»Eigentlich galt unser Besuch auch ihr, um genau zu sein den Umständen ihres Todes. Ihre Frau war zugleich Ihre Geschäftspartnerin?«
»Ja, allerdings«, bestätigte Löbler. »Wir haben zusammen angefangen und uns schon vorher übers Studium kennengelernt. Als es daran ging, den Sprung ins Haifischbecken zu wagen, dachten wir uns, wir machen es als Team.«
»Hätte ich nicht gedacht«, erwiderte die Kommissarin anerkennend. »Frauen in gleichberechtigter Position, vor allem in Ihrem Sektor, sind doch eine eher seltene Spezies, oder irre ich mich da?«
»Nein, das stimmt. Und bevor Sie es sagen: Man hat es ihr nicht angesehen. Nur wer Nathalie gut kannte, wusste, was für eine starke und widerstandsfähige Frau sie sein konnte. Da haben einige vom starken Geschlecht den Schwanz eingezogen, wenn Sie verstehen.«
Löbler verstummte und presste die Lippen aufeinander.
»Sie müssen uns gegenüber keine Stärke zeigen, das habe ich Ihnen schon bei unserem ersten Treffen gesagt«, sagte Julia mit ruhiger Stimme, doch Löbler hatte sich bereits wieder gefasst.
»Nun, es ist, wie’s ist, ich muss mich ab jetzt alleine durchbeißen«, entgegnete er mit fester Stimme.
»In der Firma oder in der Politik?«, fragte Hellmer prompt.
»Wieso ist das wichtig?«, wollte Löbler wissen. »Alles meine ich, das ganze Leben. Wir sind schon so lange zusammen, da kann ich Ihnen überhaupt nicht sagen, was nun werden wird. Fakt ist, dass ich nun wieder auf mich gestellt bin.«
»Wenn Sie so lange zusammen waren«, begann Julia behutsam, »und dann auch noch beruflich und privat, war das nicht manchmal anstrengend?«
»Inwiefern?«
»Ich kann Ihnen nur von mir sagen, dass ich gerne nach Hause komme und den Job vor der Tür lasse. Frank, wie ist das bei dir?«
»Genauso. Meine Frau würde mir was erzählen, wenn ich den Job mit heimbrächte«, schwindelte dieser, dabei wusste Julia natürlich, dass Nadine Hellmer die gütigste und geduldigste Ehefrau war, die man sich als Polizeibeamter nur wünschen konnte.
»Wir haben oft von zu Hause aus gearbeitet, ich weiß gar nicht, warum das für Sie überhaupt eine Rolle spielt«, kam es von Löbler.
»Wir fragen uns nur, ob es bei so wenig Trennung von Beruf und Eheleben nicht auch manchmal belastend war für das Miteinander«, erklärte Julia.
»Verdammt«, entfuhr es Löbler, und er hätte sich beinahe dazu hinreißen lassen, mit der Hand auf den Tisch zu schlagen, »reiten Sie jetzt schon wieder auf diesen bescheuerten Anzeigen herum? Ich habe Nathalie nicht geschlagen, wie oft soll ich das noch s…«
»So oft, bis ich es glauben möchte«, erwiderte die Kommissarin ruhig, aber bestimmt. »Mir ist nicht entgangen, dass Sie eben gerade am liebsten sehr heftig reagiert hätten. Wenn ich mich nun nach Ihnen erkundige, was glauben Sie, werden mir Ihre Kollegen, Angestellten oder Geschäftspartner sagen? Ist Stefan Löbler ein entspannter, ausgeglichener Mann, oder ist er mehr der knallharte Geschäftsmann mit cholerischen Neigungen?«
»Auf dieser Ebene werde ich mich mit Ihnen keinesfalls weiter unterhalten!«
»Okay, dann etwas anderes. Was, glauben Sie denn, hat
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