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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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sich nicht einfach hin und ließ es über sich ergehen wie die meisten, sondern sie forderte die Fähigkeiten eines Mannes erbarmungslos heraus.
    »Keine Freude ohne Gegenleistung«, hatte sie ihm bei ihrem ersten Mal zugeflüstert, gerade als er kurz vor dem Höhepunkt gestanden hatte, und war dann mit einem verzückten Jauchzen von ihm gesprungen.
    So wie im Bett, so war sie auch hinterm Schreibtisch, ungemein erotisch, man konnte ihr kaum einen Wunsch abschlagen, im Gegenteil, sie war eine Frau gewesen, die stets genau wusste, was sie wollte. Wehe dem, der versuchte, ihr einen Vorteil ohne Gegenleistung abzuringen. Gemeinsam hatten sie sich in Anlageberatung versucht, doch das war ihnen bald nicht mehr genug, sie wollten ganz oben mitmischen. Irgendwann hatte Karl von Eisner mit am Tisch gesessen, und von da an waren sie nicht mehr zu stoppen gewesen.
    Als er einen hellen, lauten Glockenschlag vernahm, fuhr Stefan Löbler zuerst in Richtung der Eieruhr um, wobei er sich nicht daran erinnern konnte, sie auf die Backzeit eingestellt zu haben. Dann realisierte er, dass der unerwartete Schall von der Türglocke kam, ein altmodisches Klingeln, das zu dem alten Haus passte. Er hatte lange suchen müssen, bis er einen elektronischen Gong gefunden hatte, der das Klingelgeräusch aus seiner Kindheit originalgetreu wiedergab.
    Löbler legte rasch die Schürze ab und eilte in Richtung Tür. Er trug nur Jogginghose und T-Shirt. Mit Besuch hätte er niemals gerechnet. Wer wusste denn schon, dass er sich momentan hier in Nieder-Eschbach befand?
    »Ja, bitte?«, fragte er und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Ein Guckloch oder eine Kamera gab es nicht.
    »Lass mich rein, oder ich schieße dir durch den Briefkastenschlitz in den Bauch«, knurrte es, und im selben Moment drückte es kräftig am Türblatt der schweren Holztür. Es verging eine Schrecksekunde, in der Stefan Löbler nicht fähig war, darüber zu befinden, ob er wegrennen, zum Briefschlitz sehen oder mit aller Kraft dagegenhalten sollte. Eine Sekunde, die ihm ewig erschien und die dem Eindringling die Gelegenheit verschaffte, sich Zutritt zu verschaffen. Er drückte den erstarrten Löbler in den Hausflur hinein, rammte ihm den Lauf seiner Pistole in die Magengrube und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, der Löbler nicht einen Moment daran zweifeln ließ, dass sein Gegenüber zu allem entschlossen war.

Mittwoch, 19.20 Uhr
    J ulia Durant hatte schon um halb fünf Feierabend gemacht, sie fühlte sich abgespannt und hatte entschieden, dass sie die Internetberichte und Zeitungsartikel über Karl von Eisners Selbstmord auch zu Hause auf dem Sofa durchgehen konnte. Vorher hatte sie sich noch mit Sabine Kaufmann kurzgeschlossen, die ihr von einer Aussage Frau Schuberts berichtete. Da diese den Empfangsbereich geraume Zeit vor Eisners Sturz vom Gebäudedach verlassen hatte, brachte sie das nicht weiter.
    »Margot Bluhm heißt die diensthabende Dame aus der Spätschicht«, las Sabine von einem Notizzettel ab, »wenn wir mit der sprechen wollen, dann am besten zu ihrer Dienstzeit. Angeblich geht sie nicht ans Handy oder hat gar keines. Ich hatte das Gefühl, sie ist nicht die beliebteste Mitarbeiterin. Die Schubert hat zwar versucht, kollegial zu klingen, man hörte es aber durch.«
    »Na, wen wird die schon mögen«, war Julias Kommentar gewesen, »wahrscheinlich hat sie selbst nicht viel mehr Freunde dort. In meinen Augen ist die Schubert eine rücksichtslose Person, egozentrisch und nur darauf bedacht, voranzukommen. Teamgeist erkenne ich da jedenfalls keinen, und sie biedert sich unter Garantie jedem an, der sie ein paar Etagen weiter nach oben befördern könnte.«
    »Harte Worte«, lächelte Sabine, »aber schlussendlich auch nicht unser Bier, oder? Ich kann nachher rüberfahren, wenn’s dir recht ist. Habe sonst nichts vor.«
    »Kein Treffen mit Michael?«, war Julias Gegenfrage.
    »Nein, jedenfalls nicht direkt«, kam es geheimnisvoll zurück.
    »Meinst du nicht, es wäre eine gute Gelegenheit, dass wir uns vorher noch ein Viertelstündchen abzwacken und über diese komische Situation in Friedrichsdorf reden?«, schlug Julia dann vor, was Sabine sogleich erstarren ließ.
    »Ich weiß nicht, ob ich das möchte.«
    »Aber ich, denn als leitende Ermittlerin muss ich jeder sensiblen Situation nachgehen, ich muss mich auf die Fakten konzentrieren, dabei aber mein Bauchgefühl nicht außer Acht lassen. Dann muss ich aus all diesen Puzzleteilen ein Bild zusammensetzen,

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