Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
aber ich habe den Eindruck, da bin ich nicht der Einzige hier im Raum. Karl war ein langjähriger Freund, wir haben unzählige Geschäfte besiegelt, und ich stehe damit irgendwie in seiner Schuld. Ich hätte Ihnen selbst ohne die anwaltliche Schweigepflicht keine Details ausgeplaudert, dazu standen wir uns viel zu nahe, das sollten Sie wissen, denn diese Haltung ändert auch sein Tod nicht. Die Presse wird sich wahrscheinlich über ihn hermachen. Mag auch sein, dass sie Karls Fassade ordentlich ankratzen werden. Ohne ins Detail zu gehen, rate ich Ihnen, sehr genau zu prüfen, was dort aufgewirbelt wird. Vieles ist nicht so, wie es scheint … Ich nehme nicht an, dass Sie mir die Frage beantworten werden, was Sophie Ihnen berichtet hat?« Mit diesen Worten kehrte er wieder an seinen Platz zurück und setzte sich.
»Nein, auch wir behandeln Dinge vertraulich«, antwortete Hellmer. »Aber wir können uns durchaus einmal darüber unterhalten, in welcher Beziehung Sie zu der Witwe stehen. Sie nannten sie eben Sophie, das klingt mir nicht danach, als dass Sie sie nur als Gattin Ihres Klienten kannten.«
Manduscheks Augenbrauen zuckten, doch sein Lächeln verschwand nicht. »Sie wissen vielleicht, dass Frau von Eisner einen nicht unbedeutenden Anteil an der Firma besitzt …«
»Aber inaktiv«, nickte Julia. »Die Geschäfte leitete nur ihr Mann.«
»Schon. Aber sie hat sich nicht mit der stillen Teilhabe begnügt«, widersprach der Anwalt. »Sie haben sich doch mit ihr unterhalten, was hat sie denn darüber erzählt?«
»Wir wissen zumindest von ihrer Kapitaleinlage«, antwortete Hellmer, »und was damit im Falle einer Scheidung passiert wäre.«
»Nun gut«, murmelte Manduschek. »Dann hat es wohl wenig Sinn, wenn wir länger um den heißen Brei herumreden. Ja, ich kenne Sophie auch in meiner Eigenschaft als Anwalt. Je nachdem, wie es nun weitergegangen wäre, hätte ich sie in einer Scheidungsklage gegen ihren Mann vertreten müssen.«
»Was im Umkehrschluss bedeutet, dass sein Verhältnis zu Lara Emmels unstrittig ist«, warf Julia ein. »Das sollten Sie doch nun, da er tot ist, bestätigen können.«
»Ich kann Ihnen nichts bestätigen, was ich nicht weiß«, widersprach Manduschek energisch. »Auch mir gegenüber hat Karl sich in absolutes Schweigen gehüllt.«
»Er hat Ihnen nichts gesagt?«, wiederholte Hellmer ungläubig.
»Nichts, was Sie nicht selbst wissen.«
»Das wundert mich sehr.« Julia drehte sich nachdenklich mit dem Finger eine Strähne hinters Ohr. »Wenn Sie beide so vertraut waren und er sich des Weiteren sicher sein konnte, dass Sie ihn als Anwalt nicht verraten dürfen, warum hat er sich nicht wenigstens zu verteidigen versucht?«
»Darüber könnte ich höchstens spekulieren«, gab Manduschek zurück, »und diese Spekulationen würde ich sofort widerrufen, tauchten sie in irgendeinem Ihrer Protokolle oder Berichte auf.«
»Lassen Sie uns spekulieren«, lächelte die Kommissarin.
»Nun, ich bin kein Psychologe, aber meine Vermutung war, es könnte etwas mit Schuld zu tun haben. Oder besser: Scham. Er könnte sich mir gegenüber geschämt haben, weil wir uns ja seit geraumer Zeit kennen. Oder aber es ist dieses Schuldgefühl seiner Frau gegenüber, das er mit ihr nicht teilen konnte, weil ihn ein Geständnis die Firma gekostet hätte. Sehen Sie diesen Spagat? Das ist ja ein ganzes Labyrinth an Verstrickungen, aus dem er nicht ausbrechen konnte, finden Sie nicht auch?«
»Vorausgesetzt, er ist mindestens des Fremdgehens oder sogar des Tötens schuldig«, nickte Julia zustimmend. »Passt es denn zu ihm, sich durch Freitod zu entziehen? Sie dürften ihn um einiges besser kennen als wir, sind aber emotional nicht so involviert wie seine Witwe.«
»Wie gesagt, ich bin kein Psychologe. Ich versuche nur zu verstehen, was passiert ist. Daher lasse ich mich hier nicht auf Spekulationen ein. Aber die ganze Sache ist ein schönes Chaos, rein juristisch übrigens auch, das können Sie mir glauben.«
»Wegen der Scheidung?«, wollte Hellmer wissen.
»Auch«, nickte Manduschek. »Die ist ja nun hinfällig, und ich muss prüfen, was zu tun ist.«
»Wegen des Vermögens? Nach welchen Kriterien wird da nun verfahren?«
»Sophie, also Frau von Eisner, hat mich noch nicht mit der Einleitung eines Scheidungsverfahrens beauftragt. Und bis es so weit kommt, ist erst eine Menge Papierkrieg zu erledigen. Sie könnte natürlich auf Durchsetzung der Zusatzvereinbarung klagen, bislang hatte ich ihr ja
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