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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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war schwindelig. Die Wahnsinnskonzentration und die permanente Gefahr zehrten an seinen Kräften. Er verspürte den Drang aufzugeben, riss sich aber zusammen. Wenn er jetzt einknickte, würde er lebenslänglich verurteilt werden, Cathrine würde sterben, und er würde Cecilie für immer verlieren. Das Handy zwischen den Zähnen, begann Tom, sich auszuziehen. Wenige Sekunden später lagen seine Kleider in einem Haufen auf dem Boden.
    »Ziehen Sie mich an«, befahl Tom Maria laut und deutete auf den Kampfanzug des Soldaten. »Wenn Sie mir jetzt helfen, sind Sie bald frei«, flüsterte er ihr ins Ohr, während sie vor ihm kniete und ihm in die Cobra-Rüstung half.
    Kurz darauf klappte Tom das Visier des Helms herunter und verließ eilends die Garderobe, in der er Maria und Elmar, notdürftig gefesselt, zurückließ. Einen kleinen Vorsprung würde es ihm wenigstens verschaffen.
    »Wohin?« Der Taxifahrer sah den Mann im schwarzen Kampfanzug mit Helm und Waffe im Rückspiegel an. Normalerweise hätte er es absonderlich gefunden, dass ein Cobra-Soldat mit einem gewöhnlichen Taxi fuhr, aber an diesem Abend schien sich Wien in einem Ausnahmezustand zu befinden, sodass er es eher spannend als seltsam fand.
    »Raus aus der Stadt!«, stieß Tom unter seinem Helm hervor. »Weitere Anweisungen bekomme ich gleich.«
    Der Fahrer setzte den Wagen in Bewegung. »Waren Sie da drinnen, in der Oper? Haben Sie den Teufel geschnappt?«
    »Ja«, sagte Tom. »Wir haben ihn. Jetzt suchen wir die Hintermänner.«
    »Also, wohin soll’s gehen?«
    »Einen Moment, er wird gerade verhört. Ich warte auf genauere Informationen«, antwortete Tom und versuchte verzweifelt, etwas zu finden, das dem Mann einen Anhaltspunkt geben konnte. Denk nach, du musst doch irgendetwas beobachtet haben! »Falken«, rutschte es Tom über die Lippen, während er vorgab, auf das Display seines Handys zu blicken. »Das Versteck befindet sich an einem Ort mit zahlreichen Jagdfalken. Sie sollen in Formation am Himmel geflogen sein. Sagt Ihnen das was?«
    Der Taxifahrer bremste und wendete.
    »Warum fahren Sie zurück?« Panische Angst überfiel Tom, dass er sich auf irgendeine Weise verraten hatte.
    »Langenlois! Wir müssen nach Langenlois!« Der Fahrer blickte stolz in den Rückspiegel. »Die Gegend ist für zwei Sachen berühmt: die Raubvogelschau und die Open-Air-Oper.«
    »Bravo!« Tom spürte, dass sein Puls jetzt heftig gegen seine Schläfen hämmerte. Hatte er nicht Fetzen aus Aida gehört, als man ihn ins Versteck brachte? Er hatte angenommen, Hans Maier habe eine Stereoanlage laufen lassen, aber vielleicht stammten diese Klänge ja von einer Freiluftvorstellung von Verdis Oper? Er klammerte sich an diesen einen Strohhalm der Hoffnung, denn darin hatte er in letzter Zeit reichlich Übung. »Langenlois, natürlich! Fahren Sie, schnell!«, sagte er.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. War Cathrine noch am Leben? Was taten die Maierbrüder? Drückten Sie in diesem Augenblick auf den Knopf, der die Sprengladung an Marias Körper zündete? Würden Sie sie auf jeden Fall zünden? Und wenn sie es taten – würde Tom dann der Mittäterschaft bei einem Mord angeklagt werden?
    Tom versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, sie wie ein lästiges Zahnweh aus seinem Bewusstsein zu schieben. »Wie lange brauchen wir dorthin?«
    »Etwa eine Stunde.«
    Eine Stunde! Dreitausendsechshundert Sekunden! Und in jeder dieser Sekunden konnten Rudi oder Hans auf den Knopf drücken. Jederzeit konnte das Handy klingeln und die drohende Katastrophe zu einer Tatsache machen. Tom war, als fühle er noch immer Marias klopfendes Herz an seiner Brust. Arme Maria! Sie war vollkommen unschuldig in eine persönliche Abrechnung hineingezogen worden. Wenn er nur Gelegenheit gehabt hätte, ihr alles zu erklären. Vielleicht hätte sie dann ja verstanden, warum er so gehandelt hatte. Doch als Einziges blieb ihm nun, die Maierbrüder daran zu hindern, die Bombe zu zünden. Er wusste, es war eine Floskel, aber sie gab ihm Halt: Alles wird gut. Alles wird doch noch gut.
    Das Taxi raste auf die Donauufer-Autobahn A22, Richtung Stockerau. Tom umklammerte die automatische Waffe noch fester und fasste einen Entschluss.
     

Ein bisschen Publicity
    Lochmann raste vor Wut und war zugleich verzweifelt. Die Polizeiaktion war auf dem besten Wege, in ein Fiasko auszuarten. Der Mann, den sie gefasst hatten, war einer der ihren. Er war bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert worden, und die

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