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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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zerstört. Das ist ein Verbrechen an der Menschheit. Haben wir eine Abmachung?«
    »Ich brauche Bedenkzeit.« Tom war jedoch klar, dass er seinen Entschluss längst gefällt hatte. Es war unvorstellbar, ein solches Angebot abzuschlagen.
    »Bedenkzeit ist für Schwächlinge! Die Zeit läuft uns davon, und währenddessen verschafft sich der Mörder einen immer größeren Vorsprung. Ich lege einen versiegelten Umschlag für Sie an die Rezeption. Wenn Sie ihn vor achtzehn Uhr abholen, akzeptieren Sie mein Angebot. Dann wird automatisch eine größere Summe auf ein Konto für den Unterhalt des Magazins Opera Today überwiesen. Das Konto kann mit sofortiger Wirkung mit den laufenden Ausgaben des Magazins belastet werden, indem Sie alle Quittungen einfach an mein Büro in der Dorotheergasse in Wien schicken.«
    Kamarov öffnete die Tür. Die Audienz war vorbei.
    Tom Hartmann taumelte mit einem gemurmelten »Auf Wiedersehen« hinaus.
     

Andeutungen
    Victor Kamarov lag ausgestreckt auf dem Bett des luxuriösen Hotelzimmers. Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt und wollte seinem Hirn einen Moment Ruhe gönnen. Er war kurz davor einzuschlafen, als es an der Tür klopfte. Verärgert und benommen stand er auf, um zu öffnen. Draußen stand eine Frau Ende dreißig. Das rotbraune, streng nach hinten gekämmte Haar brachte die wohlgeformten Konturen ihres schmalen Gesichts deutlich zur Geltung.
    »Hauptkommissarin Cathrine Price vom Morddezernat. Darf ich hereinkommen?«
    Kamarov studierte Tom Hartmanns Exfrau interessiert. Die Wahl einer Frau verriet viel über den Mann. Cathrine Price war attraktiv und elegant und wirkte deutlich energischer als ihr Exmann. Es gab keinen Zweifel, wer in dieser Beziehung die Hosen angehabt hatte. Kamarov entschied sich, sie nicht zu mögen. Er führte die Kommissarin zur Sitzgruppe und nahm ihr gegenüber Platz. »Was zu trinken?«, fragte er und bereitete zwei Sambuca mit Kaffeebohnen vor.
    »Haben Sie etwas Alkoholfreies?«
    Kamarov musterte die Kommissarin, als hätte sie ihm eine vollständig unverständliche Frage gestellt. Dann zuckte er mit den Schultern, ging zur Minibar und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus. »Was können Sie mir berichten? Gibt es schon Ermittlungsergebnisse?« Kamarov ergriff auf seine typische Weise die Initiative. Er goss ihr das Wasser ein, nahm wieder Platz und beugte sich auffordernd nach vorn.
    Cathrine roch den Dunst des Alkohols und der zerkauten Kaffeebohnen. Sie wollte nur ungern preisgeben, dass die Polizei bis jetzt noch keine einzige Spur hatte. »Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für Schlussfolgerungen, aber wir ziehen die Möglichkeit in Betracht, dass es sich um einen Terroranschlag handelt.«
    »Mehr haben Sie nicht?«
    Cathrine zögerte. Dieser Victor Kamarov war wirklich höchst provokativ. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass er das Gespräch an sich gerissen hatte. »Herr Kamarov, ich verstehe, dass die ganze Sache ein Schock für Sie sein muss, aber ich bin es, die hier die Fragen stellt.«
    Kamarov sah sie an, legte die Hände hinter den Nacken und lehnte sich zurück: »Dann fragen Sie.«
    »Hatte James Medina Feinde?«
    Victor Kamarov lachte laut und herzlich, als wäre diese Frage außerordentlich dumm. »Hatte er etwas anderes als Feinde um sich herum? Ein Star seines Formats!« Kamarov schüttelte den Kopf. »Berühmtheit und Erfolg fordern ihren Preis.«
    Cathrine missfiel, wie Kamarov sie behandelte. Alles, was er sagte und tat, war so herablassend, voller Verachtung und Misstrauen. »Lassen Sie mich die Frage anders stellen: Kennen Sie jemanden, der ein Motiv für eine solche Tat haben könnte?«
    Kamarov beugte sich wieder vor und schlug einen etwas vertraulicheren Ton an: »James und ich kennen uns, seit wir Ende zwanzig waren. Aber wir standen uns nicht sonderlich nah. Niemand war Medina nah. Er gehörte nur sich selbst, das heißt seiner Stimme, denn um die drehte sich alles.«
    »Wie meinen Sie das?« Cathrine merkte, dass er ihre Frage nicht beantwortet hatte.
    »Das liegt doch in der Natur der Sache. Die Stimme eines Tenors ist ein empfindliches Instrument, auf das man aufpassen muss wie auf eine Stradivari. Das heißt: viel Schlaf, wenig reden, ein maßvoller Umgang mit Alkohol, keine verrauchten Kneipen, kurz gesagt, ein stinklangweiliges Leben.«
    Cathrine notierte Stichwörter auf ihrem Block. Diese Aussage stimmte so ganz und gar nicht mit Toms Beschreibungen von Medinas Frauengeschichten überein.
    »Hat er

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