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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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auf, faltete die Hände und senkte den Kopf. Die anderen folgten seinem Vorbild.
    Es war Kamarov, der schließlich das Schweigen brach: »Schreiben Sie gut über ihn, Tom.« Kamarov gab ihm zu verstehen, dass die Audienz vorüber war. Dann schloss er die Tür seines Büros. Er wollte allein sein.
     

Die Todesursache
    Tom ließ sich auf einen der weichen Sessel ganz hinten in der Hotelbar fallen. Er bestellte sich einen doppelten Whiskey mit Eis. Ein Abschiedsdrink für Medina, sagte Tom zu sich selbst. Der Barkeeper schenkte einen zwölf Jahre alten Ardberg aus. Tom hätte einen Lagavulin vorgezogen, aber der Mann hinter der Theke hatte darauf bestanden, dass er den Ardberg probierte. Er schmeckte vielleicht sogar noch intensiver nach Teppichreiniger als der Lavagulin, aber Tom kippte ihn hinunter und bestellte noch einen. Der Barkeeper grinste zufrieden. »Na, hab ja gesagt, dass der Ihnen schmecken wird.«
    Tom nickte nur. Er vertrug jetzt wirklich keinen Smalltalk mit einem Barkeeper. Sein Handy rettete ihn mit den schluchzenden Klängen von Medinas Turm-Arie. Es war Cathrine. Sie schien das Klirren des Eises in seinem Glas zu hören, denn sie eröffnete das Telefonat mit den Worten: »Ein doppelter Whiskey mit Eis?«
    »Nummer zwei«, erwiderte Tom. »Für Medina.« Es gab keinen Grund, ihr das zu verhehlen. »Ich nehme langsam Abschied.«
    »Medina ist an einem Ödem im Hirn gestorben.« Cathrines Stimme klang sachlich und nüchtern.
    »Was um alles in der Welt ist das?« Tom kaute whiskeymarinierte Eiswürfel.
    »Eine Wasseransammlung im Gehirn. Der Druck im Schädel wird dabei so groß, dass das Blut nicht mehr das Herz erreicht. Das muss schrecklich schmerzhaft sein.«
    »Wie hat man das herausgefunden?«
    »Medina hat nach dem Herzstillstand einen Infarkt bekommen.«
    »Und …?«
    »Vermutlich aufgrund von Luftblasen, die sich im Hirn festgesetzt hatten. Der Schlauch, mit dem Medina intravenös versorgt wurde, könnte undicht gewesen sein.«
    »Das ist doch …« Tom fluchte innerlich, wohl wissend, dass Cathrine diesen Teil seines Vokabulars nicht sonderlich schätzte. »Gibt es da einen Zusammenhang?«
    »Das wissen wir noch nicht. Die Techniker untersuchen zurzeit den Schlauch. Aber wir sind noch weit von einem Durchbruch entfernt. Wir haben die Toten inzwischen identifiziert und so ziemlich alle, die sich an diesem Abend in der Oper befunden haben, kartiert. Wir bestellen jetzt einen nach dem anderen zum Verhör ein. Das braucht eine Menge Zeit. Außerdem wurden einige Karten bar an der Abendkasse bezahlt. Diese Leute können wir unmöglich aufspüren, wir haben aber alle, die an jenem Abend in der Oper waren, gebeten, sich zu melden.«
    »Habt ihr einen David Goldberg oder einen Rudi Maier auf eurer Liste?«
    »Gib mir eine Sekunde, ich werde das gleich überprüfen. Warum fragst du?«
    »Nur so ein seltsames Zusammentreffen. Ich habe im Flugzeug neben einem David Goldberg gesessen. Der ist dann später in Kamarovs Büro wieder aufgetaucht, da aber unter dem Namen Rudi Maier. Dieser Maier hat geleugnet, jemals in Oslo gewesen zu sein. Und Kamarov stützt seine Aussage. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich meinem eigenen Verstand trauen kann.«
    »Und wie viele Whiskeys hast du auf dem Weg nach Wien getrunken?«
    »Der Name stand auf seiner Bordkarte, und die lag auf dem Sitz zwischen uns. Ich kann lesen, auch wenn ich ein oder zwei Whiskeys getrunken habe.«
    »Wir haben keinen mit diesem Namen auf unserer Liste. Bist du sicher, dass das nicht die Bordkarte eines anderen Reisenden war?«
    »Kannst du die Namen nicht mal durch das System jagen? David Goldberg und Rudi Maier, Maier mit ›ai‹. Weiß man schon etwas über die Waffe?«
    »Unbekannt, vermutlich eine selbstgegossene Kugel, sodass wir den Waffentyp nicht bestimmen können. Aber aus dem Winkel, in dem Medina getroffen wurde, schließen die Techniker, dass der Schuss vom zweiten oder dritten Balkon aus abgefeuert wurde. Das ist aber auch noch davon abhängig, wie Medina seinen Kopf gehalten hat, als er getroffen wurde.«
    »Bei den hohen Tönen pflegte er den Kopf immer etwas nach hinten zu legen. Das öffnete seinen Hals und streckte seine Stimmbänder zusätzlich ein bisschen.«
    »Weißt du noch, ob der Schuss in einer dieser hohen Passagen gefallen ist?«
    »Medina hat gar nicht gesungen, als er getroffen wurde. Das war der Moment der Exekution, als die Soldaten geschossen haben. Ich dachte, das wüsstest du?«
    »Weiß ich ja auch, aber

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