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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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war fest und wich dem seinen nie aus. Er blinzelte nicht einmal. Das Ganze hatte etwas Übermenschliches. Im Laufe des gesamten Gesprächs bewegte Rudi Maier nicht ein einziges Mal die Lider.
    »Haben Sie versucht, den Stecker zu ziehen und die Maschine dann neu zu starten?« Rudi Maiers Stimme klang warm und weich.
    »Blödsinn!«, heulte Kamarov. »Ich bezahle Ihnen doch keine horrende Gage, nur damit Sie einen Stecker ziehen und ihn anschließend wieder in die Steckdose stecken? Das könnte auch meine Putzfrau.«
    Rudi Maier steckte lächelnd die Hände in die Taschen. »Das funktioniert in etwa so, wie wenn Sie sich um den Verstand trinken, Victor. Sie werden Ihre dahinsiechenden Gehirnzellen los und können wieder neu beginnen.«
    »Mein Name ist Kamarov, für euch Jungspunde bin ich verdammt noch mal Dr. Kamarov!«
    »Das ist lächerlich, Victor. Es gibt hier niemanden, der vor Ihnen Angst hat.«
    Kamarov war rot geworden, schien sich aber köstlich über die Frechheit des jungen Maier zu amüsieren.
    Tom versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Konnte er sich verlesen haben? Spielten seine Sinne ihm einen Streich? Auf dem Ticket war doch wirklich »David Goldberg« gestanden! Maier schien Tom allerdings ganz offensichtlich nicht wiederzuerkennen. Aber Tom war sich jetzt ganz sicher, neben ihm im Flugzeug nach Wien gesessen zu haben. Wie konnte er dieses Spiel spielen, ohne mit der Wimper zu zucken?
    »Haben wir heute Morgen nicht im selben Flugzeug von Oslo nach Wien gesessen?«
    »Was meinen Sie?« Maier antwortete mit einer Frage.
    »Wir saßen doch sogar in derselben Reihe in der Business Class.«
    Maier sah Tom mit einem Blick an, der aufrichtige Verwunderung ausdrückte.
    »Ich war nie in Oslo.« Seine Stimme war weich und einschmeichelnd, aber trotzdem fest.
    Kavalierbariton, dachte Tom, ehe das Unbehagen von ihm Besitz ergriff. In Maiers Stimme deutete nichts darauf hin, dass er log. »Aber erinnern Sie sich denn nicht? Sie haben James Medina gehört, auf Ihrem iPod. Wir haben darüber gesprochen.«
    »Ich habe das ganze Wochenende an der Computeranlage und an Dr. Kamarovs PC gearbeitet. Deshalb ist er ja so wütend. Es funktioniert noch immer nicht alles. Ich kann unmöglich mit Ihnen in diesem Flugzeug aus Oslo gesessen haben.« Rudi Maier verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen: »Aber ich hätte das tun sollen, um Victors Gebrüll aus dem Weg zu gehen.«
    »Das stimmt«, sagte Kamarov. »Der Junge kostet mich noch ein Vermögen. Der hat gestern bis tief in die Nacht gearbeitet, und trotzdem funktioniert noch immer nichts. Manchmal habe ich ihn in Verdacht, diese Anlage selbst zu infizieren, um sie dann gegen teures Geld wieder in Ordnung zu bringen. Und ich dummer Clown bezahle brav alle Rechnungen. Für nichts und wieder nichts.«
    Toms Hirn war nicht weit von einem Kurzschluss entfernt, die Verwirrung, der Kater und die morgendlichen Drinks taten ihre Wirkung. Er wusste, dass er nur Stunden zuvor neben Maier gesessen hatte und dass dieser unter dem Namen David Goldberg gereist war. Trotzdem leugneten das sowohl Kamarov als auch Maier. Und dies mit solchem Nachdruck und einer solchen Glaubwürdigkeit, dass Tom an seinen eigenen Beobachtungen zweifelte. Aber wenn Rudi Maier log – aus welchem Grund sollte Kamarov ihm ein Alibi geben? Was hatten Kamarov und Maier zu verbergen? Die Schlussfolgerung war in äußerster Konsequenz höchst unangenehm, lief sie doch darauf hinaus, dass Victor Kamarov selbst an dem Anschlag gegen Medina beteiligt war. Aber warum? Und aus welchem Motiv?
    »Jetzt können Sie wieder den Stecker reinstecken und den PC anschalten, Victor.«
    »Tun Sie das selbst, dann haben Sie für Ihren Halsabschneiderlohn wenigstens etwas getan.«
    Maier drückte den Stecker in die Steckdose, und die Maschine funktionierte fehlerlos.
    Kamarov schlug ihm hart auf die Schulter. »Verrückt, dass so ein Trottel wie Sie mehr von Computern versteht als ich.«
    »Was wollten Sie mir zeigen?«, fragte Tom und versuchte das Gespräch wieder in andere Bahnen zu leiten.
    »Ich erinnere mich nicht mehr, ist aber auch egal.« Kamarov schien plötzlich müde zu sein. »Ich vermisse ihn, diesen Teufel. Er war ein Drecksack, aber er konnte singen. Wenn er sang, musste ich wirklich an Gott glauben.«
    Es klopfte vorsichtig an der Tür. Es war Misha. Er hatte sich eine schwarze Binde um den Arm gewickelt. »Es tut mir leid … wirklich … aber James … ich meine Medina …«, sagte er.
    Kamarov stand

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