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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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Prostituierten vor größeren Auftritten heißgemacht haben. Er behauptete, dann besser singen zu können.«
    »Er hat sich eine Prostituierte bestellt? In die Osloer Oper?«
    »Er hat seine Kunst sehr ernst genommen. Und er war abhängig von sexueller Stimulanz, wenn er sein Bestes geben wollte.«
    »Du hättest Verteidiger werden sollen, Tom. Wusste in der Oper jemand davon?«
    »Könnt ihr dichthalten?«
    »Ich kann das anordnen, ja. Aber man weiß nie, ob nicht jemand die Presse anruft und ihr einen Tipp gibt.«
    »Kriegt die Oper dann ein Problem?«
    »Wenn die Oper für Medina eine Prostituierte beschafft hat, ja.«
    »Du machst es mir nicht gerade leicht.«
    »Der weltberühmte Tenor verrottet in seinem Grab, und die Oper trägt daran vielleicht eine Mitschuld. Ich finde nicht, dass du in irgendeiner Weise Rücksicht nehmen musst.«
    »Und wenn du dich irrst? Dann hast du die Oper ohne Grund kompromittiert.«
    »Ich dachte, Skandale wären gut für den Ticketverkauf.«
    »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.«
    »Danke.«
    Tom unternahm einen Plünderungszug durch die Minibar. Der Whiskey war alle, aber ein paar kleine Wodkafläschchen strahlten ihn von ihrem Platz hinter den Wasserflaschen und dem sauren, billigen Weißwein an. Tom hatte ein Ziel. Er wollte vergessen. Wollte schlafen, ohne zu träumen. Er nahm eine Ibuprofen und spülte sie mit Wodka hinunter. Dann wurde alles schwarz.

Stan Vasilov
    Das Telefon klingelte, als Michael Steen im Bad war.
    »Ja, Steen am Apparat.«
    »Richter. Unten an der Rezeption wartet jemand auf Sie. Sein Name ist Stan Vasilov. Ich kann leider nicht selbst kommen, aber reden Sie mit ihm. Ich glaube, er kann Ihnen helfen.«
    »Aber ich habe noch nicht einmal gefrühstückt.«
    »Es tut mir leid, wenn ich mich in etwas einmische, das mich nichts angeht. Aber es war ein netter Abend gestern und Sie eine angenehme Gesellschaft.«
    Richter klang so aufrichtig freundlich, dass man ihn unmöglich abweisen konnte. Steen unternahm einen halbherzigen Versuch. »Ich will nicht undankbar sein.«
    »Reden Sie mit ihm, es wird Ihr Schaden nicht sein. Natürlich liegt es ganz bei Ihnen, ob Sie Ihn mit einem Auftrag betrauen. Ist es in Ordnung, wenn ich später noch einmal anrufe und mich erkundige, wie es gelaufen ist?«
    »Ja, ja natürlich. Ich danke Ihnen für alles, aber Sie hätten sich wirklich nicht bemühen müssen.«
    »Es ist mir eine Freude, helfen zu können. Lassen Sie ihn nicht länger warten, adieu.«
    Michael Steen rückte seinen Schlips zurecht und ging zur Tür. Da klingelte das Telefon erneut. Steen fluchte, war aber zu neugierig, um es einfach klingeln zu lassen. Er ging zurück, nahm den Hörer ab und sagte gereizt: »Ja?«
    »Ich bin es.«
    »Oh, du.« Steen war es unangenehm, dass er sich so unwirsch gemeldet hatte.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Victor ist mit mir ins Hotel Imperial gezogen. Und er verwöhnt mich nach Strich und Faden. Liest mir jeden Wunsch von den Augen ab.«
    »Anna, mir tut es auch … leid, dass …«
    »Ich hab dich sehr lieb, Papa. Und ich freue mich und bin dankbar, dass du dich um mich kümmerst.«
    »Ich will nur, dass du glücklich bist, Anna.«
    »Ich bin nie glücklicher gewesen, Papa. Victor ist gut zu mir. Ich wünschte mir, du könntest ihm vertrauen.«
    Michael Steen wusste nicht, was er antworten sollte. Er hatte sich alle Mühe gegeben, Annas Auserwählten zu akzeptieren. Aber es ging einfach nicht.
    »Ich liebe ihn, Papa. Er ist der Vater meines Kindes, deines Enkels.«
    »Ich brauche ein bisschen Zeit, Anna, bis …«
    »Ich bin mir sicher, dass Mama ihn gemocht hätte.«
    »Ich muss jetzt gehen. Ich habe gleich einen Termin. Aber schön, dass du angerufen hast. Vielleicht sprechen wir später noch einmal?«
    Als der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte, mühte sich Steen, seinen Schlips wieder zu lockern, ohne den Stoff zu verknittern. Er musste eine Möglichkeit finden, den aufdringlichen Richter mit seinen gut gemeinten Aktivitäten loszuwerden. Wenn seine Tochter glücklich war, gab es nichts mehr für ihn zu tun. Er wollte weg aus Wien. Zurück in sein Inselparadies in den schwedischen Schären, wo Anna für ihn immer so etwas wie der leibhaftige Sommer gewesen war. Anna als kleines Mädchen. Anna, wenn sie mit einer Freundin durch das kniehohe Gras lief. Mit keiner anderen Sorge als der, wann sie das nächste Mal wieder zum Baden gehen wollten. Könnten sie doch nur für

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