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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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sich auf das, was ihr wirklich etwas bedeutete: Sie war bei Victor, und er war bei ihr .
    »Jetzt kannst du die Augen aufmachen.«
    Anna richtete sich auf und starrte auf die gediegene rosa Backsteinvilla.
    »Man nennt sie ›Petit Versailles‹«, sagte Victor. »Sie soll von einem entfernten Verwandten von Napoleon II. erbaut worden sein.«
    »Was wollen wir hier?«
    »Hier werden wir wohnen. Nur das Beste ist gut genug für uns.«
    »Hast du das Haus gekauft?«
    Victor antwortete nicht. Er holte einen Schlüssel hervor und schloss die massive Edelholztür auf. Im Erdgeschoss befand sich eine riesige Bibliothek, die als eine Art Foyer fungierte und von der eine lange Freitreppe nach oben zu einer Galerie führte, von der zwei große Wohnräume abzweigten. Das Haus war mit schweren, klassischen Möbeln eingerichtet.
    »Die Schlafzimmerflügel«, sagte Victor stolz. »Du bekommst ein eigenes Bad und ein eigenes Schlafzimmer.«
    »Aber …«, protestierte Anna.
    »Russische Sitte.« Victors Augen wirkten abwesend. »Eine werdende Mutter braucht viel Ruhe. Ich nehme das andere Zimmer. Bis zur Geburt.«
    Anna sagte nichts. Sie fühlte sich plötzlich wieder fürchterlich allein.
    Victor wurde ärgerlich. »Ist das nicht gut genug für dich?«
    »Du hättest mich erst fragen können.«
    »Warum denn? In Russland …«
    »Warum? Weil es um uns beide geht, dich und mich. Wir teilen unser Leben. Vergiss Russland. Wir sind nicht mehr in Russland. Ich möchte mitentscheiden, wo und wie wir wohnen. Und ich will kein eigenes Zimmer.«
    Victor wurde kreidebleich. »Und ich dachte, du freust dich«, sagte er gedämpft.
    »Ich will hier nicht wohnen. Ich möchte, dass wir uns gemeinsam etwas suchen.« Sie sah, wie er die Kiefer zusammenbiss, um die Wut im Zaum zu halten, die in ihm hochkochte.
    »Gemeinsam, ich habe keine Zeit für solche Gemeinsamkeiten . Wir werden hier wohnen. Das habe ich entschieden. Ich, Victor Kamarov.«
    Anna hatte sich bisher immer gefügt. Doch dieses Mal wollte sie nicht nachgeben. »Victor Kamarov kann das nicht alleine entscheiden. Er hat sich anzuhören, was Anna Steen dazu zu sagen hat, verstehst du das denn nicht?«
    Victor holte aus und schlug Anna mit der flachen Hand ins Gesicht. Anna spürte die Tränen kommen, mehr aus Schock und Erniedrigung als aus Schmerz. »Schlägst du mich noch einmal, ist Schluss.«
    Victor holte erneut aus, hielt aber kurz vor ihrem Gesicht inne und grinste: »Niemand sagt Victor Kamarov, was er zu tun hat. Auch du nicht. Und wenn es dir hier nicht gefällt, kannst du ja zurück zu deinem Vater gehen und dich von ihm ficken lassen.« Victor nahm die Schlüssel und verschwand durch die Tür.
    »Wohin gehst du?« Annas Stimme kippte vor Verzweiflung und Wut um.
    »Das geht dich nichts an. Du bist meine Frau, und meine Frau stellt keine Fragen. Sie tut, was ich ihr sage. Das ist bei uns in Russland so.«
    Victor knallte die Tür zu und schloss von außen ab.
    Anna rüttelte an der Klinke und trat gegen das Holz.
    Von draußen keine Reaktion.
    Blind vor Tränen rannte Anna nach oben in ihr Schlafzimmer. Sie schloss die Tür und warf sich schluchzend auf das große Bett. Dann rollte sie sich unter der Decke zusammen und wiegte sich selbst in den Schlaf. Sie hasste und sie liebte Victor Kamarov.
     

Ganz oben
    Anna blieb im Haus gefangen, während Victor mit dem Liebestrank auf einer Woge des Erfolgs ritt. Nach nur einer Woche war James Medina für zwei Jahre im Voraus ausgebucht, die großen, renommierten Opernhäuser Hamburg, München, Berlin, San Francisco rissen sich um ihn. Zusätzlich war er für eine Reihe von Rollen an der Wiener Staatsoper engagiert worden. Victor hatte die Gage bis zur Schmerzgrenze in die Höhe getrieben, und die Kunde vom neuen Superagenten machte schnell die Runde in der Branche. Hatte ein unbekannter Sänger unerwartet großen Erfolg, wurde gleich gefragt, wer dahinterstand. Und der Name Victor Kamarov bekam einen guten Klang.
    Immer mehr Sänger klopften an Victors Tür in der Hoffnung, dass er für sie das gleiche Wunder vollbrachte wie für James Medina. Auch etablierte Sänger, die mit ihrem Management unzufrieden waren, nahmen Kontakt zu ihm auf. Bald verfügte Kamarov über ein Sängerportfolio, das ihm höhere Einnahmen brachte, als er es je für möglich gehalten hatte. Oder besser gesagt: Genau so hatte er es sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt. Victors Selbstsicherheit wuchs mit seinem Bankkonto. Es hieß, er sei so

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