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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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sich eine großzügige Portion Gulasch und zwei nicht minder großzügig eingeschenkte Gläser Rotwein einverleibt hatte, waren drei Antworten eingegangen. »Hä?« – »Kenne keinen Tom Hartmann!« – »Würde gerne mit dir ausgehen, Draufgänger, bin aber nicht in Wien!« Keine weiteren Meldungen.
    Tom bestellte einen Kaffee und bat um die Rechnung. Die Kellnerin trug ein Dirndl und sah darin gleichermaßen bieder und unglaublich sexy aus. Es betonte ihre üppigen Formen und ihre schmale Taille. Tom war satt und mit dem Leben zufrieden. Er mochte diese einfachen Wirtshäuser einen kurzen Fußmarsch außerhalb der Ringstraße. Für den kommenden Tag hatte er eine Reise zu den Bregenzer Festspielen am Bodensee gebucht, Francesco Arpata sollte dort den Peter Grimes singen. Arpata hatte sogar einem Interview zugestimmt, es versprach also, ein äußerst interessanter Ausflug zu werden.
    Sein Handy klingelte. Eine norwegische Nummer. Könnte das …?
    »Tom?«
    Tom erkannte die Stimme des Pressechefs der Osloer Oper. »Ja.«
    »Stein hier.«
    »Das höre ich.«
    »Du bist in Wien?«
    »Die Gerüchteküche funktioniert ja offensichtlich.«
    »Ich habe mit deiner Frau gesprochen – entschuldige, deiner Exfrau. Ich hab mich nicht getraut, sie zu fragen.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Das ist eine delikate Angelegenheit. Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Du kennst doch Medinas diverse Eigenheiten.«
    »Welche davon? Bei Tenören überrascht mich nichts mehr.«
    Stein Jørgensen lachte über Toms Replik, aber das Lachen klang verkrampft. »Ich denke an Medinas spezielle Art, seine Stimmbänder aufzuwärmen.«
    »Du meinst die Frauenbesuche in seiner Garderobe?«
    »Medina hatte in der Pause vor dem Anschlag Damenbesuch.«
    »Aha?«
    »Käuflicher Sex ist in Norwegen ja verboten. Darum habe ich der Polizei bis jetzt noch nichts davon erzählt. Wenn das der Presse zu Ohren kommt, muss die Oper sich warm anziehen.«
    »Hat die Oper Medinas ›Aufwärmerin‹ bestellt und bezahlt?«
    »Nicht direkt. Wir bekommen die Rechnung nachgereicht. In der Abrechnung wird sie unter ›diverse Garderobenausgaben‹ verbucht. De facto hat die norwegische Oper im Namen James Medinas sexuelle Dienste gekauft, wobei Kamarovs Büro sich um die praktische Durchführung gekümmert hat.«
    »Dann hat Kamarovs Büro die Frau engagiert? Na ja, die kennen natürlich Medinas Wünsche und Bedürfnisse am besten. Aber hat das was mit dem Mord an Medina zu tun?«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen. Die Frage ist aber, ob wir die Polizei davon in Kenntnis setzen müssen. Und ob ich mich darauf verlassen kann, dass die Medien keinen Wind davon bekommen, wenn ich es tue.«
    »Vermutlich nicht.«
    »Verdammt. Dann rollt mein Kopf. Der Opernintendant wird rundweg ableugnen, irgendetwas davon gewusst zu haben.«
    Es war Tom unangenehm, aber er musste die Frage stellen. »Wie sah sie aus?«
    »Blond, smaragdgrüne Augen, die schönsten Beine, die ich je gesehen habe.«
    »Klingt, als wärst du an der Auswahl beteiligt gewesen.«
    »Ich habe sie in die Garderobe gebracht.«
    »Wenn du willst, versuche ich etwas aus Cathrine herauszukitzeln.«
    »Danke, Tom. Ich bin dir was schuldig.«
    »Das ist nicht das Schlechteste, mach’s gut.«
    Tom war beruhigt. Die Frau, nach der er suchte, hatte veilchenblaue Augen, nicht smaragdgrüne. Im gleichen Augenblick signalisierte sein Handy durch einen Piepton, dass er eine Nachricht bekommen hatte.
     

Auf Tuchfühlung
    Rudi Maier zuckte zusammen, als er den Schlüssel zur Tür von Tom Hartmanns Suite hörte. In Sekundenbruchteilen wog er die diversen Verstecke gegeneinander ab. Aus dem Zimmer verschwinden konnte er nicht mehr. Die Außentür ging bereits auf, und in wenigen Augenblicken würde Tom Hartmann die Innentür zu dem Raum öffnen, in dem Rudi Maier sich befand. Er konnte nicht länger warten und robbte blitzschnell unter das breite Doppelbett mit der gefütterten Tagesdecke, die bis auf den Boden reichte, schaffte es aber nicht mehr bis zur Mitte des Bettes, ohne ein Geräusch zu machen. Verflucht, wieso hatte er so getrödelt!
    Die Schlüsselkarte hatte er bereits in Kamarovs Büro geskimmt, und nachdem er sich Zutritt zu Toms Suite verschafft hatte, hatte Rudi ein Hackerprogramm auf Toms Laptop installiert, das ihm die volle Kontrolle über Toms Rechner gewährte. Da Hartmann ein Synchronisationsprogramm für Laptop und Mobiltelefon nutzte, war somit jetzt auch das Handy des Journalisten ein offenes

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