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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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tastete halb blind nach dem Kopf, um den Strumpf herunterzuziehen. »Ja, ja, ja!!!«, dröhnte es aus dem Fernseher. Er bekam einen Ellbogen in den Bauch und stöhnte mit dem Fernseher um die Wette. Seine Bauchmuskeln schmerzten, als wären sie gerissen. Das Handy klingelte wieder, und Medinas Stimme übertönte erneut alle anderen Geräusche. Tom trat und schlug unkontrolliert um sich, dann legte er sein ganzes Gewicht in einen kräftigen Schlag gegen das Gesicht des Eindringlings und spürte, wie seine Faust knirschend in dessen Augenhöhle versank. »Ich komme, ich komme, ja, ja, ja!!!« Die Pornodarstellerin übertraf sich wirklich selbst.
    Der Eindringling gab aber nicht auf, sondern ging zum Gegenangriff über, traf Tom hart an der Schläfe. Vor Toms Augen tanzten Sonne, Mond und elf Sterne, und er ging kraftlos und völlig benommen zu Boden, während Medina zum dritten Mal sang: »E lucevan le stelle«. Der Fremde kam auf die Beine und flüchtete aus dem Zimmer, wobei er sich die Hand vors Gesicht hielt.
    Tom wollte hinterherlaufen, kam aber nicht hoch. Die Tür blieb sperrangelweit offen stehen, sodass das Stöhnen im Fernseher nun auch über den Flur hallte. Noch ganz benommen registrierte Tom ein Gesicht in der Türöffnung. Eine ältere Dame mit hektischen roten Flecken auf den Wangen drohte ihm mit der Faust. »Sie Wüstling! Wollen Sie das ganze Hotel an Ihren widerlichen Sexspielen teilhaben lassen?«
    Tom blieb mit offenem Mund liegen. Es war hoffnungslos. Kurz darauf war sie verschwunden, vermutlich jetzt auf dem Weg zur Rezeption, um sich zu beschweren. Tom kroch zum Fernseher und zog den Stecker. Zum vierten Mal verkündete James Medina, dass jemand Tom zu sprechen wünschte.
     

Neue Erkenntnisse
    »Hartmann.« Toms Stimme klang wie eine Mischung aus Mark Knopfler und Keith Richards. Er räusperte sich, um die Stimmbänder wieder zu entwirren.
    »Hat da jemand seinen fünften doppelten Whisky getrunken?«
    Tom hatte keine Lust, darauf einzugehen, ebenso wenig wollte er Cathrine von dem Handgemenge erzählen, in das er gerade verwickelt worden war. Er begnügte sich damit, ruhig auszuatmen.
    »Ich habe David Goldberg durch den Computer gejagt. Es gibt in Wien eine Person, die so heißt, und es war tatsächlich ein David Goldberg an Bord deines Flugzeuges.«
    »Und Rudi Maier?« Kleine Portionen halb verdauten Whiskeys kamen ihm wieder hoch, wodurch Toms Stimmung sich nicht gerade besserte.
    »Den Namen Rudi Maier gibt es in Österreich zuhauf. Das ist ungefähr so wie bei uns Per Hansen. Aber in Wien habe ich nur drei gefunden.«
    »Ich gehe davon aus, dass du niemanden verhaften kannst, nur weil er so heißt?«
    »Richtig. Aber ich wollte dich noch etwas anderes fragen. Gewissen Gerüchten zufolge hatte Medina in der Vorstellungspause Damenbesuch in seiner Garderobe.«
    Tom versuchte, unbeteiligt zu wirken. »Auch deswegen kannst du wohl kaum jemanden festnehmen, oder?«
    »Damenbesuch in einer Garderobe ist an sich noch nicht kriminell. Es kommt allerdings darauf an, um was für eine Dame es sich handelt und welcher Art dieser Besuch ist. Seltsam ist nur, dass niemand das erwähnt hat. Und die Betreffende hat sich auch noch nicht bei uns gemeldet.«
    »Glaubst du, es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Besuch und dem Mord an Medina?«
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir eine Antwort darauf geben.«
    »James Medina hatte recht spezielle, pikante Gewohnheiten. Vielleicht will man seinen Ruf schützen. Du weißt, was solch eine Nachricht bei den Boulevardblätter anrichtet.«
    »Wenn Medina Besuch hatte, müsste doch jemand in der Osloer Oper Bescheid wissen?«
    »Wie geht es Cecilie?«
    »Es geht ihr gut. Können wir bei der Sache bleiben?«
    »Was kann wichtiger sein als Cecilie?«
    »Komm schon, Tom, ich höre doch, dass du mir was verschweigst.«
    »Ich habe keine Ahnung.« Tom ärgerte sich darüber, dass Cathrine in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch.
    »An der Eintrittswunde an Medinas Hals haben die Techniker Reste von Lippenstift mit einem fluoreszierenden Farbstoff gefunden. Das ist eine große Hilfe für jemanden, der im Dunkeln schießen muss.«
    »Du meinst, die Frau, die Medina in der Garderobe besucht hat, war eine Komplizin des Täters?«
    »Dann war da also tatsächlich eine Frau? Weißt du etwas, Tom? Ja oder nein?«
    Tom hätte sich die Zunge abbeißen können. Er war wieder einmal auf die älteste aller Finten hereingefallen. »James Medina soll sich mit

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