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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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massig wie ein Footballspieler, mindestens hundertzwanzig Kilo reine Muskelmasse. Die Ketten an Hüfte, Handgelenken und Beinen hingen wie Schmuck an seinem Körper. Sein Haar war zurückgegelt, kein Härchen tanzte aus der Reihe. Als er näher kam, sah ich, dass seine Gesichtszüge überraschend fein waren: kleine Nase, Rosenmund und blassblaue Augen. Eine unheimliche Mischung.
    Die Wärter führten ihn herein und setzten ihn hin. Dann schlossen sie beide Hände und Füße am Metallstuhl fest, der wiederum im Boden verankert war. Einer der Wärter ging fort, der andere postierte sich draußen neben der Tür. Eine nette kleine Versammlung.
    Bailey stellte uns vor. Lonnie schaute erst sie an, dann mich.
    »Was wollen Sie?«, fragte er. Sein Tonfall war bewusst überheblich.
    »Informationen«, sagte ich. »Und vielleicht eine Empfehlung, wenn Sie Glück haben.«
    »Glück?«, antwortete er und wies mit dem Kopf auf unsere Umgebung.
    Ein Skinhead mit Sinn für Ironie, was für eine Überraschung. Ich war aber nicht in der Stimmung, mit diesem Idioten irgendwelche Spielchen zu spielen.
    »Es kann immer noch schlimmer werden.« Ich machte eine Pause und sah ihn fest an. »Allerdings auch besser.«
    Lonnie atmete durch die Nase aus. »Ich höre.«
    »Für ein gutes Wort von einer Polizistin und einer Staatsanwältin könnte sich der Richter interessieren«, erläuterte Bailey. »Zumal Sie verletzt wurden, als Sie sich der Verhaftung entziehen wollten.«
    Lonnie atmete scharf ein und wollte sich schon verteidigen. Dann besann er sich eines Besseren. »Ich habe mich nach Ihnen beiden erkundigt, Sie sollen okay sein.« Er kniff die Augen zusammen. »Mal sehen. Fragen Sie.«
    Ich brachte den Mord an Zack ins Spiel.
    Lonnie nickte. »Ich erinnere mich.«
    »Hab ich mir schon gedacht, dass Sie der Typ sind, der sich auf dem Laufenden hält.«
    Lonnie kicherte.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass der PEN1 dahintersteckt«, sagte ich.
    Er lächelte träge, aber seine Augen waren eiskalt. »Könnte nicht behaupten, dass wir das waren. Könnte nicht behaupten, dass wir das nicht waren.«
    »Doch, das können Sie«, sagte ich unbeeindruckt von seinem angeberischen Getue. »›Nein, damit hatten wir nichts zu tun‹, könnten Sie zum Beispiel sagen, oder: ›Richtig, das waren wir.‹ Sehen Sie, wie einfach das ist?« Ich versuchte, meinen Sarkasmus unter Kontrolle zu bekommen – und auch mein Bedürfnis, ihm den Schädel einzuschlagen. Lonnie starrte mich an, konnte seine Angst aber irgendwie unterdrücken.
    »Was wissen Sie über Lilah Bayer?«, fragte ich.
    »Ist das die Frau, die man für den Mord rangekriegt hat?«, erkundigte er sich.
    Ich nickte.
    »Weniger als Sie«, sagte er zurückhaltend.
    Ich musste vorsichtig sein. Dieser Vollidiot hatte gute Gründe zu lügen, um sein Nest zu schützen. Je stärker ich erkennen ließ, wie wichtig seine Antwort für mich war, desto eher würde er mir irgendwelchen Unsinn erzählen. Sein Getue zum Mord an Zack hatte nichts zu besagen – das konnte jemand vom PEN1 getan haben … oder auch nicht. Mit Lilah schien er aber tatsächlich nichts zu tun zu haben.
    »Ich muss mit Dominic reden«, sagte ich.
    Lonnie grinste kalt.
    »Schön zu sehen, dass Sie Humor haben. Der wird Ihnen noch helfen, wenn Sie Ihre zehn Jahre absitzen.« Die er vermutlich auch dann bekam, wenn wir ein gutes Wort für ihn einlegten.
    Lonnies Blick war knallhart. Ich starrte zurück, bis er irgendwann aufgab und mit den Achseln zuckte.
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen«, sagte er.
    »Versuchen Sie es einfach«, sagte Bailey und zog ihr Handy heraus.
    Lonnie fixierte Bailey, als er die Nummer nannte. Sie tippte sie ein.
    »Ich würde gern mit Dominic sprechen«, sagte sie.
    Bailey und Lonnie starrten sich an, während wir alle darauf warteten, wer ans Telefon kam. Nach einer Weile redete Bailey.
    »Dominic? Hier ist jemand, der mit Ihnen sprechen möchte.« Sie stand auf, stellte sich hinter Lonnie und hielt ihm das Handy ans Ohr.
    Lustig zu erleben, wie Lonnie den Arschkriecher herauskehrte. Er war ziemlich gut darin.
    »Du schätzt so etwas nicht, Dom, ich weiß, und ich möchte, dass du weißt, wie unangenehm mir das ist, aber du musst mit ein paar Polizisten sprechen. Dir ist sicher klar, dass mir zehn Jahre …« Lonnie schwieg und lauschte. »Nein«, sagte er, dann hörte er wieder zu. »Nur irgendein alter Fall.« Lonnie nickte. »Ja, das werde ich natürlich tun. Ich stehe in deiner Schuld, Dom, aber du

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