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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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und schwiegen unbehaglich, während wir auf Guys Rückkehr warteten. Dankenswerterweise kam er bereits nach einer Minute wieder, einen Stapel Briefumschläge in der Hand.
    »Hier«, sagte er und reichte sie mir.
    Sie hatten weder Adresse noch Absender.
    »Hat er sie in den Briefkasten geworfen?«, fragte ich.
    Guy nickte.
    »Haben Sie sie gelesen?«, fragte Bailey.
    »Sie waren alle gleich. Dass sie für ihre Tat in der Hölle schmoren solle. Dass er wisse, dass sie es getan habe, und er das schon noch beweisen werde.« Guy hielt inne und schüttelte den Kopf. »Sie war es nicht, aber er konnte das nicht akzeptieren und musste sie mit seinen Tiraden verfolgen. Er konnte sie einfach nicht in Ruhe lassen. Das ist nicht fair – eine Jury hat sie freigesprochen und sogar explizit gesagt, dass man sie für unschuldig hält.« Seine Hände zitterten, und sein Gesicht hatte sich verfinstert.
    Sein Verhalten wirkte leicht übertrieben, aber vielleicht weckte die Sache schlichtweg seinen Beschützerinstinkt.
    »Welcher war der letzte?«, fragte Bailey.
    »Den habe ich nicht«, antwortete Guy.
    »Er hat ihn Lilah gegeben«, fügte Pam hinzu.
    Guy blickte Pam an, und ich sah den Zorn in seinem Gesicht aufblitzen. Sie hatten also noch Kontakt zu Lilah, was er uns offenbar nicht wissen lassen wollte. »War sie hier, oder sind Sie zu ihr gegangen?«, fragte ich.
    Guy senkte den Kopf. Mit kaum hörbarer Stimme sagte er: »Sie war hier.«
    »Warum haben Sie ihr gerade diesen Brief gegeben?«, fragte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich die Antwort kannte.
    »Weil er anders war«, antwortete er. »Vorher hat er immer nur über den Prozess geschrieben und dass er schon noch einen Weg finden würde, sie für den Mord büßen zu lassen. Sie werden ja sehen«, sagte er und zeigte auf die Briefe, die er mir gegeben hatte. »Im letzten Brief hat er aber irgendetwas davon geschrieben, dass er Beweise habe.« Guy machte eine Pause und blinzelte angestrengt. »Es war ein unglaubliches Geschwafel. Das meiste ergab überhaupt keinen Sinn, daher fällt es mir schwer, mich an die Details zu erinnern. Er war aber bedrohlicher, direkter.«
    Jetzt wussten wir, was die Räder in Gang gesetzt hatte, die Simon einem Killer ins Messer hatten laufen lassen.
    »Stand irgendetwas von einem Treffpunkt darin? Oder wie Lilah ihn erreichen könnte?«, fragte ich.
    Guy schloss die Augen und stellte sich den Brief vor. »Nicht dass ich wüsste«, sagte er schließlich und schüttelte den Kopf.
    Nicht dass er es wissen wollte . Das war genau der Grund, warum wir so lange gewartet hatten, bis wir hierhergekommen waren. Ich hatte nichts in der Hand, womit ich ihn zwingen konnte, die Wahrheit zu sagen, wenn er es nicht von sich aus tat. Simons Briefe überließ er uns bereitwillig, weil er Lilah als Opfer sah. Nur den letzten, den belastenden unterschlug er. Das Haus durchsuchen zu lassen wäre Zeitverschwendung. Ich glaubte ihm, dass er Lilah den Brief gegeben hatte. Was ich nicht glaubte, war, dass er sich nicht an den Inhalt erinnern konnte. Da ich die Angelegenheit aber nicht forcieren konnte, kam ich zum Schluss.
    »Wie haben Sie Lilah erreicht, um ihr davon zu erzählen?«, fragte ich.
    Guy presste die Lippen aufeinander. Seine Miene war versteinert.
    »Mr Rossmoyne, dies sind polizeiliche Ermittlungen«, sagte ich streng. »Wenn Sie uns die Nummer nicht sagen, werde ich Sie wegen Behinderung der Justiz belangen.«
    Er atmete tief ein und wollte mir vermutlich mitteilen, dass ich ihn ruhig belangen solle.
    Nun räusperte sich allerdings Pam, die offenbar ihren Ekel und ihre Verzweiflung über dieses ganze Spektakel nicht länger unterdrücken konnte. »Guy, das reicht jetzt.«
    Er erstarrte. Dann griff er langsam zu dem Block und dem Stift, die auf dem Tischchen neben dem Telefon lagen, und schrieb eine Nummer auf. Nachdem er mir den Zettel gereicht hatte, verließ er wortlos den Raum.
    Wir dankten Pam für ihre Zeit und erklärten, es tue uns leid, dass wir ihnen den Tag verdorben hätten. Dann baten wir sie noch, uns sofort Bescheid zu sagen, wenn ihre Tochter sich melde, und sie versprach es. Wir logen alle.
    Als wir zwanzig Meter gefahren waren, wählte Bailey die Nummer, die Guy uns gegeben hatte. Sie war besetzt.
    »Daddy hat sie sofort angerufen«, sagte ich.
    Bailey nickte.
    Unser Besuch war eine Kriegserklärung gewesen, und Lilah war im Bilde.
    »Das Spiel beginnt«, sagte Bailey.

75
    E s war bereits später Nachmittag, als wir wieder

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