Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Brille. Vielleicht würden sie einen Unfall mit Fahrerflucht beweisen, vielleicht war es nur Müll. Er ging jedenfalls kein Risiko ein, wenn er die Sachen erst einmal behielt. Möglicherweise hat er sogar ein entsprechendes Protokoll verfasst. Ich bin mir sogar sicher, dass er das getan hat. Er hat es nur nicht archiviert. Wie die Beweise hat er es erst einmal zurückgehalten und abgewartet, was passiert. Als dann Tran Lees Leiche in Lilahs Auto im Griffith Park auftauchte, hat er das ursprüngliche Protokoll behalten und stattdessen ein gefälschtes zu den Akten gelegt, ein Protokoll, das allerdings mit dem Anruf übereinstimmte, den er an jenem Abend wegen eines gestohlenen Wagens bekommen hatte.«
»Und wenn wir richtig liegen«, ging Bailey dazwischen, »könnte es sich um das Motiv handeln, warum Lilah Zack umgebracht hat.«
Gesetzt den Fall natürlich, dass sie Zack tatsächlich umgebracht hat. Wir wollten die Sache allerdings nicht noch schlimmer machen, indem wir Zweifel an dieser Front äußerten.
»Und es könnte auch erklären, warum Lilah Simon getötet hat«, fügte ich hinzu.
Rick warf die zerdrückte Bierdose in den Mülleimer und lehnte sich vor, die Schultern gebeugt, die Augen auf den Boden gerichtet. »Ich soll Ihnen also abnehmen, dass Zack Beweise für die mögliche Tötung eines Menschen unterschlagen hat … Was er weshalb getan haben soll?«, fragte er und schien fast zu knurren. »Um an eine Frau heranzukommen?«
Ich wartete, bis Rick den Kopf hob, und blickte ihn fest an. »Möglich.«
Er starrte eine Weile aus dem Fenster. »Und Sie denken, die Beweise gibt es noch irgendwo?«
»Das würde ins Bild passen«, sagte ich.
Rick schüttelte den Kopf. »Ihre Theorie hinkt. Warum sollte Lilah Zack umbringen, wenn sie gar nicht weiß, wo die Beweise sind?«
»Weil es keinen Unterschied macht, ob sie es weiß oder nicht. Solange Zack an die Beweise nicht mehr rankam, standen die Chancen gut, dass auch sonst niemand sie fand, zumindest nicht vor ihr. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Beweise auch Zack belasten, daher hatte er sie vermutlich niemandem anvertraut, nicht einmal Simon. Zack muss sie irgendwo versteckt haben. Lilah wird gedacht haben, dass sie nach seinem Tod noch genug Zeit hat, sie zu suchen.«
»Niemand hat ein Interesse daran, dass sich die Sache so verhält«, sagte Bailey. »Es passt aber alles zusammen. Selbst – oder vielleicht besonders – der Mord an Simon. Ich habe Datenbanken im gesamten Land durchforsten lassen, keine Spur von Lilah. Nur Simon, der so heruntergekommen ist, dass er kaum noch den Heimweg findet, kommt nahe genug an sie heran, um sie zu packen. Glauben Sie da noch an Zufall?«
Ricks Miene verhärtete sich, aber er sagte nichts.
»Simon hat einen Weg gefunden, sie aufzustöbern«, fuhr Bailey fort. »Und Beweise für den Unfall mit Fahrerflucht sind das Einzige, was sie aus dem Versteck locken kann. Offenbar konnte er auch nicht bluffen, denn sonst hätte er es schon viel früher getan. Diese Beweise müssen existieren, und irgendwie muss er sie gefunden haben.«
Rick sagte immer noch nichts. Der Mord an Simon war nicht sein Fall, und er war nicht in der Stimmung für Smalltalk. Ich lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf Zack und hoffte, Rick würde sich einigermaßen beruhigen, um sich an etwas Nützliches zu erinnern.
»Kennen Sie irgendjemanden, der Zack wirklich nahestand?«, fragte ich. »Irgendjemanden, dem er sich anvertraut haben könnte … zumindest ein Stück weit? Wir kennen nur ein paar Schnappschüsse, nicht das Gesamtbild, aber ich habe nicht den Eindruck, dass ihn irgendjemand gut genug kannte, um zu wissen, wozu er fähig war.«
Rick saß plötzlich kerzengerade und blitzte mich an. »Nach allem, was ich gesehen habe, war Zack ein verdammt guter Polizist und ein anständiger Typ. Das ist kein Schnappschuss, Frau Staatsanwältin. Meine Zeugen kannten ihn alle seit vielen Jahren, und ich kann Ihnen sagen, dass es keinen – wirklich keinen – Grund für die Annahme gibt, dass er Beweise für die Tötung eines Menschen unterschlagen haben könnte, nur um bei einer Frau zu landen.«
Ich stand auf. Zeit zu gehen. Das Gespräch verwandelte sich in einen Wettbewerb im Weitpinkeln, und am weitesten pinkeln zu können war mir noch nie erstrebenswert vorgekommen. Jetzt verstand ich Baileys Stimmung vor diesem Gespräch. Sie wusste, dass es ein elendes Gezerre werden würde, und sie hatte recht gehabt. Wir stiegen ins Auto und fuhren
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