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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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das Wort. »Du hast jetzt schon so viel erzählt, Ronald. Es gibt keinen Grund mehr, mit irgendetwas hinterm Berg zu halten.«
    Ich beugte mich neugierig vor.
    Yamaguchi nickte, presste aber die Lippen zusammen. Es dauerte noch eine Minute, bis er weitersprach. »Einer meiner Stammkunden ist Polizist. Er lag bei mir auf der Liege, als der Funkspruch kam, und als ich die Ortsangabe hörte, dachte ich, dass es sich vielleicht um meinen Obdachlosen handelte. Der Polizist rannte sofort los, und da beschloss ich, dass ich auch hingehen wollte.« Yamaguchi zuckte mit den Achseln und streckte, so weit die Ketten es erlaubten, seine Hände vor, die Handflächen nach oben gerichtet. »Reine Neugier, nehme ich an.«
    Seine Geschichte war gerade verrückt genug, um irgendwie wahr zu erscheinen. Wir waren aber noch nicht fertig.
    »Dann brauche ich den Namen des Polizisten«, sagte ich. »Wenn er Ihre Geschichte nicht bestätigt, wird es eine Weile dauern, Sie hier herauszuholen.«
    Yamaguchi schüttelte den Kopf. »Wenn es auffliegt, dass er sich während der Schicht massieren lässt, bekommt er einen Riesenärger. Er ist wirklich ein guter Kunde. Das kann ich ihm nicht antun.«
    Ich war beeindruckt von der Beharrlichkeit, mit der er sich weigerte, den Polizisten zu verraten – wenn die Geschichte denn stimmte. Allerdings wollte ich mit dem Mann nur unter der Hand reden und würde ihm auch versprechen, niemandem von seinem nachmittäglichen Vergnügen zu erzählen. Dazu bräuchte ich jedoch Baileys Zustimmung, da wir Beweise für die Pflichtvergessenheit eines Beamten zurückhalten würden. Diesen Punkt musste ich also nicht ausgerechnet jetzt forcieren.
    »Sie wissen, dass man am Ärmel Ihrer Jacke Blut gefunden hat«, sagte ich. »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    Laut Arbeitshypothese handelte es sich um Blut vom Opfer. Stoner hatte die Jacke sofort nach Yamaguchis Verhaftung ins Labor gebracht, aber dort herrschte weiterhin Funkstille.
    »Nein«, sagte Yamaguchi zerknirscht. »Viel kann es auch nicht sein, sonst hätte ich es sicher gemerkt.« Er runzelte die Stirn. »Es war bestimmt nur ein Tropfen, oder?«, fragte er Bailey.
    Bailey zog gleichgültig die Schultern hoch. »Viel oder wenig, das ist unerheblich. Entscheidend ist, dass Sie sich nicht erinnern können, sich an dem Tag verletzt zu haben, oder?«
    »Möglich wär’s natürlich, dass ich mich irgendwie verletzt habe«, antwortete er. »Aber ich kann mich in der Tat nicht erinnern.«
    Ich war beeindruckt, dass er gar nicht erst versuchte, uns irgendeinen Unsinn zu erzählen. Auch diese Antwort würde gegen ihn verwendet werden können, wenn ihm vor Gericht plötzlich einfiel, dass er sich beim Rasieren geschnitten hatte. Wenn Walter zuließ, dass wir ihn auf diese Weise festnagelten, musste er wirklich von der Unschuld dieses Mannes überzeugt sein. Allerdings wäre Walter nicht der erste Anwalt, der von seinem Mandanten hinters Licht geführt wurde. Ich beschloss, mit dem letzten Punkt weiterzumachen.
    »Wie man so hört, haben Sie eine Menge über Obdachlose zu erzählen, und zwar nicht viel Gutes. Würden Sie uns erklären, was in Sie gefahren ist, als Sie verhaftet wurden?«
    Zum ersten Mal während der Vernehmung wurde Yamaguchi rot und rutschte auf seinem Sitz hin und her. Ich wartete, ohne etwas zu sagen, und ließ die Stille wirken. Manchmal ist das die beste Vernehmungstechnik.
    »Das war … bedauerlich«, sagte Yamaguchi dann langsam und richtete seine Augen auf eine Stelle auf dem Tisch. »Bei der Arbeit hatten wir eine echt schwierige Zeit, weil manche dieser obdachlosen Typen ziemlich aggressiv sind. Sie haben Kunden vergrault, vor allem Frauen.« Er machte eine Pause. »Bei der allgemeinen Wirtschaftslage … Im Moment ist es sowieso schon ziemlich hart. Wenn wir noch mehr Kunden verlieren, sind wir geliefert.« Er schüttelte den Kopf. »Als ich an dem Tag auf der Bank war, habe ich die geringsten Wocheneinnahmen eingezahlt, die wir je hatten. Meine Stimmung war ziemlich mies.« Yamaguchi hielt inne, da ihm aufging, was er soeben gesagt hatte. Dann sah er mich fest an. »Aber ich würde nie jemanden umbringen. Nie. Und auch diesen Typen habe ich nicht umgebracht.«
    Ich hielt seinem Blick stand und beschloss dann, noch einen Schritt weiterzugehen. »Würden Sie sich einem Lügendetektortest unterziehen?«
    »Natürlich«, sagte Yamaguchi sofort.
    In diesem Moment ging Walter dazwischen. »Nein! Ich traue diesen Dingern nicht. Das werde ich

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