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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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nicht tun dürfen. Ich musste schnell an meine Zeugen herankommen, besonders an Lilah Bayer. »In der Zwischenzeit arbeiten wir im Verborgenen. Die Presse hat keinen blassen Schimmer davon, was wir tun.«
    Bailey lachte auf. »Viel Glück. Die Presse belagert uns ständig, und unsere Dienststellen sind bekanntermaßen ein Sieb. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, so schnell zu sein, dass das Gerede nicht an die falschen Ohren gelangt.«
    Wenn man sich auf dünnem Eis bewegt, ist Sicherheit gleichbedeutend mit Geschwindigkeit. Zu viele Leute wussten bereits von diesem Fall: der leitende Oberstaatsanwalt Summers, mein Chef Eric, der natürlich vertrauenswürdig war, aber auch Melia, die Stadtschreierin, für die das nicht galt. Die Leute auf Baileys Seite waren da noch nicht mitgerechnet. Ich atmete tief durch, um den Druck auf meiner Brust zu lösen, schlang einen Arm um den Leib und schritt auf und ab, den Telefonhörer immer noch in der Hand. Da uns die Zeit davonlief, kam es auf den ersten Schritt an.
    »Da Lilah zweifellos am Tatort war, würde ich sagen, dass sie absolute Priorität hat«, sagte ich. »Wir könnten die Ermittler aus dem Fall Zack Bayer bitten, uns die nötigen Kontaktdaten mitzuteilen.«
    »Ich werde mal nachfragen, welcher Kollege damals zuständig war«, sagte Bailey.
    »Und ich erkundige mich, wer von der Staatsanwaltschaft die Sache betreut hat, dann kann ich ein Treffen arrangieren.«
    »Die beiden werden uns auch sagen können, ob die Frau auf dem Video Lilah ist«, sagte Bailey. »Im Übrigen werde ich wohl noch Simons Eltern benachrichtigen müssen.«
    Wir schwiegen. Die Übermittlung von Todesnachrichten gehörte zu den unangenehmsten Dingen im Leben eines Polizisten, und diese Familie hatte nun schon zwei Söhne durch Mord verloren. Ein Albtraum, um den ich Bailey nicht beneidete. Wir legten auf, und ich machte mich auf die Suche nach dem Staatsanwalt.
    Ein paar Telefonate später hatte ich in Erfahrung gebracht, dass der damalige Staatsanwalt, Larry Gladstein, jetzt am Gericht von Antelope Valley war – weiter konnte man nicht weggehen, wenn man im Distrikt Los Angeles bleiben wollte. Vage erinnerte ich mich an diese Wüste, die man auf dem Weg nach Arizona durchquerte. Larrys Mailbox schaltete sich ein, und ich hinterließ ihm eine Nachricht.
    Da ich im Augenblick nicht mehr tun konnte, beschloss ich, an meinen anderen Fällen zu arbeiten, um dort klarschiff zu machen. In den unausgefüllten Momenten zwischen Telefonaten und der Bearbeitung von Anträgen ertappte ich mich allerdings immer wieder dabei, wie ich über den Mord an Zack nachdachte. Axtmorde waren selten – aber dass eine Frau so etwas tat, war noch ungewöhnlicher, als würde ein Demokrat für die Republikaner Wahlkampfmittel sammeln. Ich fragte mich, welche Art von Beweisen Gladstein dazu veranlasst hatten, Klage einzureichen.
    Um halb sieben waren Toni und ich mehr als geneigt, die Zelte abzubrechen. Obwohl ein frischer Wind wehte, beschlossen wir, dass ein bisschen Bewegung größere Genüsse rechtfertigen würde, und so gingen wir zu Fuß zum Restaurant. Als wir eintraten, begrüßten uns die weichen Klänge einer Jazztrompete, die ich als die von Clifford Brown in Stolen Moments erkannte. Die Angst, die in mir aufgestiegen war und sich in meinem Magen angesammelt hatte, löste sich. Als wir am Tisch ankamen und die Gerüche aus der Küche drangen, war ich schon fast glücklich. Der Kellner brachte schwarze Servietten, um nicht – Gott bewahre! – weiße Flecken auf unseren schwarzen Hosen zu hinterlassen, und nahm dann unseren Getränkewunsch entgegen: Ketel One Martini, trocken und eiskalt, ohne Eis. Als unsere Drinks kamen, stießen wir darauf an, dass wir es endlich geschafft hatten, einen Abend miteinander zu verbringen.
    »Wie läuft es eigentlich mit J.D.?«, fragte ich.
    Toni senkte den Kopf. »Oh, okay.«
    »Mag glauben, wer will«, sagte ich. »Was ist los?«
    »Nichts, wirklich«, antwortete sie und seufzte. »Nichts Neues zumindest. Wir verstehen uns wirklich großartig, aber ich spüre, dass ihm die Sache langsam zu eng wird.«
    Graden hatte im Yamashiro bereits so etwas angedeutet, aber ich hatte geschworen, es für mich zu behalten. Einen Moment lang war ich hin- und hergerissen zwischen diesem Versprechen und meiner Loyalität Toni gegenüber. Wie das bei Freundinnen eben so ist.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ist ja merkwürdig. J.D. sagt genau dasselbe über dich.«
    »Wie bitte?«
    »Du

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