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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Frau?«
    Im selben Moment, als Larry das Foto sah, pressten sich seine Lippen zu einer bitteren, harten Linie zusammen, und sein Kiefer verkrampfte sich. »Klar kenn ich die. Das ist die Angeklagte, Lilah Bayer.«
    Zur Sicherheit zeigte ich ihm auch noch das Foto von Simon.
    Er nickte. »Das ist Simon.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Was ist bloß mit ihm passiert? Abgesehen vom Offensichtlichen, meine ich. Das ist nicht der Mensch, den ich während des Prozesses kennengelernt habe.«
    »Er hat auf der Straße gelebt.«
    Ich erzählte ihm, was wir bislang über den Mord an Simon wussten. Dann fügte ich noch die Informationen hinzu, die ich vor ein paar Stunden von Scott, dem Ermittler des Coroners, bekommen hatte.
    »Dem Coroner zufolge weist Simons allgemeiner körperlicher Zustand darauf hin, dass er nicht jahrelang auf der Straße gelebt hat. Lange genug allerdings, um ein paar Verschleißerscheinungen zu zeigen.«
    »Ich wusste, dass Simon die Sache zusetzt, aber dass es so schlimm ist, hätte ich nie gedacht«, sagte er und zeigte auf das Foto.
    Larrys Leiden war greifbar. Sein ganzer Kummer hing in der Luft. Er wirkte in sich gekehrt, und seine Augen, die sich auf einen Punkt jenseits des Fensters richteten, starrten ins Leere. Wir saßen lange da und schwiegen.
    Larry schaute immer noch hinaus, als er schließlich weitersprach. »Simon war irgendwie … zu gut für diese Welt. Was passiert ist, wäre für jeden von uns schwer zu ertragen gewesen, aber für ihn …« Er seufzte schwer. »Er hatte die Sanftheit eines Blumenkinds, auch wenn er natürlich keines war, falls Sie verstehen, was ich meine?«
    Das tat ich. Traurig schüttelte ich den Kopf. Leute wie ihn schien die Welt einfach zu zermalmen.
    »Ich erinnere mich, dass er bei der Urteilsverkündung regelrecht ausrastete«, fuhr Larry fort. »Fast hätte man ihn ruhigstellen müssen.« Larry schwieg und starrte weiterhin aus dem Fenster. »Ich muss zugeben, dass bei mir auch nicht viel gefehlt hätte.«
    »Wissen Sie, dass er das Bundesgericht noch einmal auf den Fall ansetzen wollte?«, fragte ich.
    »Ja. Mir war aber klar, dass die Sache aussichtslos war. Die nehmen nur Fälle mit Erfolgsgarantie.«
    »Dass sie den Fall nicht wollten, war für Sie vermutlich eine gewisse Genugtuung, oder?«, fragte ich teilnahmsvoll.
    Larry zuckte mit den Achseln. »Mag sein, aber das ist ein schwacher Trost. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte das Bundesgericht den Fall lieber angenommen und gewonnen.«
    Ich nickte. Mir wäre es genauso gegangen. Allerdings bestand natürlich noch die Möglichkeit, dass das Bundesgericht den Fall nicht angenommen hatte, weil man Lilah Bayer für unschuldig hielt.
    »Denken Sie, Simon hat Lilah aufgelauert?«, fragte er schließlich.
    »Sieht so aus, da sie schließlich zur selben Zeit auf demselben Teil des Gehwegs waren«, antwortete ich. »Ich glaube nicht an Zufälle. Aber unabhängig davon, warum Simon sich dort aufhielt, war Lilah nahe genug dran, um sehen zu können, wer ihn erstochen hat. Wir müssen sie in jedem Fall finden, wenigstens als Zeugin.«
    »Außerdem könnte sie natürlich in die Sache involviert sein«, sagte Larry und sah mich eindringlich an.
    Ich erwiderte seinen Blick. »Wie ich schon sagte, ich glaube nicht an Zufälle …«
    »Ganz meine Meinung«, stimmte er zu.
    »Bislang habe ich noch keine konkrete Theorie«, fuhr ich fort. »Die Tatsache allerdings, dass Lilah und Simon und irgendein Messerstecher sich in einer so großen Stadt wie L.A. alle zur selben Zeit auf diesen paar Quadratmetern zusammengefunden haben, deutet mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass da ein Zusammenhang besteht.«
    »Wenn Sie sie des Mordes an Simon überführen können, werde ich Ihnen ewig dankbar sein«, sagte Larry. »Was würden Sie also gerne von mir wissen?«
    »Standen sich Simon und Zack nahe?«, fragte ich.
    »Simon hat Zack verehrt«, antwortete Larry. »Simon war über sechs Jahre jünger, sie haben also nicht wirklich eine gemeinsame Kindheit gehabt. Zack war so eine Art Held für ihn, Sie wissen schon, der coole große Bruder. Bei Simon schien mir das allerdings über das gewöhnliche Maß hinauszugehen.«
    »Woran lag das?«, fragte ich.
    Larry schwieg einen Moment. »Vermutlich können die Eltern Ihnen das besser erklären, aber ich hatte den Eindruck, dass Simon ein ängstliches Kind war. Vermutlich wurde er in der Schule herumgeschubst. Nach dem, was mir die Leute erzählt haben, war Zack

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