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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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schließlich leise, und seine Stimme klang nun traurig. »Ich hatte immer das Gefühl, dass Simon nicht gut mit der Sache klarkommt. Aber das …« Wieder schwieg er. Irgendwann seufzte er. »Okay, heute Morgen müssen wir die Jury für einen Fall von Kindesmisshandlung einweisen, und nachmittags habe ich noch eine Voruntersuchung, aber gegen vier sollte ich fertig sein.«
    Wir einigten uns darauf, uns um halb fünf zu treffen, und ich schickte Bailey eine SMS.
    Um zwei fuhren wir los. Bailey nahm den Golden Gate Freeway in Richtung Norden zum Freeway 14, ebenfalls in Richtung Norden. Nach einer halben Stunde erhoben sich auf jeder Straßenseite eindrucksvolle Berge. Kleine einsame Ranches verstreuten sich über die Täler dazwischen. Über uns zogen watteartige weiße Wolken dahin und verteilten Licht und Schatten auf der Erde. Falken auf Beutesuche ließen sich in ihrer anmutigen Kraft von den Luftströmen tragen. Nichts hier erinnerte noch an L.A. Wir hätten genauso gut in Montana sein können.
    Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht und mich über Larry informiert. Mir war klar gewesen, dass er als guter Anwalt und harter Kämpfer galt, aber was ich nicht gewusst hatte, war, dass er in den zwölf Jahren vor dem Mord an Zack Bayer nur einen einzigen Fall verloren hatte – eine beeindruckende Bilanz.
    Von Mark Steiner, einem meiner Kumpels, der in Van Nuys mit Larry zusammengearbeitet hatte, wusste ich, dass es bei der Übernahme des Falls durch Larry Gladstein mehr als das übliche Gerede unter den Staatsanwälten gegeben hatte.
    »Das war in jeder Hinsicht lächerlich«, hatte Mark sich erregt. »Larry ist ein großartiger Jurist, und von diesen Idioten hätte sich auch niemand so ins Zeug legen und diesen Druck aushalten wollen.«
    »Seit wann hätte sie das vom Tratschen abgehalten?«, fragte ich.
    »Tja«, seufzte Mark. »Larry hat das auch locker weggesteckt. Zugesetzt hat ihm das, was nach dem Urteil kam. Er hat unmenschlich viel Arbeit in die Sache gesteckt, und mir war klar, was das Urteil für ihn bedeutete. Als all die Großmäuler dann herumposaunten, wie er den Fall hätte gewinnen können, und vor der Presse törichte Kommentare über sein angebliches Versagen abgaben, war das zu viel für ihn. Das war zwar kompletter Bockmist, aber du weißt ja, wie das ist. Staatsanwälte können Kannibalen sein.«
    Das waren sie, wie ich nur zu gut wusste.
    »Larry hat also selbst um die Versetzung nach Antelope Valley gebeten?«, fragte ich.
    »Nicht direkt«, antwortete Mark. »Larry hat um seine Versetzung gebeten, und man hat ihn nach Antelope Valley geschickt.«
    Na prima. Ein Mann opfert sich jahrelang auf und wird dann zur Belohnung in die Wüste verpflanzt.
    Das hieß aber noch nicht, dass das Urteil falsch war.
    Dank Baileys Bleifuß erreichten wir unser Ziel eine halbe Stunde zu früh. Als sie einparkte, sah ich, dass das Gerichtsgebäude der letzte Vorposten der Zivilisation war. Auf der anderen Straßenseite erstreckte sich bereits eine endlose Reihe von Agaven gen Horizont, und neben dem Gerichtsgebäude stand ein betagtes verputztes Gebäude mit einem ausgebleichten Schild: Knights of Columbus – Kolumbus-Ritter. Das Gerichtsgebäude selbst war allerdings relativ neu und viel schöner als das, in dem ich arbeitete. Wir traten durch den Metalldetektor und stiegen in den Empfangsbereich hoch.
    Ich stellte Bailey und mich vor und erklärte der Dame dort, warum wir gekommen waren.
    Sie griff zum Telefon und kündigte unsere Ankunft an, dann legte sie wieder auf. »Er kommt sofort.«
    Ich hatte mir Larry als einen breitbrüstigen Mann in Tweedjacke mit runden roten Wangen vorgestellt. Der Mann, der nun kam, war etwa eins achtzig groß, eher schlank und hatte braune Haare, die sich allmählich lichteten. Er trug einen Gürtel mit einer großen Silberschließe und spitze Cowboystiefel. Knapp daneben.
    »Kommen Sie mit«, sagte er und winkte uns herein.
    Für Bezirksstandards war es ein schönes Büro. Anders als in meinem konnte hinter den beiden Besucherstühlen noch eine normalgroße Person entlanglaufen. In der Ecke stand ein großer grauer Aktenschrank, und an der Wand links vom Schreibtisch befanden sich zwei hohe Metallregale, die ziemlich neu aussahen. Auch die Aussicht war überwältigend – falls man Berge und Kakteen mochte.
    Wir setzten uns, und Bailey holte das Standbild heraus, das wir von der Videoaufnahme gemacht hatten. Sie tippte auf die Frau mit der dunklen Sonnenbrille. »Kennen Sie die

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