Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
abzustatten.«
»Gute Idee.« Bailey fuhr auf den Freeway. »Vor allem zur Essenszeit höre ich dieses Wort unglaublich gern.«
Ich schlang meine Arme um den Oberkörper, um mich ein wenig zu wärmen, und schaute hinaus auf die anderen Autos. Wie immer fuhren wir konsequent auf der Überholspur. Mit der Polizei unterwegs zu sein machte einfach Spaß. Als wir zum Coroner kamen, hatten wir doppelt Glück. Dr. Sparks war da, und er hatte Zeit.
Wenn ich Dr. Sparks sah, musste ich immer sofort an Woody Allen denken. Spindeldürr, nicht größer als ich, dicke Brille, Hakennase und eine nasale, durchdringende Stimme. Als ich zum ersten Mal in einem Fall mit ihm zu tun gehabt hatte, war ich skeptisch gewesen, was seine Wirkung auf die Jury angeht. Seine zögerliche, vorsichtige Art im Zeugenstand war aber als geradlinig und präzise aufgefasst worden. Die Jury war begeistert gewesen.
Sein kleines Büro war so chaotisch, dass wir nicht einmal die Stühle fanden, von denen ich wusste, dass sie vor seinem Schreibtisch standen. Er schnappte sich aber zielsicher zwei beachtliche Bücherstapel und hievte sie hinüber auf den Tisch, der ohnehin fast unter seiner Last zusammenbrach. Dann eilte er um den Schreibtisch herum, rückte seine Brille zurecht und klappte die Akte zu Simon auf.
»Also, unser John Doe …«, begann er.
»Ist nun unter dem Namen Simon Bayer bekannt«, fiel Bailey ihm ins Wort.
Dr. Sparks nickte, ohne den Blick von der Akte abzuwenden.
»Obdachlos, aber nicht wirklich lange«, sagte er und blätterte in den Papieren herum. »Über die Todesursache kann man nicht so viel sagen, außer dass ihm die Wunde mit einem spitzen Gegenstand beigebracht wurde. Das ist Ihnen nicht neu, ich weiß«, fuhr er fort, legte die Obduktionsfotos auf den Tisch und drehte sie uns hin. »Sehen Sie, wie sauber und präzise die Wunde ist?« Er zeigte auf ein Foto vom oberen Unterleib, auf dem ein schmaler, akkurater Schlitz zu erkennen war, eher ein chirurgischer Schnitt als etwas, das man jemandem irgendwo auf dem Gehweg beibrachte. »Er muss also einen äußerst scharfen …«
»Er?«, fragte ich. »Könnte der Mörder nicht auch eine Sie gewesen sein?«
Dr. Sparks sah wieder auf das Foto und runzelte die Stirn, dann schürzte er die Lippen. »Nun, ich denke, es könnte auch eine Frau gewesen sein. Obwohl es … nun … Das ist doch auf der Straße passiert, oder?« Er schob seine Brille hoch und schaute Bailey an.
»Ja«, antwortete sie. »Und zwar ziemlich schnell.«
Dr. Sparks schüttelte den Kopf. »Nun, das ist … mit diesem … na ja …« Offenbar waren ihm die Worte ausgegangen.
Ich hätte ihn am liebsten gepackt und umgedreht, damit ein vollständiger Satz herausfiel.
»Für eine Frau wäre das ungewöhnlich, meinen Sie?« Ich gab mir Mühe, geduldiger zu klingen, als ich mich fühlte.
»Ähm …« Wieder legte Dr. Sparks eine Pause ein und holte weitere Fotos heraus. Nacheinander betrachtete er fünf Bilder. Dabei hielt er sie sich direkt vors Gesicht, eine Marotte sämtlicher Gerichtsmediziner.
»Sehen Sie?«, sagte er und tippte auf das Foto, das er immer noch in der Hand hielt, sodass wir eines bestimmt nicht tun konnten – etwas sehen. »Ein schneller, harter Stich direkt in die Aorta. Absolut treffsicher.«
»Das Opfer dürfte also ziemlich schnell gestorben sein?«, fragte ich.
Dr. Sparks nickte. »Er ist sicher innerhalb weniger Minuten verblutet. Wer auch immer dieses Messer in der Hand hatte, wusste, was er tat – falls er nicht einfach Glück hatte. Und wie ich schon sagte, das Messer war scharf. Das hat einen schnellen Einstich erleichtert.«
Er legte das Foto hin, und Bailey schnappte es sich auf der Stelle. Ich lauerte darauf, ob sie es sich direkt unter die Nase halten würde. Dann würde ich ihr einen Tritt verpassen.
»Nun«, fuhr Dr. Sparks fort. »Es könnte eine Frau gewesen sein. Eine Frau wäre sicher in der Lage, jemandem eine solche Wunde zuzufügen, vor allem mit einem solchen Messer. Es ist nur irgendwie unwahrscheinlich.«
»Was können Sie uns über das Messer sagen, das benutzt wurde?«, fragte ich.
»Außer dass es scharf war«, sagte er und las wieder in seinem Bericht. »Der Wundkanal ist siebeneinhalb Zentimeter tief, die Wundbreite … sehr schmal. Steven weiß sicher mehr, aber …« Dr. Sparks blätterte in der Akte. »Ich entnehme der Akte, dass er die Wundanalyse gemacht hat, aber ich finde den Bericht nicht. Geben Sie mir eine Minute.«
Ich würde ihm auch
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