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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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mir das mit der Automatikwaffe nicht schon selbst gedacht hätte«, sagte Bailey. »Ich habe nur gewartet, ob du selbst darauf kommst.«
    »Ein erbärmlicher Zug, Keller.«
    Der Gerechtigkeit halber musste man allerdings zugeben, dass sie vermutlich recht hatte.

35
    W ie sich herausstellte, würde niemand irgendjemanden zum Essen einladen. Als wir zum Gerichtsgebäude zurückkehrten, war es schon halb zwei, und sowohl mein Anrufbeantworter als auch mein Postfach erinnerten mich daran, dass auch noch andere Fälle auf mich warteten. Normalerweise hätte ich trotzdem etwas essen können, denn ich hätte ja abends länger arbeiten können, aber ausgerechnet heute musste ich zeitig gehen. Ich hatte nämlich eine Verabredung mit Graden.
    Der Tag war anstrengend und emotional aufwühlend gewesen, und so war ich mehr als bereit für eine kleine Auszeit. Graden hatte den Catalina Jazz Club vorgeschlagen. Vor einigen Jahren war er von seinem alten Domizil in ein komfortableres Lokal am Sunset Boulevard gezogen. Alle Größen der Jazzwelt spielten dort. Ich probierte immer gerne etwas Neues aus, und guten Jazz zu hören war eines der besten Gegengifte, die ich gegen das unvermeidliche Elend meiner Fälle gefunden hatte. Gegen sechs hatte ich hinreichend viel von meinem Stapel abgearbeitet, um nicht in Panik zu geraten, und fuhr heim ins Biltmore.
    Im Moment regnete es nicht, aber es war immer noch kalt. Außerdem hingen Wolken am Himmel, die jederzeit beschließen konnten, uns eine Dusche zu verpassen. Ich entschied mich also für schwarze Leggings, einen langen Pullover und schwarze Overknee-Stiefel. Für alle Fälle legte ich mir auch noch einen Regenmantel über die Schultern und fuhr hinab.
    Graden sah wie immer umwerfend aus. Heute trug er einen schlichten schwarzen Pullover und Jeans, aber an ihm wirkten die Sachen, als würde er sie in einem Männermagazin präsentieren.
    »Hallo, Rachel«, sagte er liebevoll, als ich durch die Tür trat.
    »Hallo«, erwiderte ich.
    »Du siehst hinreißend aus«, sagte er mit einem Lächeln und beugte sich zu einem raschen Kuss und einer Umarmung vor. Bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, dass er nicht nur großartig aussah, sondern auch wunderbar roch.
    »Und was dich angeht, ist es wirklich ein Segen, dass du vorwiegend mit Männern zusammenarbeitest«, erwiderte ich.
    Auf dem Weg in den Club berichtete ich, was in den letzten Tagen so alles passiert war. In einem kurzen Telefonat hatte ich ihm erzählt, dass wir im Fall Bayer weiter waren, aber er kannte keine Einzelheiten.
    »An den Mord an Zack erinnere ich mich noch«, erzählte er. »Nach allem, was du sagst, scheint es hinreichend gute Gründe für eine Verurteilung gegeben zu haben. Wahrscheinlich wollte die Jury einfach nicht glauben, dass eine Frau …«
    »… besonders so eine …«, ging ich dazwischen.
    »… eine derart abscheuliche Tat begehen kann«, beendete er seinen Satz. »Ich habe sogar eine Theorie dazu, warum Frauen von Jurys verschont werden. Männer mögen den Gedanken nicht, dass Frauen derart kaltblütig sein können. Das stört unsere primitive Fantasie von der weiblichen Hilflosigkeit.«
    »Kaum zu glauben, dass diese Fantasie Lorena Bobbitt überlebt haben soll«, sagte ich. »Immerhin gibt es ja mittlerweile Frauen, die Männern den Schwanz abschneiden.«
    »Wir sind eine starrköpfige Spezies«, sagte Graden, als er auf den Parkplatz hinter dem Club fuhr und direkt vor der Tür parkte.
    »Erstaunlich, dass ihr noch nicht ausgestorben seid«, stellte ich fest. »Vermutlich hast du aber recht. Das wird auch der Grund dafür sein, warum Lizzie Borden, die Axtmörderin, freigesprochen wurde.«
    »Wurde sie?«, fragte er ungläubig, als er mir die Tür aufhielt.
    »Sie ist freigekommen, und sonst wurde nie jemand angeklagt.«
    Graden schüttelte den Kopf, als er mir in die Bar folgte. »Jurys.«
    »Darauf trinken wir einen«, sagte ich.
    Wir bestellten Ketel One Martinis und eine Riesenportion Pommes. Ein hervorragendes Jazzquartett, das einen Tenorsaxofonisten mit rauchigem Ton begleitete, hatte bereits mit dem ersten Set begonnen. Als unsere Drinks kamen, stießen wir auf einen wundervollen Abend an. Der Wodka erfüllte seine Funktion und brachte mich runter. Ich lehnte mich zurück und genoss die Musik. Die Band ging jetzt nahtlos zu einer langsamen, stimmungsvollen Version von One for My Baby über. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Graden mich beobachtete. Wir wechselten einen langen Blick, der

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