Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
von ihm gewollt. Sie hatte nur irgendetwas in Rachels Leben berühren wollen. Natürlich hatte Lilah auch die Möglichkeit bedacht, dass sie bei ihm sein könnte. In dem Fall hätte sich Lilah in eine Ecke verzogen und die beiden aus der Ferne beobachtet. Glücklicherweise war Graden Hales aber allein gewesen, hatte allerdings ziemlich elend ausgesehen. Deshalb hatte er sie auch kaum beachtet, was sie irritiert hatte. Vermutlich war das der Grund dafür, warum sie den riskanten Schritt gewagt hatte, aus der Deckung zu kommen. Sie wollte irgendeine Reaktion hervorrufen, auch wenn sie nicht bleiben konnte, um sie zu beobachten.
Sie wusste, dass ihre kleine Spitze gesessen hatte. Hales war zu clever, um den Pfeil zu übersehen, mit dem sie auf sein Herz gezielt hatte. Zunächst hatte sie mit sich selbst gehadert, weil ihr Temperament mit ihr durchgegangen war. Je länger sie aber darüber nachdachte, desto stärker war sie davon überzeugt, dass die Sache keine Nachteile hatte – nur einen beträchtlichen Vorteil. Sobald ihm die Tragweite des Ganzen klar wurde, würde er Rachel davon erzählen. Und dann würde Rachel eine Ahnung davon bekommen, mit wem sie es zu tun hatte. Besser konnte es gar nicht laufen.
Ihr Feldzug gegen Rachel Knight hatte gerade erst begonnen. Und er versprach, noch besser zu werden als die Vernichtung von Brenda Honesdale.
Nicht einmal Chase wusste von Brenda, der »besten Freundin aller Zeiten«, die ihr das Gefühl gegeben hatte, irgendwohin zu gehören, als Lilah das Internat verlassen hatte und auf die örtliche Highschool gekommen war, einsam und fremd. Zum ersten Mal hatte Lilah erfahren, was es heißt, Freunde zu haben, ganz normale Jugendliche, die sie akzeptierten. Lilah hatte so etwas noch nie erlebt, und sie hatte gedacht, dass ihre neuen Freunde ihr für immer erhalten blieben – vor allem Brenda.
Bis zu dieser Party, als sich Brenda und ihre Günstlinge als Lügner und Verräter erwiesen hatten – und Brenda als Monster. Lilah erfuhr nie, was man ihr in den Drink getan hatte. Sie wusste nur, dass sie hundeelend wieder aufwachte, innerlich und äußerlich zerschlagen. Auf steifen Beinen stolperte sie nach Hause und hielt ihre Bluse zusammen. Ihre Mutter starrte sie kalt an. Die unausgesprochenen Vorwürfe hingen schwer in der Luft. Lilah erklärte, sie würde nie wieder zur Schule gehen. Und Pam – die Lilah nie wieder »Mutter« nannte – hatte nichts dagegen, dass sie fortan Privatunterricht nahm. Je eher Lilah ihren Schulabschluss hatte, desto schneller würde sie aufs College gehen und das Haus verlassen.
Jahrelang verbrachte Lilah damit, Pläne zu schmieden und zu warten. Darauf zu warten, dass Brenda etwas finden würde, woran ihr viel lag. Etwas, das man ihr wegnehmen könnte. Irgendwann erfüllte sich ihr Wunsch. Brenda heiratete William Sharder, einen erfolgreichen Lokalpolitiker aus wohlhabender Familie. Sie bekamen ein Kind. Brenda und William lebten ein herrliches Luxusleben mit Privilegien und Macht.
Lilah ging langsam und geduldig vor und begann, Stück für Stück Brendas Leben auseinanderzunehmen. Gerüchte über exzessiven Alkoholkonsum und Medikamentenmissbrauch machten die Runde. Niemand wusste, wie oder wann das angefangen hatte. Zunächst waren es nur vage Andeutungen, an die niemand wirklich glaubte. Zu mehr als einer Gelegenheit war aber gesehen worden, wie Brenda nach Hause torkelte, vollkommen besinnungslos. Dann wurde sie, als sie von einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach Hause fuhr, in einen Unfall verwickelt. Die Polizei bekam einen Tipp, dass jemand mit einem ähnlichen Auto üble Schlangenlinien gefahren sei, und so wurde sie zum Bluttest gebeten. Obwohl sie behauptete, sie habe nur ein Glas Wein getrunken, wies der Test große Mengen Oxycontin in ihrem Blut nach. Sie bestritt, Medikamente genommen zu haben. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ihr aber schon niemand mehr. Auf Anraten ihres Anwalts bekannte sie sich der Trunkenheit am Steuer schuldig.
Während Brenda gemeinnützige Arbeit verrichtete und auf dem Freeway Müll auflas, lief Lilah »zufällig« Brendas Ehemann über den Weg, und zwar ausgerechnet bei einem Gebet mit anschließendem Frühstück. Im Anschluss an die Veranstaltung suchten sie zusammen Mimosen und landeten dann in Lilahs Bett. Ihre Körper glühten noch, als Lilah ihm erzählte, dass sie den Seitensprung auf Video aufgezeichnet hatte. Ein junger Politiker mit hochfliegenden Plänen konnte sich einen Skandal nicht leisten,
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