Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
sich die Sache nicht doch …«
»Keine Chance. Glaub mir doch, Bailey.« Meine Stimme klang sogar in meinen eigenen Ohren brüchig.
»Ein Mann kann Mist bauen, Rachel, aber er kann auch aus seinen Fehlern lernen. Ich weiß, dass dich das im Moment nicht überzeugt, aber tu mir bitte einen Gefallen – setz dir eine Frist und denk dann noch einmal über das Ganze nach. Sagen wir mal, in einer Woche«, schlug Bailey vor. »Kannst du mir wenigstens das versprechen?«
»Und danach kommt das Thema dann vom Tisch?«
»Ja«, sagte sie.
»Versprochen.« Ich griff zum Brotkorb, nahm mir eine Scheibe und hielt ihn dann Bailey hin.
Bailey bediente sich, und wir tauchten unser Brot in das Olivenöl.
»Haben wir morgen eine Verabredung?«, fragte ich und streute großzügig Salz auf den Teller.
»Danke für die Beihilfe zum Bluthochdruck«, sagte sie und nahm mir den Salzstreuer aus der Hand. »Ich habe einen Termin mit dem Anwalt ausgemacht, der Lilah damals in der Kanzlei eingestellt hat.«
»Werden wir auch jüngere Mitarbeiter treffen?«
Bailey nickte. »Und Sekretärinnen.«
Sie nahm noch ein Stück Brot, wischte das salzige Olivenöl damit auf und biss ab. Genüsslich kaute sie. Dann hielt sie inne und langte nach dem Salzstreuer. »Da muss mehr drauf.«
44
C hase klappte seinen Laptop zu und steckte den Speicherstick ein. »Fazit, du hattest recht. Unser werter Geschäftsführer hat sich ins Geschäft gebracht, indem er nicht existente Häuser verkauft hat.«
Sabrina nickte abwesend und schwieg. Chase runzelte die Stirn. Ihre Zerstreutheit in den letzten Tagen bereitete ihm allmählich Sorgen. Sie hatte sichtlich Mühe, ihm ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Als sie dann aber sprach, war klar, dass sie alles gehört und analysiert hatte.
»Und seine dämliche Ausrede, dass die Baufirma das Geld gestohlen habe, wurde nie hinterfragt?«
»Soviel ich weiß, nicht.«
Sie trommelte mit den Fingern auf den Armlehnen herum. »Finde heraus, warum ihn niemand verklagt oder die Polizei verständigt hat. Irgendwo ist da ein Haken, und ich würde wetten, dass der Haken weiter oben in der Hierarchie sitzt. Wir müssen den Geschäftsführer und den Haken drankriegen. Die Informationen über Letzteren können wir vielleicht noch einmal gebrauchen.«
Chase nickte. Es erleichterte ihn, dass ihre Prioritäten noch die alten waren, egal wo sie sich in Gedanken befinden mochte – und er hatte diesbezüglich so eine Ahnung.
Sabrina schob sich vom Schreibtisch weg, stand auf und streckte sich. Dann drückte sie auf den Knopf, der die Vorhänge öffnete. Sie glitten auseinander und gaben den Blick auf die vom Mond beschienenen Wolken am Nachthimmel frei. Sabrina fröstelte.
»Ist dir kalt?«, fragte Chase.
»Ich habe nur zu lange rumgesessen. Vielleicht sollte ich mir einen Pullover holen.«
Chase wartete, bis sie den Raum verlassen hatte, dann ging er rasch zu ihrem Computer und drückte ein paar Tasten. Eigentlich hatte er nur einen Blick darauf werfen wollen, aber was er nun entdeckte, war so empörend, dass er die Zeit vergaß. Sie ertappte ihn in flagranti.
»Was zum Teufel …«
Wütend zeigte Chase auf den Bildschirm. »Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich mich darum kümmere, Lilah.«
»Sabrina!«, zischte sie.
»Wir sind allein, Lilah. Du musst damit aufhören. Wir können es uns nicht leisten, Spuren zu hinterlassen.«
»Hör auf, Chase.«
Ihre Stimme war stählern, und er wusste, dass er heute nicht viel ausrichten konnte. Er schüttelte den Kopf. Seine Schultern sackten ernüchtert herab. »Ich mache mir nur … Sorgen …«
»Musst du nicht«, sagte sie kalt. »Geh nach Hause. Schlaf ein wenig. Du hast morgen viel zu tun.«
Der Klumpen in seinem Magen sagte ihm, dass sich Ärger anbahnte. Großer Ärger. Er wusste allerdings auch, dass Lilah nicht zu bremsen war, wenn es sie überkam. Sie würde tun, was sie tun wollte, und er konnte nur hoffen. Chase steckte seinen Laptop in die Tasche und ging.
Lilah trat ans Fenster. Normalerweise fand sie die Lichter von L.A. beruhigend. Heute Abend nicht. Nicht seit Chase ihr erzählt hatte, dass man nach ihr suchte. Ihr Gehirn schien übertourig zu laufen, und ihr ganzer Körper stand unter Strom. Diese unermüdlich vibrierende Energie ließ ihr keine Ruhe mehr. Nur wenn sie etwas tat, verspürte sie eine kurzzeitige Erleichterung.
Wie bei der Begegnung mit Lieutenant Hales. Lilah hatte Hales gar nicht unbedingt verführen wollen. Eigentlich hatte sie nichts
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