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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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zumal Lilahs Forderungen bescheiden waren: eine Stelle als Juniorpartnerin in seiner Top-Kanzlei. Dem kam der Mann gerne nach.
    Die Gerüchte über Brendas Alkohol- und Drogenmissbrauch rissen nicht ab, und kaum jemand zweifelte noch an ihrem Wahrheitsgehalt. Als sie im folgenden Jahr in einem Einkaufszentrum von einem Sicherheitsmann, der einen Tipp bekommen hatte, durchsucht wurde, fand er im Polster ihres Kindersportwagens Drogen. Danach wurde sie wegen Methamphetamin-Besitzes zu einer schweren Strafe verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt konnte es sich ihr Mann, der den Aufstieg ins State Office plante, nicht mehr leisten, mit ihr verheiratet zu sein oder sein Kind mit ihr allein zu lassen. Er ging mit dem Kind fort und nahm alles mit, wofür Brenda gelebt hatte.
    Lilah lief sich schon für die nächste Runde warm, als Brenda ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Sie ließ sich ein Bad ein und schnitt sich die Pulsadern auf.
    Lilah setzte sich und vergrößerte die Seite auf ihrem Bildschirm. Rachel Knight würde eine größere Herausforderung darstellen. Im Moment hatte sie eine Todesanzeige vor sich. Als sie zum Ende der Anzeige scrollte, fand sie ein Foto. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Lilah auf das Bild einer lächelnden Rachel Knight, die den Arm um ihre sie liebende Mutter gelegt hatte.

45
    D er nächste Morgen begann grau und unbeständig, der passende Rahmen für die feierlichen Ereignisse des Tages: die Gespräche in Lilahs Kanzlei. Den Tag in einer Kanzlei zu verbringen entsprach nicht gerade meiner Vorstellung von Spaß, aber ich hoffte, dass uns irgendjemand einen Hinweis darauf geben könnte, wo sich diese geheimnisvolle Frau befand. Bislang war die Liste der Fragen, die mir in einer Endlosschleife durch den Kopf gingen, nur immer länger geworden. Ich zog meine »Anwaltsklamotten« an und ließ widerwillig sämtliche Waffen zu Hause.
    Es war eine dieser typischen wichtigen Wirtschaftskanzleien, und sie nahm in einem Wolkenkratzer in Century City die gesamte obere Etage ein. Ein Aufzug, der ausschließlich für die Kanzlei bestimmt war, öffnete sich auf eine verglaste Lobby mit dicken Teppichen und Vorhängen in Erdtönen. Die obligatorische moderne Kunst hing hinter dem perfekt frisierten Mannequin von einer Empfangsdame, die im Epizentrum eines halbkreisförmigen Marmortresens saß. »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte sie skeptisch.
    Weder Bailey noch ich trugen den abgehalfterten Look gewöhnlicher Staatsbediensteter – ausgelatschte Schuhe und schnöde, ausgebeulte Kostüme. Ich hatte einen Rollkragenpulli aus grauem Kaschmir und einen schwarzen Blazer an, während Bailey unter ihrem wadenlangen Kamelhaarmantel einen schwarzen Rollkragenpullover und eine schwarze Hose trug. Nicht schlecht also, aber nicht annähernd genug, um als Mandant dieser Kanzlei durchzugehen. Die Begrüßung der Dame am Empfang zeigte, dass sie das genauso sah.
    »Wir haben eine Verabredung mit Lyle Monahan«, sagte Bailey und reichte der Frau ihre Visitenkarte. Ich reichte ihr meine ebenfalls.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte die Frau herablassend.
    Sie wies mit der Hand auf ein exklusives beigefarbenes Ledersofa, das so weit von ihrem Tresen entfernt stand, wie man überhaupt nur gehen konnte, ohne gegen die vollverglasten Wände zu laufen.
    »Ich komme mir vor wie in der Verbannung«, sagte ich zu Bailey, nachdem wir die Strecke hinter uns gebracht hatten. »Ist dir aufgefallen, wie die uns angesehen hat?«
    »Botox ist wohl nicht ganz unschuldig daran«, sagte Bailey. »Nimm es nicht persönlich.«
    Wir saßen eine gute Viertelstunde herum, bevor uns ein junger Mann mit Babyface in einem teuren marineblauen Anzug und Budapester Schuhen ins Allerheiligste führte: ein riesiges Eckzimmer mit Fenstern, die zwei Wände einnahmen und einen herrschaftlichen Blick bis hinüber ins Zentrum boten. Die spärliche Einrichtung bestand aus einem Hightech-Schreibtisch – einer Glasplatte auf einer Skulptur aus Stahl – am einen Ende des Raums und einem elfenbeinfarbenen Ledersofa samt passenden Rundsesseln am anderen Ende. Dazwischen könnte man schön Kunstrasen verlegen. Der junge Mann hieß uns, Platz zu nehmen auf den ergonomischen grünlich-weißen Lederstühlen vor dem Schreibtisch, und verkündete, dass Mr Monahan gleich bei uns sei. Dann ging er.
    »Er hat uns nicht mal was zu trinken angeboten«, stellte ich fest.
    »Hast du Durst?«, fragte Bailey.
    »Nein, es geht ums Prinzip. Wir sollten ihm androhen,

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