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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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konnte die Bitterkeit und den Neid hinter diesen Worten förmlich hören. Es sagte eine Menge, wenn Pamela nicht einmal gegenüber einem Polizisten, der ihrer Tochter einen Mord anhängen wollte, ihre Ressentiments unter Kontrolle hatte.
    Rick nickte, als er meinen Gesichtsausdruck sah. »Irgendetwas war da entschieden daneben«, sagte er. »Und wenn man sie dann jeden Tag im Gerichtssaal vor Augen hatte … Die Tochter würde vielleicht für immer ins Gefängnis gehen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals traurig, ängstlich oder wütend ausgesehen hätte – nichts.«
    »Wenn das aber ihre Einstellung zu Lilah war, warum ist sie dann überhaupt dort erschienen?«, fragte ich.
    »Wahrscheinlich hat der Verteidiger den Eltern nahegelegt, dass ihre Anwesenheit einen guten Eindruck machen würde. Das würde der Jury zeigen, dass die Familie intakt sei. Und wenn Daddy jeden Tag kam, sie aber nicht, würde das ein schlechtes Licht auf sie werfen.«
    »In wessen Augen?«, fragte Bailey.
    »Jury, Presse, egal. Es gab ja ein großes Medienecho«, erläuterte Rick. »Und was die Leute dachten, war Pam sehr wichtig.«
    »Und Lilahs Vater?«, fragte ich.
    Rick presste die Lippen zusammen und atmete dann heftig aus. »Der machte einen auf harter Typ, und vielleicht war er das auch – außer Lilah gegenüber. Er hat wirklich eine Schwäche für sein kleines Mädchen.« Rick zuckte mit den Achseln. »Das ist aber nur ein Eindruck. Daddy wollte nicht mehr viel mit mir zu tun haben, als ihm aufging, dass ich nicht klein beigeben würde.«
    Lilah war also Papis Liebling. Ein Grund mehr für die Mutter, eifersüchtig zu sein. Ich starrte auf den Ozean hinaus. Selbst an diesem grauen, unfreundlichen Tag war er auf eine wilde Weise schön. Ein Pelikan stürzte sich kopfüber ins Wasser, stieg dann wieder auf und flog zu einer Felszunge, auf der bereits zahllose Artgenossen hockten. Als er seinen Schnabel aufriss, hatte das etwas von einer Siegesgeste. Seine Größe und Steifheit ließen ihn fast prähistorisch aussehen. Mir kam die Frage in den Sinn, die ich mir bei unserem Gespräch mit Larry gestellt hatte.
    »Lilah hat bei ihrem Prozess ja selbst ausgesagt«, begann ich. »Wie hat sie sich geschlagen?«
    Ricks Miene verhärtete sich. »Einen besseren Auftritt habe ich noch nie gesehen. Bei einem Polizistenmord ist die Jury für gewöhnlich schwer zu knacken. Die Leute mögen keine Polizistenmörder, aber Lilah haben sie alle aus der Hand gefressen. Larry konnte ihr nichts anhaben.« Rick machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »Unter uns gesagt, hat er die Nerven verloren beim Kreuzverhör. Es ist fatal, so wütend zu sein. Das wirkt, als wäre der Staatsanwalt verzweifelt, außer Kontrolle. Besonders wenn er es mit jemandem zu tun hat, der so aussieht wie Lilah, falls Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich verstand. Es kam selten vor, dass ein Angeklagter eine Aussage machte. Noch seltener geschah es, dass er einen erfahrenen Staatsanwalt dazu brachte, die Fassung zu verlieren.
    »In diesem Moment war also der Fall für Sie verloren?«, fragte ich.
    »Wenn ich an die Gesichter der Jurymitglieder denke, als Larry fertig war, dann muss ich sagen … so war es wohl.«
    »Gibt es irgendeine Kontaktperson, die weiß, wo wir Lilah jetzt finden können?«
    »Ich bin nie jemandem begegnet, der von sich behauptet hätte, ein Freund von ihr zu sein«, sagte Rick und runzelte die Stirn. »Ich hatte es immer nur mit Nachbarn und den Kollegen aus der Kanzlei zu tun, und deren Aussagen haben Sie ja in der Akte.«
    Bailey nickte.
    »Die Aussagen sind keine große Hilfe, ich weiß.« Rick zuckte mit den Achseln. »Lilah ist also spurlos verschwunden?«
    »Es ist, als hätte sie sich in Luft aufgelöst«, sagte Bailey frustriert. »Nach dem Urteilsspruch hat sie nicht ein einziges Interview gegeben.«
    »Kein Wunder«, sagte Rick missmutig. »Sie ist mit einem Polizistenmord davongekommen. Klug, wie sie ist, hat sie das Glück lieber nicht herausgefordert.«
    Wir verfielen in Schweigen. Der Pelikan – ich ging davon aus, dass es derselbe war – flog wieder auf und kreiste über dem Wasser. In der Zwischenzeit waren Möwen über der Küste ausgeschwärmt und suchten nach Essensresten. Eine von ihnen schoss hinab auf eine Tüte, die jemand am Strand zurückgelassen hatte. Als sie wieder aufflog, hatte sie einen Pommes im Schnabel.
    Eine letzte Frage hatte ich noch.
    »Kannten Sie Zack eigentlich?«
    »Nein«, sagte Rick und

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